Die Dopingdiskussion


S

sabatai

Guest
@pojo

Vielleicht hast du Recht. Im Zeitalter des Internets und der sozialen Medien haben solche Leute (also jene, die mit der Wahrheit an die Öffentlichkeit wollen) jedoch ganz andere Möglichkeiten als noch vor 15 Jahren. Irgendwelche Insider-Stories zu dieser Thematik würden sich doch wie ein Lauffeuer verbreiten. Heutzutage ist man als Journalist ja nicht mehr auf den Chefredakteur einer Zeitung angewiesen - man kann seine Meinung auch in einem Blog kundtun oder einfach ein Buch schreiben a la "Doping im Fußball - Ein Insider packt aus!". Mit dem Thema kann man reich werden und es ist schon arg verwunderlich, dass das noch niemand probiert hat.

Ich bin wirklich kein Experte was die Doping-Thematik angeht, aber ist es nicht so, dass die Dopingkontrollen in den USA (NBA, NFL, MLB etc.) in puncto Qualität deutlich unter denen in Europa bzw. Deutschland anzusiedeln sind? Und dennoch gibt es in den Staaten immer wieder schwarze Schafe, die ertappt werden - hier aber nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die medizinische Abteilung einer deutschen 2.Liga-Mannschaft besser aufgestellt ist, als die eines NBA-Teams... Ich hoffe ich habe jetzt keinen Unsinn geschrieben. Wie gesagt: Ich bin kein Experte, sondern vielmehr (fast) völlig ahnungslos.
 

nobbylenz

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Die ganze Diskussion hier leidet meines Erachtens darunter, dass einige user dem Thema Doping mit einer gewissen Grundhaltung gegenüberstehen die da lautet: "Gedopt wird sowieso überall im Sport und da kannste halt' nix gegen machen".

Das ist IMO eine sehr fatalistische Einstellung und man übersieht dabei die seit Jahren immer stärker werdenden Bestrebungen, das Thema Doping im Sport gesellschaftlich zu verankern und institutionell zu "bekämpfen", weshalb ja auch die WADA ins Leben gerufen wurde samt ihren nationalen "Ablegern" (NADA). Ich verzichte hier mal darauf, mittels Einzelbeispielen "nachzuweisen", dass es durchaus auch Erfolge im Kampf gegen das Doping im Sport zu verzeichnen gibt. Jene hier angeführten Beispiele liegen großenteils in der Vergangenheit und sind im Grunde nur ein wesentlicher Grund, die Anstrengungen im Kampf gegen das Doping zu verstärken.

Bevor hier die WADA niedergemacht wird: Diese Organisation hat sicher ihre "Schwächen", ist unterfinanziert und die Durchsetzung ihrer Richtlinien dürfte gerade in "Entwicklungsländern" oder Ländern wie z.B. China - derzeit - schwer umzusetzen sein. Aber der Ansatz ist schon mal sehr gut.
Ich bin sowieso von der Grundhaltung immer eher geneigt, positive Entwicklungen wahrzunehmen und zu unterstützen, anstatt immer nur negativistisch "draufzuhauen". Das ist für mich z.T. Stammtisch-Niveau mit anschließendem gemeinsamen Schulterklopfen nach dem Motto: "Wir haben es ja schon immer gewußt..." Ich behaupte mal, die wenigsten von uns können das Thema fachlich wirklich in der Tiefe beurteilen, bis auf die (wenigen) wirklich "praktisch direkt (ins Boxen) involvierten" user hier.
Deren Sicht der Dinge würde mich wirklich mal interessieren...

Diejenigen, welche hier mit immer neuen "Negativ"-Beispielen aufwarten, sollten sich vielleicht auch mal fragen, welche Intention sie damit verbinden. Wollen sie den Sport als ganzes damit diskreditieren? Wie ist denn die eigene (ethische) Meinung zu diesem Thema? Und welche persönlichen Konsequenzen ziehe ich daraus? Als (Box)Sportfan - so meine ich - sollte auch immer die Vorbildfunktion des Sports generell beachtet werden. Insofern finde ich die Bemühungen der deutschen NADA, schon im Jugendbereich zusammen mit den Trainern für das Thema Doping zu sensibilisieren sehr gut.

