da ich ja ab und an einen kleinen Einblick in die Nachwuchsabteilung des FCB gebe, hier ein Bericht zur momentanen Schwäche der jungen Bayern... Quelle Merkur online
Nachdenken und auch mal dazwischenhauen
Kern verspricht neue, starke Jahrgänge
Wenn Werner Kern vom Nachbarn spricht, tut er das mit größtem Respekt: "Die leisten dort sehr, sehr gute Arbeit", sagt der Leiter des "junior teams" beim FC Bayern München. Und die Anerkennung für den TSV 1860 ist ehrlich, nicht nur, weil zuletzt die Löwen in den Derbys der A- und der B-Junioren gegen den FC Bayern erfolgreich waren. "Klar", sagt Werner Kern, "ist man da deprimiert, aber wir hängen den Erfolg unserer Jugendarbeit nicht daran auf."
Erst ein paar Wochen ist es her, als Werner Kern beim Münchner Kongress "Visions of Football" den Teilnehmern aus aller Herren Länder die Vision des FC Bayern vom "besten Nachwuchsprogramm im Vereinsfußball" dargelegt hat. Nun aber schwärmt München vom Jugendstil der Löwen. Und in der Bundesliga der A- Junioren ebenso wie in der Regionalliga der B-Junioren rangiert nicht der FC Bayern ganz oben, sondern 1860.
Doch beim FC Bayern ist man selbstbewusst genug, nun deswegen nicht die gesamte eigene Arbeit in Frage zu stellen. "Natürlich müssen wir uns überlegen, was wir verkehrt machen", sagt zwar Werner Kern, sieht sich aber prinzipiell schon auf dem richtigen Weg: "Es ist ja nicht so einfach in der Jugendarbeit. Bildet man nun Spieler aus mit Potenzial oder holt Leute, mit denen man schnell gewinnen kann?" Beim FC Bayern, betont Kern, zählt die Perspektive und gerade in seiner B-Jugend, die mit drei Niederlagen in die Saison gestartet ist, sieht er "viele gute Spieler, aber sie bringen momentan den Ball nicht rein."
Kern wusste, spürte, dass sich das schnell ändern werde. Gegen Ulm im vierten Saisonspiel haben die Jungs von Trainer Stefan Beckenbauer dann gleich das Dutzend voll gemacht, 12:2 gewonnen. Dennoch ist man von den Ansprüchen eines FC Bayern noch weit entfernt und Kern sagt: "Ich habe schon mal in unserem Jugendhaus richtig dazwischen gehauen, jetzt funktioniert es wieder." Junge Fußballer sind eben auch junge Menschen, dann ist es die Aufgabe der Trainer, sie daran zu erinnern, dass nur mit Wille, Ehrgeiz und Leidenschaft das Ziel erreicht werden könne. Und das heißt bezahlter Fußball, Profikarriere.
Nicht nur, aber vor allem darum geht es Werner Kern. "Wir wollen aus den Jungs ordentliche Menschen und möglichst Fußballprofis machen." Das ist in den letzten sechs Jahren seit Kerns Amtsantritt auch sehr gut gelungen, verstecken vor dem Nachbarn TSV 1860 muss sich der FC Bayern bestimmt nicht, im Gegenteil. Wenn der Abteilungsleiter alle aufzählen würde, die aus dem "junior team" in die Profiligen aufgestiegen sind, er würde nicht mehr fertig werden damit. Kern nennt als Beispiele neben Schweinsteiger, Lahm und Hargreaves, die es beim FC Bayern geschafft haben, Piotr Trochowski und David Jarolim beim HSV, Daniel Bierofka beim VfB Stuttgart oder Zvezdan Misimovic beim VfL Bochum. "Die gute Ausbildung war uns immer wichtiger als die Tabelle."
Doch Kern sieht, dass "die Jahrgänge 1986, 1987 und 1988 nicht mehr ganz so stark sind" wie frühere, "dahinter aber kommen wieder gute nach." Dennoch werden die Zügel angezogen, das Trainingsprogramm soll "noch straffer werden, es wird keinen Spielraum mehr für die Trainer geben, wer wie und wie oft trainiert." Man habe "schon gemerkt, dass es einfach nicht immer so toll weiter geht wie in der Vergangenheit", sagt Kern und verweist auf die vier Meistertitel unter seiner Aegide.
Daran will, daran aber muss man nicht anknüpfen. "Entscheidend ist, dass wir aus unseren Möglichkeiten das Optimale herausholen", sagt Kern und sieht sich auf einer Linie mit Manager Uli Hoeneß, wenn er sagt: "Es wird noch wichtiger, eigenen Nachwuchs nach oben zu führen." Schließlich sieht die UEFA ab 2009 vor, dass acht von 25 Spielern auf der Liste für die Champions League im eigenen Land, vier davon sogar im eigenen Verein ausgebildet sein müssen. "Und das sollen Top-Leute sein, kein Füllmaterial."