Zwei Nachholspiele stehen noch aus (davon ein wichtiges), ansonsten ist die regular season der Euroleague Geschichte.
- CSKA gewinnt gegen Villeurbanne und sichert sich den zweiten Platz. Villeurbanne beendet die Saison auf Platz 14 mit einer 13:21-Bilanz, ich denke damit können sie zufrieden sein. CSKA hat noch ein Nachholspiel gegen Panathinaikos. Das Ergebnis ist egal, sie liegen sicher auf Platz 2. Nicht egal: Mike James wurde suspendiert. Zum zweiten Mal in dieser Saison. Und damit wohl auch endgültig. Aber spielt CSKA ohne James nicht vielleicht sogar besser?
- Kaunas gewinnt gegen Panathinaikos. Die Litauer belegen mit einer ausgeglichenen Bilanz den elften Platz. Sie sind äußerst heiß in die Saison gestartet, dann aber etwas abgekühlt. Dennoch eine mehr als solide Saison, dürfte man doch nicht zu den großen finanziellen Schwergewichten gehören. Panathinaikos dagegen hat noch zwei Nachholspiele (vs. CSKA und St. Petersburg), die am Fazit der Saison aber nichts ändern dürften: das war ein ziemlich enttäuschendes Jahr. Klar, man hat wohl nicht mehr so viele Euronen wie noch vor zehn Jahren, aber aktuell Drittletzter? Wow, das war wirklich schwach.
- Real putzte Fenerbahce mit 26 Punkten Unterschied. Für Real ging es darum, die Playoffs zu sichern, für Fener um die Platzierung in eben diesen. Dabei mussten die Türken auf den verletzten Vesely verzichten, dieser scheint aber zum Start der Playoffs wieder fit zu sein. Beide Mannschaften haben eine 20:14-Bilanz und belegen damit die Plätze sechs und sieben. Das dürfte für beide wohl etwas enttäuschend sein insgesamt betrachtet.
- Berlin feierte einen tollen 81:58-Sieg im letzten Spiel gegen Roter Stern und bleibt damit in der Tabelle vor den Serben. Crvena Zvezda belegt Platz 17. Finanziell wohl nicht auf Rosen gebettet, dazu kein fester Startplatz für die nächste Saison. Aber Euroleague ohne Roter Stern? Fühlt sich irgendwie nicht ganz richtig an. Zu Berlin später mehr.
- Mit Valencia gegen Baskonia kam es zu einem innerspanischen Duell um die Chance, einen hinteren Playoffplatz zu belegen. In einem stets engen Spiel behielt Valencia mit 86:81 die Oberhand. Beide Mannschaften hatten in der regular season teils starke, aber eben auch mal schwache Phasen. Valencia ist jetzt auf Platz 9 mit 19:15 Siegen, je einen Sieg und Platz dahinter ist Baskonia. Valencia ist somit auf einen Sieg von Panathinaikos im Nachholspiel gegen St. Petersburg am kommenden Montag angewiesen, um auf den letzten Playoffplatz zu rutschen.
- St. Petersburg feierte einen souveränen Sieg gegen Maccabi. Mit einer Bilanz von 14:20 belegen diese den 13. Platz. Wohl nicht das, was man sich beim israelischen Powerhouse vor der Saison vorstellte. Zenit belegt gerade den achten Platz und hat eben noch das Spiel gegen Pana. Die Ausgangslage ist dabei glasklar: Siegen oder fliegen. An Motivation sollte es also nicht mangeln, um eine gute Saison zu krönen.
- In einem Spiel ohne richtige Bedeutung schlug Olympiacos die Russen von Khimki Moskau. Oly mit 16:18 Siegen nur auf Platz 12, gilt für sie das Gleiche wie für den Stadtrivalen: es war eine enttäuschende Saison. Worüber Khimki aber wohl schon froh wäre, denn so war es eine desaströse Saison. Die Mannschaft wirkte planlos zusammengekauft, ausländische Spieler mit großen Namen (z.B. Jonas Jerebko und Greg Monroe) verließen während der Saison den Klub, dazu Zahlungsschwierigkeiten... eine wahrlich schlimme Saison, mit einer 4:30-Bilanz belegt man völlig abgeschlagen den letzten Platz.