Letztlich ist das Thema Doping auch eine ethische (und damit auch gesellschaftliche) Frage, die sich auch jeder Sportler selbst zu stellen hat. Will ich den Erfolg um jeden Preis, auch wenn ich dafür "betrügen" muss? Ich denke, dass viele Sportler heutzutage (wenn nicht sogar die meisten) ihre Erfolge lieber "sauber" erzielen möchten - das Bild eines flächendeckend "geknechteten", nur dem Kommerz unterworfenen Sportlers ohne Gewissen halte ich für nicht zutreffend. Unter den Spitzensportlern gibt es sicher sehr viele integre Persönlichkeiten mit Wertvorstellungen, die sie auch in der Öffentlichkeit vertreten. Roger Federer z.B. wäre so ein Beispiel, neben vielen anderen. Jeder (Spitzen-)Sportler ist eben auch ein "mündiger" Bürger und nicht per se ein Spielball kommerzieller Interessen.
In diesem Zusammenhang würde mich z.B. die "Auffassung" des (mittlerweile Ex-users und aktiven Boxers) Benny Simon interessieren, dessen erstaunlicher Muskelaufbau und -abbau inclusive den dokumentierten Bankdrückrekorden doch so einige Zweifel aufkommen lassen, ob das alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Wahrscheinlich werden wir hier dazu niemals ein statement aus erster Hand bekommen, und dann denkt man sich halt seinen Teil dazu...
Aber gerade eine kritische Öffentlichkeit und die heutige mediale Landschaft (siehe hier) fördern ja gerade die größere Transparenz - nichts kann mehr so leicht unter den Tisch gekehrt werden. Heutige Spitzensportler sind doch so sehr unter medialer Beobachtung, dass quasi fast nichts mehr unbemerkt bleibt, selbst wenn Olli Kahn mit einem Kulturtäschchen von seiner Geliebten heimkommt. Und dann soll z.B. "flächendeckendes" Doping im Fußball "unbemerkt" bleiben oder Teil einer "großen Verschwörung" aller Beteiligten sein? Kann ich nicht nachvollziehen, glaube ich auch nicht.

Dass es gerade im Bereich Boxen noch "viel zu tun" gibt steht sicher außer Frage. Aber dazu müßten sich wohl erstmal die Strukturen generell (4 Weltverbände mit teils sehr unterschiedlichen "Regelauslegungen"...) ändern und sich alle auf einen einheitlichen Standard einigen. Hiernach sieht es zur Zeit noch nicht aus, aber wer sagt denn dass es nicht in einigen Jahren doch passieren wird?

Einen versöhnlichen und in die Zukunft weisenden Satz findet man auf dieser Seite:

http://de.wikipedia.org/wiki/World_Anti-Doping_Agency

Zitat:

"Der österreichische Dopingexperte Hans Holthaus führte an: "Ich bin überzeugt, dass eine neue Generation von Sportlern heranwächst, und dass die Generation, die systematisch gedopt hat, ausstirbt."

Wie gesagt, alles braucht seine Zeit (bis eine Generation ausstirbt...)
 

pojo

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@pojo

Vielleicht hast du Recht. Im Zeitalter des Internets und der sozialen Medien haben solche Leute (also jene, die mit der Wahrheit an die Öffentlichkeit wollen) jedoch ganz andere Möglichkeiten als noch vor 15 Jahren. Irgendwelche Insider-Stories zu dieser Thematik würden sich doch wie ein Lauffeuer verbreiten. Heutzutage ist man als Journalist ja nicht mehr auf den Chefredakteur einer Zeitung angewiesen - man kann seine Meinung auch in einem Blog kundtun oder einfach ein Buch schreiben a la "Doping im Fußball - Ein Insider packt aus!". Mit dem Thema kann man reich werden und es ist schon arg verwunderlich, dass das noch niemand probiert hat.

