(1) Sturm muss seine Partys selber zahlen. Er, das Zugpferd des Stalls, der Quotenbringer, der öffentlichkeitswirksam mit der deutschen Prominenz verbandelt ist, wird diese "Sparmaßnahme" mit Sicherheit als Affront betrachten. Sonst hätte man es gar nicht erst erwähnt.
(2) Er wollte gegen Abraham boxen. Seine Management wollte nicht. Wer weiß, ob an dem Gummibären-Spruch am Ende nicht doch mehr dran gewesen ist, als man angesichts der Alcobas und Satos bislang anzunehmen bereit war? Zudem ist es fraglich, inwiefern man einem Boxer, der gegen de la Hoya in den Staaten antrat, und die "Scharten" seiner Karriere immer ausgewetzt hat, Feigheit unterstellen kann. Ich glaube, dass Sturm als Vollprofi durchaus Interesse an einem Kampf gegen Arthur gehabt hat, man auf Seiten des Managements aber vor der Möglichkeit zurückscheute, den eigenen Star zu opfern.
(3) Erdei, Inkin und Gevor haben in der Vergangenheit bereits lautstark aufgemuckt, nun ist Sturm an der Reihe. Das spricht meines Erachtens dafür, dass sich die Boxer trotz langjährigen "Nulpenklatschens" einen gesunden sportlichen Ehrgeiz erhalten haben. Den Leuten sind mehr oder weniger die Hände gebunden - durch ein Management, das in erster Linie durch Risiko-Minimierung auffällt und nur dann nicht zimperlich ist, wenn es darum geht, Altlasten auszusortieren oder Titelchen in den eigenen Reihen weiterzureichen.
(4) Ausschlaggebend ist meiner Meinung nach das "Super Six"-Turnier von Sauerland, an dem Sturms ärgster Konkurrent Abraham teilnimmt. Der wahrt damit die Chance, sich neben einer saftigen Stange Geld auch noch "Ruhm und Lorbeer" zu erboxen. Der Stachel im Fleisch für einen ehrgeizigen und selbstbewussten Mann wie Sturm? Wer weiß. Bei den Optionen, die Sturm mit Universum hat, kann ich mir das durchaus vorstellen: Zwei weitere Jahre wird risikominimiert verteidigt, und dann der Nachfolger inthronisiert.
(5) Ich glaube nicht, dass sich Sturm mit diesem Schritt verzockt hat. So gesehen könnte er bei Universum zwar einem ruhigen und ausgesorgten Lebensabend entgegen schippern, aber ich bin fest davon überzeugt, dass sich Sportler nicht alleine von monetären Interessen bestimmen lassen. Vielleicht könnte Sturm mit großen Events bei deutschen Privatsendern wohl auf einen Schlag mehr Geld generieren als in drei Kämpfen unter Hamburger Flagge zusammen: Aber behält er sich damit nicht auch die Möglichkeit vor, sich endlich mit den besten Leuten der Gewichtsklasse zu messen? Bei Namen wie Sato oder Alcoba würde RTL schließlich abwinken. Andererseits: Lässt sich das wirklich so einfach aufziehen, wie man sich das vorstellt? Um die großen Fische an Land zu ziehen, müsste Sturm auf eine Menge Geld verzichten; Wladimir hat das damals auch gemacht: Man lockte Weltmeister Byrd mit rund 4 Millionen $; er bekam viermal soviel wie Klitschko. Für Sturm ist so ein Schritt also durchaus mit Risiken verbunden, in finanzieller wie in sportlicher Hinsicht. Das spricht in meinen Augen für seinen Ehrgeiz und für ihn als Sportler. Denn das Geld könnte er bei seinem derzeitigen Brötchengeber einfacher verdienen.