Auch wenn ich es wenig zielführend finde jetzt die 0,1%-Wahrscheinlichkeit, dass Kovac das Triple holt, in Betracht zu ziehen, aber meinetwegen: Chelsea hat wegen des CL-Sieges an di Matteo festgehalten, um ihn dann 6 Monate später, als deutlich wurde, dass sein Rumpelfußball nicht als längerfristiges Konzept taugt, zu feuern. Rückblickend betrachtet wäre es wohl trotz des CL-Sieges besser gewesen gar nicht erst mit ihm weiterzumachen, oder?
Fun Fact: Der amtierende CL-Sieger hat folgende Bilanz aus den letzten 7 CL-Auswärtsspielen:
0:1 in Neapel
0:2 in Belgrad
1:2 in Paris
3:1 in München
4:1 in Porto
0:3 in Barcelona
0:2 in Neapel
Das heißt nicht, dass man gegen die hätte weiterkommen müssen, aber zumindest auswärts scheinen die jetzt nicht der übermächtige Gigant zu sein, gegen den man keine andere Möglichkeit hat als mit Hasenfuß-Taktik Null Torgefahr auszustrahlen. Im Prinzip hat sich bis auf das zweitklassige Porto jeder Gegner besser gegen Pool präsentiert als der FC Bayern, sogar Belgrad. Da kann man ja schon mal darüber nachdenken, ob Kovac unabhängig vom Ausscheiden wirklich das Maximum rausgeholt hat.
Dies sind Ansätze, mit denen ich dann an Bord bin. Dennoch möchte ich die Umstände miteinbeziehen. Ancelotti ist an diesem verwöhnten Haufen gescheitert und selbst unter Interim Jupp ist das Gesamtgebilde am Ende zusammengebrochen. Das sind für mich schon krasse Alarmsignale. Hatten die das Maximale rausgeholt? Eher auch nicht.
Der “große Gegner“ in der Liga definiert sich selbst als Ausbildungsverein und ist einer. Ich kann mir richtig gut vorstellen, dass die Mannschaft irgendwann an einem Punkt war, an dem es jeder Coach nicht einfach hat. Früher oder später kommt nach jeder Ära diese Delle. Zidane läuft momentan auch gegen diese Wand. Es ist überall so. Barca schafft es ebenfalls nicht mehr auf diesem ganz hohen Niveau, trotz Messi. Pep ist mit City gescheitert, wenn wir das Maximale ausrufen. Ich finde er ist nicht gescheitert, hat allerdings Verbesserungspotential. PSG bekommt es nicht hin. United und Chelsea sind raus. Der AC Mailand ist weg vom Fenster. Die haben den Umbruch nicht wirklich hinbekommen. Selbst das ewige Olympique Lyon ist nicht mehr zu sehen. Real steht mit 8 Punkten nach 4 Spielen in der Liga auf Platz 3 und Barca mit 7 Punkten auf Platz 5. Kommt uns bekannt vor oder?
Wenn der Konkurrent Borussia Dortmund heißt, dürfte es unfassbar schwer sein, sich immer wieder neu zu motivieren. Natürlich kann der BVB jeden Gegner schlagen und ab und zu einen Titel holen. Trotzdem fehlt halt was. Die guten Spieler machen dort irgendwann den Abflug. Wenn PSG, Juve oder City in Deutschland spielen würden, wäre es bestimmt einfacher sich gegen Mainz oder Paderborn zu motivieren. Tun sie nicht. Deshalb läuft der Laden halt doch wieder irgendwie weiter und genauso hat man mMn die Meisterschaft geholt. Es hat gereicht den Bizeps kurz anzuspannen. Real hat momentan trotz dem großen Konkurrent aus Barcelona weiterhin Probleme und selbst Barca sieht gestern in Dortmund nicht besonders gut aus. Liverpool verliert bei Carlo in Neapel. Bei wem läuft es denn wirklich rund und wo sind die Trainer, die das Maximale rausholen?
Der "spielerische Verfall" ging mit dem Abgang von Alonso schon los. Dazu konnten Ribery und Robben längst nicht mehr ein Spiel wie früher beeinflussen. Es musste sich gleichzeitig dringend eine neue Hierarchie innerhalb des Teams bilden und Robben/Ribery/Hummels/Boateng/Müller/Martinez waren ganz anderer Meinung. Carlo sprach selbst von diesen Problemen und auch Jupp hatte in einem Interview davon berichtet. Ausgerechnet Kovac sollte das dann moderieren. Wie soll ein Trainer etwas neues entwickeln können, wenn sowohl von innen als auch von außen nur Hindernisse zu überwinden sind?
U.a. deswegen, glaube ich, dass viele Faktoren letzte Saison zusammengekracht sind:
fehlende Qualität, Mannschaft über dem Zenit, Motivationsprobleme, langweilige Bundesliga, Schlüsselspieler nicht mehr in Topform oder zu alt, unerfahrener Trainer ohne Standing, Anspruch und Wirklichkeit passten nicht mehr (Spieler, Management und Fans!), junge gegen alte Spieler, unnötige Störgeräusche von innen (Hummels, James, Kalle), das gleiche Spiel von außen (Medien, Fans), der Abgesang des Vereins wegen einer schlechten Phase, fehlendes Selbstvertrauen u.v.m.
Jeder Trainer, jeder Experte und jeder Profi erzählt von einem „Negativstrudel“, der sich irgendwie verselbstständigt. Ich denke Bayern war in der Hinrunde in diesem Strudel drin. Die taktischen Probleme kamen dann noch oben drauf und fertig ist der (selbstverschuldete) Cocktail. Wie will man wirklich seriös einen Trainer nach so einer Saison bewerten? Ich hänge total zwischen den Stühlen fest.
Fazit:
Kovac hat den Sturm überlebt und er hat mMn als Trainer mehr als Di Matteo drauf, auch wenn ich es richtig finde, unbequeme Fragen zu stellen. Deshalb schaue ich nie oder selten auf das nackte Ergebnis.