Es gibt ja eigentlich nen Haufen Publikationen. Aber die beziehen sich eben immer nur darauf, dass in der Vergangenheit gedoped worden ist. So als hätte das alles über Nacht aufgehört. Der Spiegel versucht zu erklären, warum sowas immer erst retrospektiv geschieht: "Weder Sportler noch Trainer noch Funktionäre oder Ärzte haben ein Interesse daran, den Fußball zu beschädigen - und viele Medien, die gut vom Sport leben, schon gar nicht." Es gibt aber sehr wohl auch ein paar aktuelle Veröffentlichungen, wie zum Beispiel den ARD Beitrag "Außer Kontrolle - Doping im Fußball".

Wenn jemand ein Buch darüber schreiben wollte, dass auch heute noch gedoped wird, wäre das in vielerlei Hinsicht problematisch. Ist der Veröffentlicher ein Spieler, muss er sich sicher sein, dass er sich anschließend nie wieder in Fußballerkreisen bewegen muss. Oder dass er auf diese Branche gar in Zukunft noch angewiesen sein wird. Denn wer wird solch einem "Nestbeschmutzer", der Interna ausplaudert, je wieder beschäftigen? Das Buch muss also ein voller finanzieller Erfolg werden. Und das ist nicht so sicher. Es reicht ja schon ein Blick in Wikipedia aus, um zu sehen, dass "verschiedene Experten Doping im Fußball auch aufgrund der stetig gestiegenen physischen Anforderungen für wahrscheinlich halten". Und in der ARD Produktion "Außer Kontrolle - Doping im Fußball" wird offenbart, dass schon junge Fußballspieler zu Wachstumshormonen und Muskelaufbaupräparaten greifen, um den Sprung in den Profibereich zu schaffen. Die Sprengkraft oder der Neuigkeitswert des Buches ist also nicht so hoch, wie man vielleicht annehmen könnte. Außerdem wird sofort eine Relativierungskampagne losgetreten werden. "Ein paar schwarze Schaafe gebe es immer, der Spieler wolle nur nachtreten, man könne jetzt nicht alle Vereine in einen Topf werfen, die Anschuldigungen seien eine Schmutzkampagne, der Spieler wolle sich durch haltlose Anschuldigungen nur wichtig machen und das schnelle Geld verdienen ..." - das werden so die üblichen Reaktionen der Branche sein. Und wehe der Spieler kann nicht ABSOLUT wasserdicht beweisen, dass seine Anschuldigungen wahr sind - dann gibt es eine Klage wegen Verleumdung und Rufmord, die sich sowas von gewaschen hat. Da wird der Spieler sein Leben lang nur noch bezahlen... Fast analog verhält es sich, wenn der Veröffentlicher ein Journalist ist. Denn auch er kann seinen Job anschließend an den Nagel hängen. Kein Verein wird noch mit einem Journalisten zusammenarbeiten, der dafür bekannt ist, schmutzige Wäsche der Vereine ans Tageslicht zu zerren.


Ich bin wirklich kein Experte was die Doping-Thematik angeht, aber ist es nicht so, dass die Dopingkontrollen in den USA (NBA, NFL, MLB etc.) in puncto Qualität deutlich unter denen in Europa bzw. Deutschland anzusiedeln sind? Und dennoch gibt es in den Staaten immer wieder schwarze Schafe, die ertappt werden - hier aber nicht

Ich hab mich nur bei Wikipedia informiert. Dort heisst es, der Dopingexperte Werner Franke bezeichne die Dopingkontrollen in Deutschland als "lächerlich". Die Tests hätten zwar zugenommen, seien aber immer noch viel zu selten. Außerdem werden keine Bluttests durchgeführt und die Spieler werden grundsätzlich nicht in ihrer Freizeit und seltenst in der Trainingsphase getestet. Auch steht bei Wikipedia, dass die Aussage von Funktionären und "Fußballärzten", dass Doping im Fußball nichts bringe, absolut nicht zu halten ist.
 
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treize

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@ nobby -

Es ist ja sehr löblich, dass du diese versöhnenden Töne anschlägst - allein mir fehlt der, dein Glaube an 'das Gute im Menschen'.

Wenn man es ganz einfach hält, handelt es sich im Sport, auf exponierteste Art und Weise, wie auch anderswo in der Gesellschaft, um einen Konkurrenzkampf, den ein jeder Mensch für sich entscheiden möchte.
Jeder ist sich selbst der Nächste.

