Berti Vogts hatte es zum einen mit Beckenbauers Schatten nicht einfach, zum anderen hat er sich das Leben immer wieder selbst schwer gemacht.
Vor dem Finale 92 hat er sich mit dem Spruch "wir sind im Finale und wer nicht da ist, ist Holland" ins Fettnäpfchen gesetzt.
94 hatte man tausend Nebenkriegsschauplätze, von Loddars Live Berichten aus der Kabine bis zu Effenbergs Mittelfinger. Vor dem Bulgarien-Spiel hatte man den Eindruck, es würde die Daily Soap nur kurz unterbrechen, bevor man sich bis zum Halbfinale wieder mit den wichtigen Dingen beschäftigen kann.
96 war dann das Turnier, wo er sich getraut hat, das Team über die Einzelspieler zu stellen. Ohne Matthäus und mit einer fast schon unheimlichen Serie von Verletzungen regelgerecht ins Finale durchgebissen (u.a. mit dem 0:0 gegen Italien, wo sich buchstäblich jeder in jeden Zweikampf geworfen hat, oder die Schlacht gegen Kroatien, die nur sehr wenig mit Fußball zu tun hatte), und dann mit der Einwechslung von Bierhoff die richtige Nase gehabt.
98 dann Rückfall in alte Zeiten. Springers Loddar zurückgeholt, verdient rausgeflogen, und hinterher mit peinlichen Verschwörungstheorien aufgefallen.
Berti Vogts als zweiter Mann hinter einem charismatischen Trainer, der ihm zuhört und auf Augenhöhe in der Trainerkabine diskutiert, hätte m. E. noch mindestens zwei Titel mehr geholt.
Jetzt hat er auch nicht Unrecht - wir haben seit 2017 nur noch schlechte Turniere gespielt und auf wichtigen Positionen Defizite, die nicht verschwunden sind. Im Tor ein an vielen Tagen immer noch sehr guter Manuel Neuer, der aber nicht mehr Weltklasse ist. Ob Ter Stegen besser gewesen wäre, weiß niemand. In der Innenverteidigung Rüdiger, der noch vor einem Jahr von manchen Leuten als Upamecano in schlecht bezeichnet wurde. Daneben Tah, der angeblich nur Dreierkette spielen kann. Im Mittelfeld Kroos zurückgeholt, obwohl die 8 eigentlich mit Kimmich, Goretzka und Gündogan noch am hochklassigsten besetzt ist. Für die 6 mit Andrich und Can Spieler, die bei aller Liebe weit weit weg von Weltklasse sind. Gleiches Spiel im Sturm, wo Havertz kein echter Neuner ist und die Alternative Füllkrug heißt, der sich immer reinhaut, aber ausdauernd von den Fans des Bundesligafünften als zu schlecht beschimpft wird.
Aus all den Spielern hat Nagelsmann ein Team gebastelt, das die spielerisch beste Mannschaft des Turniers am Rand des Ausscheidens hatte. Dafür gebührt ihm und dem Team Respekt, aber um wieder Ansprüche für ganz oben anmelden zu können, muss die Mannschaft die Leistung aus dem Viertelfinale erst ein paar Mal bestätigen.