Nach spektakulären Fehlentscheidungen im Profifußball, wie der Bevorzugung von Brasilien gegen Kroatien bei der letzten WM, wird stets vermutet, dass Schiedsrichter starke Mannschaften unbewusst bevorzugen. Es gab bisher keine empirische Evidenz für die Ungleichbehandlung von Mannschaften. Diese legen
Professor Dr. Eberhard Feess, Professor für Managerial Economics an der Frankfurt School of Finance & Management, Dr. Helge Müller von der Public Economics Group der Philipps Universität Marburg, und Frankfurt School-Absolvent Paul Bose nun vor.
Wesentliche Ergebnisse:
- Zu Unrecht verweigerte Elfmeter kommen signifikant Top-Mannschaften zugute, d.h. sie betreffen öfter schwache Mannschaften, die gegen gute Mannschaften spielen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Schiedsrichter einem schwachen Team, das gegen ein Top-Team (= in der „ewigen Tabelle“ vorne platziert) spielt, einen berechtigten Elfmeter verweigern, ist etwa 40 Prozent höher als bei Top Teams.
- Der Bayern-Bonus existiert. Spielt der FC Bayern München gegen eine Mannschaft, die in der „ewigen Tabelle“ keinen Spitzenplatz einnimmt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Elfmeter dem schwachen Team fälschlicherweise nicht gegeben wird, drei Mal größer als im statischen Mittel.
- Mannschaften, für die etwas auf dem Spiel steht (etwa Verbleib in der 1. Liga, Erreichen der Champions-League-Plätze), profitieren ebenfalls von einer unbewussten Bevorzugung durch Schiedsrichter.
- Auch Heimmannschaften kommt zugute, dass Schiedsrichter unbewusst „für sie“ entscheiden.
Für ihre Analyse nutzten die Wissenschaftler Daten von der deltatre AG, welche die Datenbasis der Deutschen Fußballliga pflegt. Hier sind alle Schiedsrichterentscheidungen den Kategorien „eindeutig richtig“, „eindeutig falsch“ oder „debatierbar“ zugeordnet. In der Analyse werteten die Wissenschaftler Tor- und Elfmeterentscheidungen zwischen 2000 und 2013/14 in allen 4.248 Spielen der 1. Bundesliga aus. Ihr Fokus lag auf der Analyse der als „falsch“ kategorisierten Entscheidungen.
Gerne stellt Professor Dr. Eberhard Feess die Studie persönlich vor. Über
Angelika Werner können Sie ein persönliches oder telefonisches Gespräch mit ihm arrangieren.