Eine Generation von, wohlgemerkt, Hochleistungssportlern, soll eine jahrzehntelange Indoktrination der sog. 'Leistungsgesellschaft', in der 'der zweite Platz nicht zählt' ad cta gelegt haben, weil, aus welchen - mir noch nicht untergekommenen - Gründen auch immer, ein ethisch-moralisches Umdenken, in Richtung des 'sauberen Gewinnens' stattfand?- wann soll das stattgefunden haben, und wo wurde es medial so hochgehalten, dass es in die 'Köpfe der Menschen', hätte Einzug halten können?
Tut mir leid, das seh ich nicht.
Die leistungsgesellschaftliche 'Winner/Loser'-Mentalität ist heute noch viel weiter verbreitet, als jemals zuvor, und die Auswüchse kann man auf allen Feldern menschlichen Verhaltens miteinander [gegeneinander] beobachten.
Und jeder würde fast alles dafür tun nicht der 'Loser' zu sein, und sowas spiegelt sich auch in menschlichem Verhalten wider.

Will jetzt nicht zu weit ausholen, sonst haben wir ausser dem schon stattfindenden offtop zu 'Boxen&Doping', aus dem 'Doping' wurde, noch eine gesellschaftliche Debatte gemacht...

@ sabatai - Geb mal bei google Fußball - Doping - Blog ein, dann hast du eine Menge zu lesen, nur interessiert sich keiner dafür, da 'es das ja nicht gibt'. ;)

Mal blind einen Link kopiert -

http://www.derwesten-recherche.org/2012/01/doping-im-fussball-nur-alle-drei-jahre-eine-kontrolle/
 
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Versts

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Schon im sogenannten Breitensport geht, das Doping betreffend, »die Post ab« und dies nicht nur bei Bodybuildern.
Wobei es dort in der Regel ja nichtmals monetäre »Blumentöpfe« zu gewinnen gibt.
Das Erlangen persönlicher Höchstleistungen taugt da schon allein als Motivationsgrundlage.

Wer schon als Amateur gedopt hat, wird, wenn's dann nicht mehr nur um persönliche Meriten, sondern vor allem um seine berufliche Existenz und Zukunft als Profisportler geht, sich wohl nicht unbedingt immer vor der Wahl unerlaubter Hilfsmittel verschließen wollen.

Hinzu kommt zumindest die Vermutung, dass die »Konkurrenz« dies ebenso handhabt. Wer will da schon freiwillig ins Hintertreffen geraten.

Was die Aufdeckung diverser Doping-motivierter Missstände in der »Sportlandschaft«, durch die ach so investigative Jornaille betrifft, so wird diese nicht nur aus lobbyistischen Motiven, sondern vor allem durch die sich möglicherweise aus der Reaktion auf eine Publizierung ergebende, persönlich Bedrohung mittels diverser Klagen (Verleumdung, üble Nachrede und was es da sonst noch so feines gibt) zuverlässig ausgebremst.

Das Risiko dort nachhaltig Schiffbruch zu erleiden, ist insbesondere bei dem gewöhnlich fehlenden Rückhalt, den der einzelne Schreiberling zu erwarten hat, immens.
 
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Buster D

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Wie viele aktive Profifußballer gibt es allein in Deutschland? 1200? Wie viele gab es in den letzten 10 Jahren? Wie viele gibt es in ganz Europa?

Kein Plan, aber die Zahl ist extrem hoch. Hinzu kommen zahlreiche junge Spieler die mal in den Profibereich reingeschnuppert und es letztlich nicht gepackt haben. Für mich ist es irgendwie schwer vorstellbar, dass man einem 18-jährigen sagt: "Hör mal zu, du bist jetzt bei den Profis. Du musst jetzt das, das und das nehmen und dann noch das da, damit man dir nichts nachweisen kann." Der Junge packt es dann nicht bei den Profis und wird Handwerker und er packt trotzdem nicht aus? In den Profifußball sind so extrem viele Leute involviert (Berater, Trainer, Betreuer, Mediziner etc.) und trotzdem gab es in den letzten 15 Jahren keinen einzigen Wichtigmacher? Theoretisch müssten ja ca. 50.000-100.000 Menschen darüber Bescheid wissen. Halten die wirklich alle zusammen? Für mich ist es einfach schwer vorstellbar, dass da rein gar nichts an die Öffentlichkeit dringt. Es gibt doch eigentlich genug verbitterte und gehässige Seelen (gefallene Spieler, alkoholkranke Trainer, betrogene Berater etc.) auf der Welt, die damit sofort an die Presse gehen würden.

