Dem klassischen deutschen Nörgler ("woanders ist immer alles besser") kann man sich aber auch nicht vorbehaltlos anschließen.
Folgendes kann man nun einmal nicht wegdiskutieren:
Im Vergleich zu England ist die Bundesliga was die Fanfreundlichkeit angeht, einfach besser. Das ist keine deutsche Illusion, sondern wird von den Engländern genauso gesehen. Wenn ich für die billigste Karte in der Premiership beim Spiel Charlton - Reading 30 Pfund blechen darf, dann stimmt was nicht mehr. Und glaubt mir, dass Spiel Charlton - Reading nimmt sich dabei nicht viel im Vergleich zum Spiel Bielefeld - Cottbus. Die Verzweifelung mit dem Spielgerät ist dieselbe. Wenn man die anderen Ligen als Maßstab nimmt, dann bitte auch dort die Graupenspiele mal live über 90 Minuten betrachten und nicht nur Chelsea - Man United. Das dort eine anderes Niveau herrscht, ist eine Trivialität.
Ein legitimer Punkt ist der Fakt, dass die Bundesliga es nicht schafft auf internationalem Parkett in der Spitze konkurrenzfähig zu sein. Wie thegegen angesprochen hat, lässt sich das nicht in allen Fällen auf den Etat reduzieren (in der CL in der Regel schon), da auch gegen "kleinere" Mannschaften nicht immer der Sieger aus der Bundesliga kommt (gerade im UEFA Cup). Naheliegend wäre natürlich, dass die Bundesliga schlechter ist, als ihr Ruf (bei den Deutschen Fans). Das ist, glaube ich, teilweise zutreffend. Z. B. im Vergleich mit Frankreich. Die Liga ist dort nicht schlechter, auch wenn der Fussball vom Stil dort ganz anders ist.
Ich glaube aber, dass auch durchaus andere Gründe eine Rolle spielen. Gerade der UEFA Cup ist für viele Klubs nämlich vergleichsweise unattraktiv. Da bekommt man kaum das Stadion voll, wenn Wladikawkas zu Gast ist. Die können auch Fussball spielen, aber eigentlich interessiert das Bundesligaspiel am Wochenende viel mehr, vor allem wenn man von allen Seiten hört, dass de r UEFA Cup bis zum Viertelfinale manchmal ein Zuschussgeschäft ist.
Die gefühlte Attraktivität der Bundesliga ist einfach zu hoch, der Stellenwert des internationalen Geschäfts bei Fans, Medien und Verantwortlichen zu gering. Der Boom der Liga ist damit zumindest teilweise das Problem auf internationalem Parkett. Wir würden gerne den europäischen Fussball germanisieren, anstatt den deutschen zu europäisieren, um Thomas Mann mal zu paraphrasieren. Wir glauben, dass wir das beste Konzept haben, die besten Schiedsrichter (die Debatte um andere Regelauslegungen ist ja das Klischee per se) und natürlich auch die fanfreundlichste Liga (das ist der einzige Punkt, den ich vorbehaltlos unterschreibe). Deswegen laufen wir bisweilen Gefahr, aus Selbstzufriedenheit im eigenen Saft zu braten und Misserfolge nicht mit dem eigenen Spiel in Verbindung zu bringen.
Daran zu arbeiten ist sinnvoll, aber es bleibt nicht zu vergessen, dass z. B. die deutsche Nationalelf hochgradig konkurrenzfähig ist, wobei die Leute eigentlich alle aus der Bundesliga kommen.
Ich stehe also auf dem Standpunkt, dass man mit der Bundesliga an sich sehr zufrieden sein kann. Allerdings müssen sich viele Vereine hinsichtlich ihrer Prioritäten hinterfragen. Der internationale Pokal vor allem unterhalb der CL muss wieder wichtiger werden, gerade wenn es mal "nur" gegen Teams aus kleineren Ligen geht. Hinzu kommt, dass in Deutschland noch sehr viel volkstümliches im Trainingsablauf drin ist. Deutschen Trainern und auch Funktionären sollten mehr Praktika im Ausland angeraten werden (die Modifizierung der Trainerausbildung beim DFB sollte in diese Richtung zeigen).