Hab noch nie irgendwo behauptet dass aktuell alles toll laufen würde, aber genauso läuft nun mal auch nicht alles schlecht.
Kovac wird hier quasi für alles was nicht 100% optimal läuft verantwortlich gemacht. Da finde ich es nur richtig wenn ein paar leute gegensteuern.
Natürlich ist Kovac nicht für alles verantwortlich, was nicht gut läuft. Er kann nichts für die Kaderzusammenstellung und nichts für die schlechte Außendarstellung des Vereins. Mit Guardiola hätten wir nicht mehr Punkte und hätten Liverpool auch nicht bezwungen - weil unser Kader nunmal nicht besser ist, als die erzielten Ergebnisse. Das ist gar nicht das Problem, jdf nicht meins, und das war auch unter Ancelotti nicht das Problem. Auch da waren die Ergebnisse der Leistungsstärke entsprechend.
Ich finde Kovacs Außendarstellung soweit ok, die Mannschaftsführung ebenfalls (die Unzufriedenen im Kader haben sich ihre Rolle, außer vielleicht Sanches, selbst zuzuschreiben) und der Fitnesszustand des Teams ist auch in Ordnung. Die Ergebnisse stimmen auch.
Wie schon oft angesprochen, geht es mir nur um zwei Dinge:
1. Jugendförderung. Es wird immer vom Drei-Säulen-Modell gesprochen, es wurde viel Geld für das neue NLZ ausgegeben und die Jugendteams sind mittlerweile ausgesprochen erfolgreich. Schon Ancelotti und Heynckes IV haben die Jugendförderung sträflich vernachlässigt (bei Heynckes III und Pep war die Mannschaft noch jung genug und die Jugendarbeit ziemlich in Trümmern). Irgendwann müssen wir aber damit anfangen, Jugendförderung ernst zu nehmen und bei den vielen Verletzten, alten Spielern und dem onehin kleinsten Kader der Liga waren die Voraussetzungen dafür noch nie so gut wie jetzt. Darum möchte ich einen Trainer, der sich da mal was traut und zumindest ab und zu, wenn es Gegner und Spielstände zulassen, den jungen Talenten (die wir durchaus haben) auch mal Chancen gibt. Ich habe leider nicht den Eindruck, dass Kovac dieser Trainer sein kann. Liegt z.T. auch an seinem fehlendem Standing, aber er ist einfach auch nicht der Typ dafür.
2. Spielstil. In den (nicht so guten) alten Zeiten haben wir älteren Fans immer und immer wieder neidisch auf andere Vereine geschaut und oft darüber diskutiert, dass dem FC Bayern, trotz (damals vor allem nationalen) Erfolgen eine echte Spielphilosophie und Identität auf dem Platz völlig abgehe. Dass der Club nur auf Ergebnisse aus sei, ohne für irgendetwas zu stehen. Spaßfaktor gleich null, Perspektive nicht vorhanden.
Der erste Versuch, da etwas zu ändern, ging mit Klinsmann gehörig in die Hose. Prompt wollte Uli wieder in den Verwaltungsmodus wechseln udn holte mit LvG einen renommierten Mann alter Schule. Der Mann konnte ja nicht wissen, welche Entwicklung er damit (ich bin der festen Überzeugung: völlig ungeplant) lostreten wurde. Der FC Bayern wurde auf dem Platz quasi neu erfunden, plötzlich enstand eine spielerische Identität, die von Jupp grandios weiterentwickelt und angereichert und von Pep schließlich (in Anbetracht der Lesitungsstärke des Kaders) perfektioniert wurde. Eine ständige Entwicklung über fast zehn Jahre, die besten meines Lebens als Bayernfan (jetzt 40 Jahre).
Leider hat man diesen Weg mit Carlo bereits verlassen, ein riesiger Fehler. Jupp betrieb halbwegs erfolgreich nochmal Schadensbegrenzung und jetzt haben wir eben Kovac.
Natürlich ist Niko ein guter Trainer, er macht auch gar nichts großartig falsch. Aber mit dieser mit viel Arbeit und Herzblut erschaffenen "Spielidee FC Bayern" hat das Geschehen auf dem Platz nicht mehr viel zu tun. Ich weigere mich aber, diese einfach so aufzugeben und wieder zu dem "ich weiß gar nicht, was ihr habt, die Ergebnisse stimmen doch" Denken der 90er und vor allem Nullerjahre zurückzukehren.
Ich will nicht, ich will nicht, ich will nicht! Das es in Zeiten des Umbruchs oder wie immer man das nennen will, auch mal schlechter läuft - geschenkt. Es kann auch mal eine Saison komplett in die Grütze gehen. Es kann auch immer Rückschläge geben, wenn man fördern und entwicklen will. Auch schlimme. Man kann falsche Spieler holen, sich mal derbe vercoachen, das passiert überall. Natürlich muss man Systeme udn Philosophie auch immer überprüfen udn modifizieren. Und kein erfolgreicher Verein kann von einer erfolgreichen Ära nahtlos in die nächste spazieren.
Aber seine Identität auf dem Platz aufgeben, seinen spielerischen DNA-Strang immer weiter zerfasern und am Ende kappen. Einen, den man über so viele Jahre herbeigeseht hat und an dem so viele Menschen so hart gearbeitet haben - das darf man nicht, wenn es nach mir geht. Und was das angeht, machen mich die letzten drei Jahre traurig und wütend. Natürlich sind da auch gute und sehr gute Fußballspiele dabei. Aber der Grundansatz stimmt nicht mehr und ich für meinen Teil möchte wieder einen Trainer, der das spielerische Erbe von Louis, Jupp und Pep aufgreift (bzw mittlerweile das, was davon noch übrig ist). Und ich glaube eben nunmal nicht, dass dieser Trainer Niko Kovac ist, weil der einen völlig anderen Ansatz hat. Keinen schlechten, aber nicht den, den ich bei meinem FC Bayern sehen will.
Wenn das überzogenes Anspruchsdenken ist, dann ist das eben so. Ich persönlich finde, dass das bloße reduzieren auf Punkte und Tabellenplatz eigentlich viel eher in diese Richtung geht.