Vielleicht bin ich naiv, aber für mich ist das echt eine krasse Vorstellung, dass im Profifußball flächendeckend gedopt wird. Die Übergänge in diesem Bereich sind ja fließend und es widerspricht eigentlich der Natur des Menschen Geheimnisse für sich zu behalten.

Das halte ich auch für unwahrscheinlich. Die öffentliche Aufmerksamkeit ist viel größer, die Tests deutlich umfangreicher und Doping bringt zudem im Fußball einfach nicht so viel wie z.B. im Boxsport oder gar Radsport (zudem sind Individualsportarten immer etwas anfälliger, was das Dopingthema angeht, weil jeder für sich kämpft). Was im Fußball sicher exessiv stattfindet ist das "fit spritzen" und das einnehmen von Schmerzmitteln, aber das fällt nicht unter das klassische Doping.

Zudem gehe ich auch davon aus, dass irgendein Spieler der pleite ist, seine Story schon längst verkauft, andere angeschwärzt und einen Skandal los getreten hätte, wie die diversen Wettskandale. Im Boxsport hingegen gibt es ganz andere Strukturen (genau genommen gar keine) und der Blick der Medien auf den Boxsport ist bei weitem nicht so groß. Es gibt ja in Deutschland bestenfallls eine Hand voll Journalisten, die sich überhaupt mit dem Boxsport etwas intensiver befassen. Es interessiert schlicht und einfach niemanden, ob im Boxsport gedopt wird oder nicht und daher fragt auch keiner groß nach.

Es war ja mal ganz kurz im Zuge diverser anderer Dopingskandale ein Thema, daraufhin hat Sauerland ein paar Ankündigungen in Sachen Selbstverpflichtung zu "härteren Kontrollen" gemacht und das Thema war schnell wieder vom Tisch, ohne das überhaupt jemand mal überprüft hat, ob es überhaupt zu dieser Selbstverpflichtung kam und es nicht nur bei der Ankündigung blieb. So etwas wäre in Sportarten wie dem Radsport, Fußball oder auch der Leichathletik gar nicht möglich gewesen, ohne dass sich eine Meute von Journalisten darauf gestürzt hätte.

Der Boxsport profitiert in diesem Fall von seinem Nischendasein und davon, dass kaum einer ein Interesse daran hat, die wenigen Helden bloß zu stellen, die nicht selten mit den wenigen relevanten Boxsportjournalisten irgendwie verbandelt sind. Ein Drews - den ich als Kommentator schätze - wird verständlicherweise einen Teufel tun und zu irgendwelchen Klitschko Dopinggeschichte recherchieren. So wie es auch lange Zeit im Radpsort niemanden interessierte, was Ullrich und Co. so trieben, die ARD sogar Sonderverträge mit Ullrich abschloss und einer wie Bosdorf quasi der Hofberichterstatter von Ullrich und dem Team Telekom war.
 
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treize

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Das halte ich auch für unwahrscheinlich. Die öffentliche Aufmerksamkeit ist viel größer, die Tests deutlich umfangreicher und Doping bringt zudem im Fußball einfach nicht so viel wie z.B. im Boxsport oder gar Radsport (zudem sind Individualsportarten immer etwas anfälliger, was das Dopingthema angeht, weil jeder für sich kämpft). Was im Fußball sicher exessiv stattfindet ist das "fit spritzen" und das einnehmen von Schmerzmitteln, aber das fällt nicht unter das klassische Doping.

http://www.derwesten-recherche.org/2012/01/doping-im-fussball-nur-alle-drei-jahre-eine-kontrolle/
 

