Die ITF macht ernst und stellt den Tennissport weiter auf den Kopf.
http://www.itftennis.com/news/256730.aspx
Ab 2019 wird die Profirangliste nur noch Platz für circa 750 Spieler haben. Die Spieler, die nicht dazugehören, müssen sich durch regionale Turniere in der Heimat auf Transitiontour für diese Profitour qualifizieren. Das ist ein scharfgetrenntes Zwei-Klassen-System. Dazu sollen die Top-Junioren speziell gefördert werden und ihnen der Weg in die Weltspitze erleichtert werden. Z.B. durch Wildcards und ein spezielles Punktesystem. Jeder Verband wählt aus, welche seiner Junioren er unterstützt. Das ist eine Qualifikation, die mehr von sportlichen als von finanziellen Aspekten abhängt.
Des Weiteren werden die Preisgelder für die niedrigeren Turniere auf der ersten Ebene erhöht, so dass deutlich mehr Spieler vom Tennissport leben können. Vermutlich alle, die in diesen Top 750 sind.
Damit wird die Zahl der an den Profitouren teilnehmenden Spieler massiv reduziert. Momentan nehmen circa 14.000 an der Profitour teil. Der ganz große Teil hat dabei nicht mal die Chance, Weltranglistenpunkte zu ergattern, wenn in den Qualifikationen der Future-Turniere rumgegurkt wird. Es ist also der Schritt weg von der Open-Ära zu einer Elite-Ära, wie einige schon treffend formuliert haben.
Ich will das noch nicht abschließend bewerten, da mir noch nicht alle Punkte klar sind. Ich weiß zum Beispiel nicht, wie Spieler von der Profi-Tour in die Transition-Tour absteigen.
Die Konsequenz ist eine Bevorteilung der absoluten Top-Junioren, die den Weg nach oben geebnet bekommen, während Latebloomer es in Zukunft schwer haben werden, es auf die Profi-Tour zu schaffen. Collegespieler wie Benjamin Becker, oder andere Spätstarter wie Struff oder Estrella Burgos sind so massiv benachteiligt. Von solchen Storys wird man sich anscheinend verabschieden müssen. Insbesondere Spieler aus Nationen wie den USA, Frankreich oder Deutschland mit großer Spielerdichte werden es sehr schwer haben, wenn sie auf den regionalen Turnieren aufsteigen müssen. Das läd natürlich dazu ein, die Nation zu wechseln, wenn die Möglichkeit besteht und das kann doch nicht Sinn der Sache sein. Das ist ein enttäuschendes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass das Resultat einer jahrelangen akademischen Studie und Untersuchung ist. Das hätte man sich auch in fünf Minuten ausdenken können.
Man hat also auf Basis einer Studie von Akademikern, die vermutlich nicht etwas mit Tennis am Hut hatten, das ganze System über den Haufen geworfen. Für mich überhaupt nicht nachvollziehbar, auch wenn ich einen Teil der Änderungen begrüße und für positiv halte. Es ist z.B. richtig, dass Preisgeld auf bestimmten Turnierebenen zu erhöhen und der Gedanke, Junioren den Weg etwas zu erleichtern, ist auch nicht falsch, aber am Ende werden die Elitejunioren gen Weltspitze hofiert und das kann es auch nicht sein. Man tut dies wahrscheinlich aus Marketinggründen, um Nextgen weiter zu bewerben und so viel Geld wie möglich zu verdienen. Ob das der richtige Weg für diese Spieler ist, bezweifel ich. Der Reiz der unterklassigen Turniere ist so schlicht komplett weg, auch wenn ich weiß, dass sich der Großteil der Fans dafür gar nicht interessiert.
Meiner Meinung nach treibt man es zu weit. Der Vorteil der regionalen Turniere ist sicher die Senkung der Reisekosten, aber es wird dafür ein sehr hoher Preis gezahlt.
Was meint ihr? Änderungen waren sicherlich notwendig, aber es wäre sinnvoller gewesen, das bestehende System einfach zu verbessern. Das heißt: Erhöhung der Preisgelder auf Challenger-Turnieren und Future-Events, verändertes Punktesystem und eine andere Wilcardvergabe, die die Junioren stärker berücksichtigt. Es gibt leider auch genügend Challenger-Turniere, die mit zweifelhaften Wildcards aufwarten. Da bekommen oft auch 33-jährige und hoffnungslos unterlegene Regionalspieler regelmäßig welche. Um all diese Probleme festzustellen, wäre auch keine Studie nötig gewesen. Vieles ist doch hinlänglich bekannt.