Zunächst möchte ich Paderborn ein großes Kompliment machen. Ich bin beindruckt, sehr mutiger Auftritt. Würde mir wünschen, wenn sich etablierte Teams mit mehr Ressourcen da etwas abschauen. Kann der Bundesliga nur guttun.
Das Tor von Gnabry war mich das erste große Highlight in dieser Saison. Von hinten bis vorne war das überragend rausgespielt. Hier hat auch taktisch endlich alles gepasst und war dank Coutinho einfach nur weltklasse. Es gab in der ersten Halbzeit einige erfrischende Verlagerungen und es wurde wieder versucht mit einer 3-2 Staffelung aufzubauen. Ich fand diesen Kniff von Kovac genau richtig, um das Pressing und die Überzahl von Paderborn im Mittelfeld perfekt zu kontern.
Das Ende des Lieds waren hochkarätige Chancen, die wieder einmal verdaddelt worden sind. Ich verstehe es nicht. Liegt es an fehlendem Fokus, an fehlender Konzentration, an Überheblichkeit oder ist es fehlende Qualität/Skills? So toll Paderborn gekämpft hat, eine Topmannschaft macht da nach 45 Minuten eine Schleife dran und führt mit mindestens 3:0.
Gnabry und Coman waren gut im Spiel. Die Verbindung zwischen zentralem Mittelfeld und dem Flügel hat ganz gut gepasst. Das was gegen Mainz in den ersten 25 Minuten komplett schiefging, funktionierte nun deutlich besser. Die Passgenauigkeit bleibt weiterhin ein Thema. Da ist noch viel Luft nach oben. Mit einem 2:0 oder 3:0 kommt weitere Sicherheit rein und diesen Vorteil hat der FCB zum wiederholten Male verpennt. Der Ansatz mehrfach die vertikale Lösung zu suchen, finde ich grundsätzlich gut. Das ist nach wie vor ein Fortschritt. Trotzdem fehlt mir ein wenig die Geduld. Ein wenig mehr Balance zwischen Risiko – und Sicherheitspass wäre erstrebenswert. Thiago’s Aussetzer beginnen langsam zu nerven. Was ist da los?
Die Wechsel hätte ich bei einem 3:0 zur Halbzeit sehr begrüßt. So weiß ich nicht so recht. Aber: Kovac wurde häufig fehlenden Mut vorgeworfen und das es ihm nur um seinen Job ginge. Deshalb bin ich froh, wenn er mal einen Jungen bei einem knappen Spielstand bringt. Bitte beibehalten, auch wenn es dann mal in die Hose geht.
Ja und dann kam leider das zweite Gesicht des Teams. Das Tor von Cou war nochmal genial herausgespielt. Doch plötzlich bricht wieder alles zusammen. Die Ruhe im Spiel geht verloren, die Schludrigkeiten werden häufiger, die Bayern verlieren viel zu oft den Ball und damit ist die Kontrolle weg. Das typische Muster wiederholt sich erneut. Aus quasi 0 Chancen fängt man sich wieder so ein dämliches Ei, während man selbst die besten Möglichkeiten liegen lässt. Gleiches Spiel wie gegen Hertha zum Saisonauftakt. Gleiches Spiel wie im DFB-Pokal in Bremen. Gleiches Spiel wie gegen Düsseldorf letzte Saison, etc.
Sobald irgendetwas nicht mehr planmäßig läuft, fängt die Mannschaft an zu schwimmen. Die Bälle werden viel zu oft nur noch nach vorne geschlagen und das eigene Passspiel wirkt auf einmal nicht mehr sicher. Warum gibt es hier nicht mehr dieselbe Staffelung wie in der ersten Halbzeit? Liegt das an Javi? Ist er so schlecht im Aufbau? Warum funktioniert das ursprüngliche taktische Konzept nicht mehr oder: wieso wurde es verändert? Wo ist die Ruhe hin? Wo ist das Selbstverständnis eines Spitzenteams? Ironischerweise und passend ist das 3:1 dann wieder ein Tor, welches so gar nicht gewollt war, analog zum 2:0 gegen Belgrad. Also alles wieder gut? Irgendwie zieht sich das Team aus der Nummer raus. Doch ein Spitzenteam, welches in einem schwierigen Auswärtsspiel
nur eine schlechte Phase hatte?
Fünf Minuten später klingelt’s schon wieder im Münchener Kasten. Unfassbar. Das Zittern geht wieder los. Normalerweise müsste es 5:1 oder so stehen und statt man das Ding wegen der CL locker nach Hause spielt, muss man sich gegen wild kämpfende Paderborner behaupten.
Das Engelchen auf meiner Schulter sagt:
Nimm das Positive mit, typisches Auswärtsspiel vor dem CL-Highlight, weitermachen.
Das Teufelchen sagt:
Was sind das für unerklärliche schlechte Phasen, in denen absolut gar nichts geht? Wo ist die Souveränität hin? Wieso ist das Team auf einmal so passiv?
PS.: Coutinho ist geil.