Buster D

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Das angesprochene Blutdoping dürfte im Fußball recht unpraktikabel sein, weil es einfach zu viele Wettkampftage gibt, die sich auf das gesamte Jahr verteilen. Zudem müsste man das sehr professionell aufziehen und von den Vereinen mit sehr viel Aufwand organisiert werden. Es dürfte die Infrastruktur in Deutschland gar nicht geben, um auch nur 4-5 Bundesliga Topteams kontinuierlich mit Blutdoping zu versorgen und zu betreuen. Nicht zufällig sind Armstrong, Basso, Ullrich und Co zu Fuentes nach Spanien gepilgert oder haben sich ihr Doping anderweitig individuell organisiert. Da könnte ich mir eher Doping mit HGH vorstellen und diesbezüglich gibt es ja auch schon einige Berichte (Messi), denen zufolge auch hier einige spanische Vereine die Vorreiter sind (was natürlich nicht heisst, dass einige Bundesligisten mittlerweile nach gezogen haben).

Aber was noch viel wichtiger ist: Das ist hier ein Boxsportforum und der Threadtitel lautet "Boxen & Doping". Es ist teilweise wirklich Kindergartenniveau, wenn einige hier jammern und mit dem Finger auf andere zeigen, weil sie möglicherweise ihre Lieblingssportart "an den Pranger gestellt" sehen. Wie wäre es, einfach mal beim Thema zu bleiben und über Doping im Boxsport zu diskutieren? Selbst wenn im Fußball gedopt werden würde wie im Radsport (was ich für sehr unwahrscheinlich halte), was würde das an den Zuständen im Boxsport ändern?

Wen Doping im Fußball so brennend interessiert, der kann im Fußballforum einen Thread aufmachen. Wir diskutieren hier ja auch nicht über die EM oder den FC Bayern.
 
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nobbylenz

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Diese Quelle kann man durchaus auch positiv "bewerten", weil sie zeigt dass sich überhaupt etwas tut in Richtung Kontrollen. Man kann daraus auch ersehen, dass z.B. die (Fußball-)Nationalspieler doch relativ häufig kontrolliert werden. Sicherlich gibt es viel Verbesserungs-Potenzial, z.B. häufigere Kontrollen und bessere Testverfahren.
Aber als Beleg für den massiven Einsatz von Doping im Fußball habe ich den Artikel nicht aufgefasst, diesen Eindruck möchte der Autor wohl auch gar nicht hervorrufen. Die bislang noch lückenhafte Kontrollpraxis impliziert ja nicht automatisch, dass (im Fußball derzeit) massenhaft und systematisch gedopt wird - was ich im übnrigen auch für unwahrscheinlich halte.

Mich würde eher interessieren (back to topic), welche Kontrollen (verbindlich) im Boxsport gelten und wie diese gehandhabt werden. Mir scheint, da gibt es enormen Aufholbedarf um zumindest (die als "dürftig" dargestellten) jetzigen Regeln in anderen Sportarten (z.B. Fußball) zu "erfüllen".
 

pojo

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Aber was noch viel wichtiger ist: Das ist hier ein Boxsportforum und der Threadtitel lautet "Boxen & Doping". Es ist teilweise wirklich Kindergartenniveau, wenn einige hier jammern und mit dem Finger auf andere zeigen, weil sie möglicherweise ihre Lieblingssportart "an den Pranger gestellt" sehen. Wie wäre es, einfach mal beim Thema zu bleiben und über Doping im Boxsport zu diskutieren? Selbst wenn im Fußball gedopt werden würde wie im Radsport (was ich für sehr unwahrscheinlich halte), was würde das an den Zuständen im Boxsport ändern?


Man hätte natürlich noch nen anderen Thread unter dem Titel "Doping - nur ein Phänomen von Randsportarten wie Boxen?" aufmachen können. Wobei ich das doofe Gefühl hab, dann wäre die Frage aufgekommen, warum zwei solch themenverwandte Threads nicht zusammen behandelt werden.