- In einem Duell um die vorderen Plätze schickte Mailand die Istanbuler von Anadolu mit einem 98:75 auf den Heimweg. Schwach in die Saison gestartet, in der Rückrunde aber wohl das beste Team: Anadolu belegt den dritten Platz. Bis auf dieses letzte Spiel eben auch in Topform, sind sie aktuell das vielleicht formstärkste Team. Mit 21:13 Siegen liegt Mailand je einen Sieg und Platz hinter den Italienern. Völlig in Ordnung die Platzierung, aber irgendwie überzeugen sie mich nicht. Aber: Malcolm Delaney ist zurück, ganz wichtig für die Mailänder.
- München war bei Barcelona zu Gast, für die es um nichts mehr ging. Ihr erster Platz stand schon fest. Mirotic und Higgins wurden geschont, und somit kam leyenda Pau Gasol zu seinem ersten Einsatz. Geschmeidige 20 Jahre nach seinem letzten für Barcelona. Offensiv war sein Spiel durchaus in Ordnung. Aber ob er der Mannschaft wirklich helfen kann? Bayern war die bessere Mannschaft und krönte eine starke Saison mit dem zweiten Sieg gegen Barcelona, resultierend in einer 21:13-Bilanz und somit Platz 5 (gleich mehr zu ihnen).
Am 20. April starten die Playoffs, Zeit für ein kleines Fazit.
Zu den Verlierern der regular season zählen für mich v.a. vier Mannschaften.
Khimki Moskau wie schon beschrieben mit einer Saison zum Vergessen. Dazu die drei (muss man sagen: ehemaligen?) "Südeuropa-Mittelmeer-Schwergewichte" Olympiacos Piräus, Panathinaikos Athen und Maccabi Tel-Aviv. Alle drei hatten nichts mit den Playoffs zu tun.
Ganz leicht könnte man vielleicht auch noch Real Madrid und Fenerbahce Istanbul hinzuzählen, die nur auf den Plätzen sechs und sieben eingelaufen sind.
Zu den Gewinnern zähle ich Barcelona (Saras als Coach geholt, Platz 1 der Hauptrunde, über die Finanzen hüllen wir hier mal höflich den Mantel des Schweigens), und ja, man muss es so sagen: Deutschland.
Alba Berlin dürfte effektiv mit am wenigsten Geld für den Kader zur Verfügung haben. Dazu verloren sie vor der Saison Spieler, die sich in Berlin zu starken Euroleague-Spielern entwickelten (Martin Hermannsson, Landry Nnoko, Rokas Giedraitis). Aber mit Aito haben sie halt einen der Größten an der Seitenlinie stehen, der nichts lieber tut, als Spieler weiterzuentwickeln. Ben Lammers wurde im Verlauf der Saison immer besser, Simone Fontecchio entwickelt sich gut, Jayson Granger gibt dem Team Stabilität. Maodo Lo kam aus München, nach Startschwierigkeiten kam er immer besser in Aitos System zurecht, gleiches gilt für Louis Olinde. Mit Malte Delow entwickelt sich ein noch jüngerer Deutscher prächtigst, mit 2,24m-Mann Christ Koumadje kam vor ein paar Wochen der nächste höchstinteressante Spieler, bei dem man sich schon freuen darf, was Aito aus ihm machen kann. Attraktiver Basketball, ein Drittel der Spiele gewonnen, Spieler entwickeln sich exzellent, dazu ein Startrecht für die nächsten beiden Saisons: in der deutschen Hauptstadt läuft es.
Noch ein wenig mehr lief es in der bayrischen Landeshauptstadt. Mit Trinchieri holten sie endlich einen richtig guten Trainer und lösten somit die leidige Balkan-Connection auf der Trainerbank vor der Saison auf. Den bestehenden Kern (Lucic, Dedovic, Radosevic, Sisko, Flaccadori, Zipser) ergänzte man um Euroleague-Spieler der zweiten Reihe. JaJuan Johnson wurde im Verlauf der Saison immer besser, Jalen Reynolds schlug voll ein, ebenso wie Wade Baldwin IV. Nick Weiler-Babb kam aus Ludwigsburg und spielte eine tolle erste Saison auf diesem Niveau (v.a. defensiv), im Laufe der Saison kamen Scharfschütze DJ Seeley und "defensive coordinator" James Gist. Dies ergibt eine äußerst schlagkräftige Truppe. Regelmäßig gerieten sie in der ersten Halbzeit in solide Rückstände, schafften es aber in gleicher Regelmäßigkeit zurück ins Spiel zu kommen. Crunchtime können sie als erste deutsche Mannschaft "seit gefühlt immer" auch noch. Resultat: erster Playoffeinzug einer deutschen Mannschaft in der Euroleague.
