Wäre das Sat.1 und das Promihaus der Stars hätte man schon längst reagiert und die Folge aus dem Netz genommen. Was hier seit Wochen für ein Mobbing gegen Hasan Salihamidzic läuft, hat schon "Obert-Qualität." Besonders lustig, wenn ich bedenke, was hier regelmäßig für ein Aufschrei (inklusive Meldung a la "Hassverbreitung gegen Hopp" bei den Oberen) aufjault, wenn ich nur halb so "kritisch/lustig" mit Hopp, Nagelsmann oder dem FC Bayern umgehe. Wenn das, was hier zu beobachten ist, das Verhalten "echter Fans" ist, dann bin ich ja fast froh nur "Pseudo- bzw. Fakefan" zu sein.
Muss schon sagen, dass hat Flick nicht schlecht hinbekommen. Er die Öffentlichkeit schön auf Linie gebracht und jetzt gibt es quasi im Sekundentakt Posts zum "Herrn Sportdirektor, der nirgendwo mehr unterkommen wird und Flick vertrieben hat und generell zu blöd zum Geradeauslaufen, Kacken und Spielerkaufen ist." Quasi alles, was nicht gut läuft, hat Brazzo zu verantworten. Bestenfalls wird ihm die Rolle des willenlosen Erfüllungsgehilfe finsterer Mächte zugeschrieben. Alles, was läuft, läuft trotz Brazzo.
Wie so häufig ist es aber alles nicht schwarz oder weiß, daher sollte man sich mal ein paar Dinge genauer anschauen.
Fangen wir direkt mit einem großen Streitfall an - die Causa Boateng. Der Abgang Boatengs war mit der Verpflichtung von Upamecano für jeden ersichtlich, aber Flick wusste natürlich von nichts und auch Boateng hat das erst vor dem Hinspiel gegen Paris erfahren. Das ist echt eine der lustigsten Geschichten, die je gehört habe. Wurde ja kürzlich von Hainer auch ins Reich der Fabeln verwiesen. Mit anderen Worten: Flick hat hier gelogen und so bewusst, das Bild von Brazzo weiter beschädigt. Ansich ein unglaublicher Vorgang, aber hier kaum ein Wort wert. Wahrscheinlich weil Hainer auch Teil der Verschwörung gegen Flick ist.
Hätte man Boateng trotzdem halten können? Sportlich ist er wieder auf Topniveau, daher wäre es wünschenswert, aber das ist keine rein sportliche Frage. Man hat für die nächste Saison den heißesten ****** auf dem Markt für 42,5 Millionen verpflichtet, der zudem auch den ein oder anderen Euro verdienen wird. In einer Pandemie mit massiven Einnahmewegbrüchen wird man sich Boateng (momentan gut 11 Millionen Gehalt - ist er zu einer deutlichen Reduzierung bereit?) und Upamecano schlicht nicht leisten können/wollen. Zudem ist man der Meinung, den Umbruch in der IV jetzt zu vollziehen. Mit Hernandez (Superspiel gegen Paris, chapaeu) und Süle hat man zwei weitere Optionen als Stammkräfte. Dazu Pavard, Richards oder Nianzou als mögliche "Aushilfen." Vor zwei Jahren wäre vielleicht mehr gegangen und man hätte sich Hernandez, Süle, Boateng und Upamecano gegönnt, aber es gibt nunmal eine massive Einnahmereduzierung und es ist nicht absehbar, dass das Vor-Corona-Niveau schnell erreicht wird. Der DAX mag Rekorde brechen, aber Fernsehgelder, Sponsoreneinnahmen, etc. werden sicherlich nicht sofort lossprudeln, als wäre nicht gewesen.
Dementsprechend sollte man auch die letzten Transfers betrachten. Sind die alle topgelaufen? Natürlich nicht. Bin ich froh, über Sarr für die Konditionen? Nein und das kann man kritisieren. Und da hat Brazzo keine gute Figur gemacht, aber ich glaube, dass Flick da auch etwas überhöhte Vorstellungen hatte. Er wollte am liebsten Sane, Havertz und Werner. Das wäre schon in Nichtpandemiezeiten hochambitioniert, heutzutage null realistisch. Natürlich kann ich verstehen, dass er keine Jubelsprünge bei Sarr, Roca, Costa macht, aber dann muss er in den sauren Apfel beißen und sich damit arrangieren. Öffentlich zu erzählen, dass der Kader schwächer als letztes Jahr ist, ist zwar richtig, aber suboptimal. Insbesondere wenn es eh schon atmosphärische Störungen gibt und andere Verein ähnliche Probleme haben. Die fetten Jahre sind vorbei und dann muss man halt Roca etwas mehr Einsatzzeiten geben, auch wenn man den nicht wollte. Ein komplett Blinder ist das ja nun nicht, aber man hatte den Eindruck, dass der stiefmütterlich behandelt wurde/wird, weil man zeigen musste, dass das kein "Flick-Transfer" war.
Als Flick-Transfer gilt dagegen Dantas. Da gab es dementsprechend direkt einen "der wird nur nicht festverpflichtet, weil Flick den weiter dabei haben will"-Aufjauler, als klar wurde, dass man die Kaufoption nicht ziehen wird (7,5 Millionen plus 25% Beteiligung bei einem eventuellen Verkauf für Lissabon). Aber ehrlich, was spricht den für die dauerhafte Verpflichtung? Flick gilt als Fan von Dantas, aber an Einsatzzahlen lässt sich das null ablesen. Abgesehen vom letzten Bundesligaspiel hat der ganze drei Minuten bekommen und da kann ich den Verein verstehen, dass der sagt, die Summe gebe ich in Pandemiezeiten nicht aus bzw. kann die vielleicht sinnvoller investieren. Sehe vielleicht anders aus, wenn Flick ihn ein paar Mal gebracht hätte. Gelegenheiten dazu gab es. Hier mal ne Viertelstunde, da zehn Minuten. Stattdessen wurden die Wechsel mehrmals nicht ausgeschöpft. Schaue die Amas nicht, aber auch da soll Dantas ja keine Bäume ausgerissen haben.
Ich finde das Verhalten von beiden Seiten (Verein und Flick) ziemlich schwach. Man muss Flick aber auch nicht zu sehr bedauern. Er wird auch nächstes Jahr einen Topkader haben, der sicherlich die ein oder andere Baustelle in der zweiten Reihe hat, aber wo gibt es das nicht? City ist da schon die Ausnahme. Statt also zu schmollen und quasi täglich die "ich möchte eigentlich gar nicht mehr da sein"-Attitüde raushängen zu lassen, setzt man sich an einen Tisch und schaut, was machbar ist. Upamecano ist ein guter Anfang. Thauvin für die Offensive, dann noch ein 6er und die Welt sieht gar nicht mehr so grau aus. Sollte das nicht möglich sein, ja, dann muss Flick hat gehen. Den Verein wird es vermutlich weiterhin geben und Flick wird vielleicht feststellen, dass das Gras woanders zwangsläufig nicht grüner sein muss.
So...und jetzt kann der Fanclub Feuer frei! geben.