Und warum es angeblich "Kindergarten" ist, den Boxsport im Hinblick auf Doping mit anderen Sportarten zu vergleichen, versteh ich auch nicht. Im Gegenteil, zu diskutieren, welchen Nutzen Doping beim Boxen im Vergleich mit anderen Sportarten bringt, warum Dopingkontrollen der selben Agentur bei verschiedenen Sportarten unterschiedlich streng ausfallen und warum der mediale Fokus hinsichtlich Doping anscheinend nur auf ganz bestimmten Sportarten liegt, find ich sehr interessant. Jedenfalls interessanter als in einem anderen Thread zum siebenhundertdreiundvierzigsten mal zu lesen: "Päggio wa eine millionisch ma besser als Brädley!!!!!11111! - "Stimmt voll ganisch - Kampf war ausgeglichen und so!!!!11111"
 
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Buster D

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Zu Thema Doping im Boxsport: Man muss eigentlich nur 1 und 1 zusammen zählen und dann erscheint es sehr unrealistisch, dass Doping im Boxsport nicht stattfindet, auch was den Boxsport in Deutschland angeht.

Nahezu alle in den letzten Jahren erfolgreichen Trainer in Deutschland stammen aus einem Sportsystem in dem Doping integraler Bestandteil der Sportförderung war. Glaubt einer denn wirklich, die hätten ihre Methoden komplett umgestellt, weil sie jetzt bei den Profis trainieren, wo die Kontrollen zudem noch lachhafter sind als bei den Amateuren?

Oder die aktuellen Vorzeigeboxer in Deutschland, die Klitschkos. Die sind ebenfalls in einem Sportsystem groß geworden, in dem Doping einfach dazu gehörte. Vitali wurde bekanntlich sogar mal erwischt und durfte deshalb nicht zu Olympia. Die körperliche Entwicklung der Klitschkos dürfte sicher nicht ausschließlich auf die Kraft der Milchschnitte zurück zu führen sein. Einige ganz alte Forumsmitglieder, die die Karriere der Brüder von Anfang an auf DSF und Premiere verfolgt haben erinnern sich vielleicht wie ich an Wladimirs Rücken in einigen frühen Kämpfen, der aussah wie ein Streuselkuchen. Das kann natürlich alles ein dummer Zufall gewesen sein und er hatte vor diesen Kämpfen stets einfach nur das falsche gegessen (Allergien sind halt tückisch:rolleyes:), aber wie wahrscheinlich ist das?

Zum "Problem" wird das Thema doch ohnehin nur, weil Maske und RTL dem Boxsport ein neues "Saubermann Image" verschafft haben. Im alten westdeutschen "Ludenboxen" hätte doch kein Hahn danach gekräht, wenn heraus gekommen wäre, dass der schöne Rene oder Rocky dopen. Das wäre kaum einer überregionalen Zeitung auch nur ein Zweizeiler wert gewesen, weil damals was den Boxsport angeht doch sowieso alle mit dem schlimmsten gerechnet haben. Jetzt sieht das natürlich anders aus und alle die irgendwie am Boxsport verdienen (und dazu gehören eben auch die Journalisten) tun gut daran, dass Thema zu verschweigen.
 

Kali

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Wer aus Deutschland wurde bis jetzt erwischt?

Mit sind Markus Bott (EM-Kampf 1990), Michel Trabant und Willi Fischer als Doping-Fälle bekannt.
 

hancore

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Und warum es angeblich "Kindergarten" ist, den Boxsport im Hinblick auf Doping mit anderen Sportarten zu vergleichen, versteh ich auch nicht. Im Gegenteil, zu diskutieren, welchen Nutzen Doping beim Boxen im Vergleich mit anderen Sportarten bringt, warum Dopingkontrollen der selben Agentur bei verschiedenen Sportarten unterschiedlich streng ausfallen und warum der mediale Fokus hinsichtlich Doping anscheinend nur auf ganz bestimmten Sportarten liegt, find ich sehr interessant. Jedenfalls interessanter als in einem anderen Thread zum siebenhundertdreiundvierzigsten mal zu lesen: "Päggio wa eine millionisch ma besser als Brädley!!!!!11111! - "Stimmt voll ganisch - Kampf war ausgeglichen und so!!!!11111"

:thumb: Päggiao war auf jeden fall vorne, alter!