Damit haben wir ab dem 20.04. folgende Playoffpaarungen (best of 5):
FC Barcelona (1) vs. Zenit St. Petersburg/Valencia Basket (8)
Machen wir es kurz: egal ob St. Petersburg oder Valencia: Barcelona ist der glasklare Favorit, alles andere als ein deutlicher Einzug ins Final4 wäre eine große Überraschung.
Nachtrag: durch ein nie gefährdetes 112:83 gegen Panathinaikos machte St. Petersburg heute die Playoffs klar und trifft somit auf Barcelona.
CSKA Moskau (2) vs. Fenerbahce Beko Istanbul (7)
Ein ganz starkes Viertelfinale. Bei Moskau ist wie gesagt Mike James nicht an Bord, und wird wohl auch nicht mehr aufspringen. Er ist der Topscorer, aber ist Moskau ohne ihn wirklich schlechter? Ich kann das nicht mit einem klaren "Ja" beantworten. Denn zu oft hatte er den Ball in der Hand und vier weitere Moskowiter schauten nur zu. Sie sind ohne ihn für mich schwerer auszurechnen. Und ja immer noch top besetzt. Johannes Voigtmann zockt gerade richtig groß auf, Lundberg fügt sich exzellent ein, mit Hilliard, Clyburn und Shengelia hat man Spieler die jederzeit scoren können.
Fener holte vor der Saison mit Kokoskov einen neuen Trainer und spielte mit nur sieben Siegen eine schlimme Vorrunde. Aber wie Danilo Barthel sagte, stellte der Coach dann sein System etwas um, dazu konnten die Nachverpflichtungen O'Quinn und Guduric der Mannschaft richtig helfen. Das resultierte in einer starken zweiten Saisonhälfte mit zwischenzeitlich zehn Siegen am Stück.
Für mich völlig offen welche Mannschaft weiterkommt.
Anadolu Efes Istanbul (3) vs. Real Madrid (6)
Ähnlich wie beim Stadtrivalen lief es auch bei Anadolu. Es gab eine sehr mäßige Hinrunde für den letztjährigen Favoriten mit nur acht Siegen, die Verletzung von Shane Larkin konnte nicht aufgefangen werden. Doch ähnlich wie er spielte sich die gesamte Mannschaft dann phasenweise in einen Rausch, nur drei Niederlagen setzte es in der Rückrunde. In einem Powerranking würden sie wohl auf Platz 1 stehen. Die Königlichen hingegen starteten solide, taumelten aber etwas über die Ziellinie (5:5 in den letzten zehn Partien). Der Abgang von Zaubermaus Campazzo konnte nie wirklich kompensiert werden.
Anadolu ist der klare Favorit.
AX Armani Exchange Mailand (4) vs. FC Bayern München (5)
Armani nahm vor der Saison richtig Kohle in die Hand. U. a. Datome zurück nach Italien geholt, dazu Euro-Stars wie Delaney, Hines und Punter. Und Spieler wie Sergio Rodriguez waren ja schon da. Coach Ettore Messina konnte sich sein persönliches Allstar-Team zusammenstellen. In Anbetracht dessen überzeugen sie nur sporadisch.
Die Münchner holten mit Andrea Trinchieri vor der Saison die große italienische Oper zurück nach Deutschland. Wie oben beschrieben schaffte dieser es, eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen, die gefühlt das Maximum aus sich herausholt. Bis die Schlusssirene ertönt kann man sich nicht sicher sein, München besiegt zu haben.
Für die Extraportion Würze sorgt, dass Trinchieri und Messina nachgesagt wird, nicht das beste inneritalienische Verhältnis zu haben. Mailand ist sicherlich der Favorit, aber München wird seine Chance bekommen.