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Artificial Nonsense
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Hier und jetzt. Und Hamburg.
Robert Rolles 15-jähriger Sohn Arminius hat am 31.05 sein Debut als Profiboxer gegegeben:

https://boxrec.com/en/box-pro/1342295

https://www.faz.net/aktuell/sport/m...ofidebuet-und-loest-kritik-aus-110546339.html (paywall)

Für den Kampf hat Arminius Rolle eine Ausnahmegenehmigung des Bunds Deutscher Berufsboxer (BDB) erhalten. Normalerweise vergibt der BDB wohl erst ab 18 Lizenzen für das Berufsboxen. Arminius Rolle ist Weltmeister der Junioren im Schachboxen, die Qualität des Titels kann ich nicht beurteilen.

Robert Rolle ist als Vater sein Trainer und Manager. Wenn ich mir den Vornamen und das Setting der angehenden Karriere so ansehe, muss ich mich unwillkürlich fragen, welcher Traum da gelebt wird: Der des Vaters oder der des Sohnes. Da der Artikel der FAZ hinter der Paywall ist, hier einige Zitate von Robert Rolle:

„Wahrscheinlich“, sagte er über den Junior, „ist er technisch sogar besser, als ich es jetzt jemals war. Und er ist auch mental ultrastark, bringt die richtige Persönlichkeit mit.“ Das alles sei wichtig, denn beim Boxsport gehe es schließlich auch um die richtige Vermarktung. Talent allein reiche nicht, um erfolgreich zu werden. Deshalb der frühe Einstieg, für die Promotion, für die Publicity: so ein Altersrekord, sagt der Vater, mache auf seinen Sohn aufmerksam.

Die Altersgenossen üben sich mit 15 Jahren allenfalls in der Amateurszene. Rolle Senior hält diese Phase für überspringbar. „Arminius ist für Größeres gemacht“, sagt er. Alles scheint recht früh geplant. Der Vorname seines Sohnes ist eine Anlehnung an den germanischen Feldherrn Arminius, Fürst der Cherusker, Albtraum der Römer als Sieger über drei Legionen in der Varusschlacht 9 nach Christus. Dieser Arminius soll 25 gewesen sein, als er vernichtend zuschlug.

Ich kann mir prinzipiell schon vorstellen, dass eine Amateurkarriere überspringbar ist, wenn man ansonsten richtig herangeführt wird. Aber warum? Amateurboxen bietet einen geschützten kompetitiven Rahmen mit professionellen Strukturen, in denen ein Kind ausgiebig ausprobieren kann, ob es den Sport mag und ob es talentiert ist. Der eigene Vater ist ja nicht immer der geeignetste, um dies zu beurteilen. Inwieweit Rolle ihm einen gleichfalls professionellen Rahmen bieten kann, vermag ich nicht zu beurteilen. Trainer scheint er zu sein und er hatte ja auch Benjamin Simon trainiert. Ansonsten weiß ich nicht, wie angesehen er als Trainer ist. Ich hoffe, dass die jungen Schultern die Last der Träume tragen können, die auf ihnen ruhen.
 
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timeout4u

Bankspieler
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Individuell gesehen kann ich o.g. Aufbau/Einstieg zwar durchaus nachvollziehen und wie alles im Sport hat er Vor- und Nachteile.
Aus allgemeiner Sicht hinsichtlich Nachwuchsförderung im Leistungssport allerdings ist das Beispiel eher ein "schlechtes" Signal.
Gerade in diesem sensiblen Bereich läuft vieles in der Praxis, im Leistungssport, falsch und der Boxsport bräuchte in Sachen Talententwicklung dringend Reformen wie es z.B. jetzt im Jugendfussball geschieht. Angefangen von der Abschaffung von Ergebnissen bei Anfängern bis hin zu mehr "Unentschieden", Betreuung, Umdenken etc. Zuviele gute Talente werden leider bereits im jungen Alter verheizt, mental "gebrochen" und die Folgen zeigen sich erst Jahre später.
Wirklich nüchtern und neutral betrachtet ist es ein Unding minderjährige Boxer gegen Erwachsene kämpfen zu lassen. Klar, vereinzelt mag es Ausnahmen geben, wo es "Erfolg" brachte und viele Gegner sind dabei ja auch "handverlesen". Dennoch gibt es hier für jedes Pro gleichzeitig zig Contras, wo es letztendlich in die Hose ging oder es sich rächte in Sachen Gesundheit, Psyche, Geld ua.
Wie gesagt: das Ganze vom allgemeinen Standpunkt aus betrachtet. Persönlich und in diesem Einzelfall genießt Arminius sicher entsprechende Schutz/Fürsorge/Trainings/Wettkampfbedingungen uä. und die Risiken hinsichtlich Dinge wie "Verheizen, Missbrauch, Belastung" sind bei der Nachwuchsförderung im Amateurboxen sicher nicht kleiner angesichts der herrschenden Lage/Vorkommnisse in der Vergangenheit usw.
Von dem her ist das Amateurboxen nicht sicherer/besser als dieser individuelle Aufbau, wobei manches jedoch schon positiver geworden ist.
 
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