Sehe ich auch so, wenn vor allem im Highprofile Sport Fußball in Deutschland die Kontrollen nachgewiesen schlecht sind. Wie gesagt, Blutkontrollen finden nicht statt, dann stellt sich die Frage, wie schlimm sind die Kontrollen im Boxsport. Ich kenne keinen einzigen Box-Profiverband, der sich entweder dem WADA oder NADA Code verschrieben hat oder in irgendeiner Weise die Dopingthematik überhaupt erwähnt. Die wenigsten Boxer werden wissen, wie ein Formular bei einer Dopingprobe aussieht. Die Zustände sind entsprechend katastrophal.
Lamont, der mit Testosteron Pads langfristig trainierte.
Marquez, der mit Hilfe des neuen "Kondi-Coach" Conte innerhalb von acht Wochen mehr Muskelmasse aufbaute als andere in einem Jahr.
Über den normalen Missbrauch von Appetithemmern und weiteren Diät-Pillen ganz zu schweigen, siehe Chavez Jr.
Doping im Kampfsport macht absolut Sinn, nicht für die Gesundheit, aber kurzfristig für den Kämpfer. Muskelaufbau, erhöhte Sauerstoffaufnahme, Diät-Pillen. Und so lange der Rubel rollt, hat niemand Interesse auf Verbandsebene Doping zu verfolgen.
 

Buster D

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Wer aus Deutschland wurde bis jetzt erwischt?

Mit sind Markus Bott (EM-Kampf 1990), Michel Trabant und Willi Fischer als Doping-Fälle bekannt.

Wobei Fischer wohl "nur gekifft" hat oder habe ich das falsch in Erinnerung? Grundsätzlich gilt, dass schon eine gehörige Portion Dummheit dazu gehört, sich bei diesen laschen und voraussehbaren Kontrollen erwischen zu lassen. Von daher finde ich es immer wieder bemerkenswert, wenn sich Top Boxer wie Toney oder jetzt Peterson erwischen lassen. Offenbar rechnen die gar nicht erst damit, erwischt zu werden. Die genannten Boxer hat das immerhin einen WM Titel gekostet, wobei sich natürlich auch die Frage stellt, ob das Dopingvergehen auch entdeckt worden wären, wenn die "richtigen Boxer" gewonnen hätten.
 

hancore

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wobei sich natürlich auch die Frage stellt, ob das Dopingvergehen auch entdeckt worden wären, wenn die "richtigen Boxer" gewonnen hätten.
siehe Chavez Jr.

Im MMA hat es einen Top-Star erwischt. Der dreifache Einbauschrank Overeem hat einmal sausen lassen und wurde anschließend positiv getestet.
http://espn.go.com/mma/story/_/id/8072550/ufc-book-alistair-overeem-prior-end-suspension
Cavalcante hat Anabolika genommen.
http://espn.go.com/mma/story/_/id/8067579/california-panel-bans-rafael-cavalcante-one-year-positive-test
 

treize

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siehe Chavez Jr.

Im MMA hat es einen Top-Star erwischt. Der dreifache Einbauschrank Overeem hat einmal sausen lassen und wurde anschließend positiv getestet.
http://espn.go.com/mma/story/_/id/8072550/ufc-book-alistair-overeem-prior-end-suspension
Cavalcante hat Anabolika genommen.
http://espn.go.com/mma/story/_/id/8067579/california-panel-bans-rafael-cavalcante-one-year-positive-test

Ja. Immer doof, wenn man als Ausländer Amis verprügelt. [wobei ich damit nicht sagen wollte, dass Overeem nicht die Doping-Seuche schelchthin ist. Andersherum wär's, höchstwahrscheinlich, nicht so gelaufen]
 

Lord Krachah

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Wobei aber meines Erachtens auch eine Rolle spielt, dass inzwischen die Übergänge zwischen legalen und illegalen Mitteln so fließend sind, dass ein Sportler nichtmal unbedingt weiß, was er denn genau schluckt. Jeder Hochleistungssportler schluckt doch Unmengen an Zeug. Nahrungsergänzungsmittel usw usf. Da werden viele kaum wissen, ob das nun legal, illegal oder eben schlichtweg ****** egal ist. Es ist ja gerade im Fußball nicht so, dass man sich mit Spritzen zudrücken muss und dann die halbe Nacht durch die Gegend wandern muss, um keine Thrombosen zu bekommen (die Radsport Geschichten waren richtig furchtbar panik:).
 
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