Dass es in und um die NLZ branchenweit z.T. menschenverachtend zugeht, ist wohl für niemanden hier im Forum ein Geheimnis. Das fängt beim Leistungsdruck für Kinder an, geht über Ausgrenzung und Mobbing, Verletzungen der Fürsorgepflicht bis eben zur Ausbeutung von Mitarbeitern.
Das ist ja auch kein Wunder, denn es gibt wohl kaum eine Branche, wo Menschen so sehr zu reinen Sachwerten degradiert werden und wo so martktradikal agiert wird, wie im Profisport. Ok, in der Prostution geht es ähnlich zu.
Natürlich ist das kein reines Bayernproblem, aber es ist ein Problem. Und an wessen Beispiel soll denn eine notwendige öffentliche Debatte in Gang gesetzt werden, wenn nicht am FC Bayern? Wer sportlich und ökonomisch die Rolle des Branchenprimus hat und auch immer und überall selbst ein Führungsrolle daraus ableitet, muss sich auch gefallen lassen, dass sich an einem dann auch die Diskussionen entzünden, die nicht mehr so angenehm sind. Wenn man diese Rolle beansprucht, muss man sich auch gerade machen, wenn es eben um Werte geht - ob nun bei der Sponsorenwahl oder bei der Behandlung und Entlohnung von Mitarbeitern.
"Aber die anderen doch auch" ist da keine gute Antwort auf Fragen, die von "Sport inside" völlig zu Recht gestellt werden (vom ganz normalen Justizprozedere mal ganz abgesehen, das jetzt seinen Gang geht). Als Verein nicht, als AG nicht, aber auch als Fan nicht. Wenn man bei Siegen und Erfolgen von "wir" spricht und jubelt, sollte man bei diesen Dingen dann nicht relativieren. Diese Dinge sind dann nämlich auch "wir", so sieht's nunmal aus.
Dass es bei anderen Vereinen ähnlich zugeht, macht nichts besser. Es macht es nur noch schlimmer und verdeutlicht die Dringlichkeit der öffentlichen Debatte über diese Praktiken. Natürlich ist es wünschenswert, wenn auch da im Laufe der Debatte dann öffentlicher Druck entsteht.
Aber dass die Debatte mit dem Branchenprimus beginnt (der es zudem am allerwenigsten nötig hätte) und nicht z.B. mit dem FCA, ist logisch und auch richtig so. Wie soll denn sonst öffentliches Interesse entstehen?
Ich erwarte als Fan von diesem konkreten Fall einfach, dass sich mein Verein diesen Fragen stellt und natürlich Dinge verändert. Ich erwarte, dass er evtl folgnde Strafen akzeptiert und Maßnahmen ergreift, um künftig seiner Rolle als nationaler Marktführer dann auch in diesen Bereichen verdammt nochmal gerecht zu werden. Und wenn dafür personelle Konsequenzen gezogen werden müssen, z.B. bei den Verantwortlichen des Nachwuchsbereichs, dann erwarte ich auch da Konsequenz. Zumal da einige Personen durch den Rassismusskandal eh sehr viel Standing (zumidnest bei mir) eingebüsst haben und der Kredit eigentlich aufgebraucht ist.
Allgemein erhoffe ich mir, dass aus diesem konkreten und prominenten Beispiel eine branchenweite Diskussion über die Zustände und Machenschaften im Nachwuchsbereich und Unterbau der Proficlubs entsteht, denn das Handlungsbedarf besteht, ist ja offensichtlich.
Dafür muss man nicht jeden Verein, den das betrifft, bei "Sport inside" anprangern. Wozu? Es sollten sich Dinge ändern und dafür ist eine öffenbtliche Diskussion über die Zustände beim sonst sehr sendungsbewussten Marktführer genau richtig und gut so. Die Chancen sind ncht so schlecht, dass sich bei entsprechendem öffentlichen und medialen Echo auch in der gesamten Branche ein paar Dinge ändern. Und darum geht es ja am Ende. Nicht um den Pranger selbst, sondern darum, dass sich Dinge ändern.