Die Entscheidung wird allerdings auch etwas überzogen dargestellt. Ich sehe es weniger als den Schritt, mit dem er anderem aus dem Weg geht, sondern eher als den einfachsten Schritt, den er gehen konnte. Wenn ein Spieler Titel will - und gehen wir hier mal davon aus, dass das sein größtes Anliegen als sportliches Ziel ist, wie es bei jedem Teamsportler der Fall ist -, dann ist es nur logisch, sich das Team zu nehmen, das ihm die besten Voraussetzungen dafür bietet.
Die Verantwortung für das Gesamtbild der Liga (und klar wünscht sich da jeder Konkurrenten auf Augenhöhe in großartigen Duellen gegeneinander) liegt zudem bei der NBA, also Stern und Kompagnons, und nicht bei den Spielern (abgesehen von ihrem Auftreten, aber da scheinen sich viele nicht an LeBrons Show zu stören, sondern sie eher zu genießen - siehe Nikes Werbespots, die es aufgreifen). Es ist etwas viel von Mittzwanzigern verlangt, dass sie ihren Wunsch, für ein gutes Team zu spielen und so große Chancen auf die Verwirklichung ihres Titeltraums zu haben, hintenanstellen, gerade für ein so obskures Duell mit Jordan oder welchem ehemaligen Star auch immer.
Auch dieser Kampf um den eigenen Platz unter den Größten der NBA-Geschichte kommt doch erst danach, und dieser läuft ja auch nur über die Titel. LeBron geht jetzt den sicheren Weg - ich kann ihm das nicht vorwerfen. Jordan hatte das Glück, dass nach 5 Jahren die Steine passend zusammengefügt waren. Kobe hatte zweimal das Glück. Magic und Bird sind direkt vom College ins Paradies gefallen. James dagegen hatte Garnetts Bild vor Augen (und dieser hat ihm auch anscheinend genau seine eigene Situation nochmal so geschildert), dass ein Management es einfach nicht gebacken kriegt und dass die Prime des Spielers recht sinnlos verdaddelt wird. Ist doch nur klar, dass er sein Schicksal in die eigenen Hände nahm und die Chance wahrnimmt, mit zwei der derzeit besten Spieler der NBA zusammen zu spielen. Warum auf etwas warten, das möglicherweise nie eintritt, wenn man es jetzt haben kann? Der sportliche Ehrgeiz ist erst einmal nur Titel zu gewinnen. Der Gedanke, auf welche Weise man sie gewinnt, kommt erst sehr viel später. Garantiert ist der Titel zudem nicht mal. Eine Verletzung eines der Spieler, ein unglückliches Duell mit einem anderen gutaufgestellten Team, und schon ist wieder ein Jahr vertan.