hier ein recht offenes, interessantes interview von stakhovsky über das finanzielle leben auf der tour abseits der top 10, federer und anderes... ich weiß nicht wie 100% richtig seine angeben sind, aber scheint alles relativ realistisch zu sein.
"Sergiy Stakhovsky zählt zu der Kategorie von Spielern, die auf der ATP-Tour kaum wahrgenommen werden, aber immer wieder abseits des großen Presserummels tolle Erfolge feiern. Der Ukrainer gehört seit drei Jahren zu den Top 100 der Weltrangliste und kann eine beeindruckende Finalbilanz vorweisen.
Stakhovsky gewann sowohl seine vier Endspiele im Einzel, als auch seine drei Endspiele im Doppel auf der ATP-Tour. In der Weltrangliste ist der 26-Jährige als Nummer 70 der zweitbeste Ukrainer. In einem Interview mit der ukrainischen Webseite „lb.ua“ nimmt sich Stakhovsky kein Blatt vor den Mund und äußert sich kritisch über einige Entwicklungen im Herren-Tennis.
Das sagt Sergiy Stakhovsky über...
... die immer langsamer werdenden Plätze:
„Dieses Jahr waren die schnellsten Plätze in Dubai. Wir kamen nach Indian Wells mit der Hoffnung, dass die Plätze zumindest gleich wie im Vorjahr sind. Aber sie haben einen neuen Belag verlegt. Es wurde super langsam mit einem hohen Absprung. In Miami ist es das gleiche. Die Bälle fusseln zudem mehr wegen der Feuchtigkeit. Sie haben entschieden, es langsamer zu machen, um das Spiel facettenreicher zu machen. Aber sie haben es übertrieben. Und wirklich niemand hat das Finale in Australien (Novak Djokovic gegen Rafael Nadal), das sechs Stunden andauerte, gemocht. Du musst entweder die Struktur der Zählweise verändern oder die Plätze schneller machen, wenn diese Tendenz anhält. Selbst in Wimbledon scheint mittlerweile das Gras in die falsche Richtung zu wachsen – um das Spiel zu verlangsamen.“
... seine Gewinn- und Verlustrechnung:
„Manchmal zahlt es sich nicht aus. Ich bin mit über 5000 im Minus nach den Masters in Indian Wells und Miami. Und das obwohl ich die zweite Runde in Indian Wells erreicht habe. In Indian Wells gibt es keine günstigen Hotels. Das günstigste Zimmer kostet 144 US-Dollar pro Tag. Die Steuer auf das Preisgeld beträgt 38 Prozent. Du kommst mindestens vier Tage vor Turnierbeginn an. Du bist in den USA für mindestens dreieinhalb Wochen. Du zahlst deinen Trainer – wöchentlicher Lohn, Essen, Hotel. Wenn du zwei davon hast – ein weiteres Gehalt, Essen. Und die Flüge? Von Europa in die USA, innerhalb des Landes und zurück. Das sind mindestens 2.000 Euro pro Person. Mein Nettogewinn betrug um die 11.000 US-Dollar.
... seine Ausgaben:
„In einem Jahr habe ich 170.000 Euro für meine Spielaufwendungen ausgegeben. Letztes Jahr haben alleine die Flugtickets insgesamt 85.000 gekostet. Ich habe 428.000 US-Dollar verdient. Davon kann man durchschnittlich 30 Prozent Steuern abziehen. Sagen wir mal, ich trete mit 32 Jahren zurück und habe bis dahin 500.000 Euro Nettogewinn erwirtschaftet: Damit muss ich für den Rest meines Lebens klar kommen, denn der Name 'Stakhovsky' wird mir in diesem Land nichts bringen. Das ist sicher.“
... über die Einkommen von Tennisspielern:
„Die Einkommen der meisten Spieler sind wirklich lächerlich. Die Grand-Slam-Turniere zahlen, wie wir alle wissen, den Spielern eine abnormale Prozentzahl an Verdienst. Die US Open wenden vier bis sechs Prozent ihres Profits für Preisgeld auf. Die ATP-Turniere dagegen um die 30 Prozent. Seit 2004 sind die Preisgelder bei den großen Turnieren weniger als die Inflation gewachsen. Du verlierst einen Grund, um in die Top 100 zu kommen. Wenn du mit einem Trainer reist, hast du ein kleines Plus, 20.000 bis 30.000 US-Dollar pro Jahr. Und das sind die besten 100 Spieler in diesem Sport auf der gesamten Welt. Wenn du die 100 besten Fußballspieler, die 100 besten Golfspieler nimmst, sind deren Gehälter unermesslich höher. Selbst der hundertbeste Fußballspieler in der Ukraine verdient mehr. Natürlich sieht es geschmacklos aus, wenn ein Spieler, der in der ersten Runde verliert, 50.000 bis 100.000 US-Dollar bekommt. Aber wie viel investiert er, um überhaupt dort zu spielen?“
... die Lücke zwischen den Top 4 und dem Rest:
„Federer, Nadal, Djokovic und Murray – das ist einfach eine andere Welt. Was diese Vier verdienen, ist mit dem Rest nicht zu vergleichen. Da existieren wir im Vergleich gar nicht. Spieler, die nicht in den Top 20 stehen, haben abgesehen vom Preisgeld kein Einkommen. Verträge, Kleidung – das ist ausschließlich für die Top-5- oder Top-10-Spieler vorbehalten. Ich habe genau die Periode erwischt, in welcher die bekannten Marken verstanden haben, dass man nur die besten Spieler bezahlen sollte. Der Rest ist gratis.“
... Roger Federer und Rafael Nadal:
„Er ist eine tolle Person (Federer), aber für meinen Geschmack zu neutral. Er ist zu sehr Schweizer. Er möchte keine Negativ-Schlagzeilen produzieren. Wenn die Spieler etwas verändern wollen, schaut er zu passiv darauf, weil es seinem Image schaden könnte. In diesem Zusammenhang respektiere ich Nadal mehr, weil er sich offener für die Interessen der Spieler einsetzt. Federer sagt zwar dasselbe, aber nicht in Anwesenheit der anderen Spieler. Er möchte über gewisse Dinge nicht öffentlich sprechen. Denn wenn es plötzlich zu einem Streik bei einem Grand Slam durch die Spieler kommen würde, könnte das mit seinem Namen in Zusammenhang gebracht werden."
quelle: tennisnet.com