"Sturm lässt sich für Krüppelkämpfe feiern"
Herausforderer Sebastian Zbik schießt im Interview mit "Welt Online" gegen den WBA-Champion Felix Sturm. Er macht keinen Hehl daraus, dass er den Titelträger nicht mag. Von Gunnar Meinhardt
Das Duell hat es in sich. Unter dem Kampftitel „Bad Blood“ (Böses Blut) verteidigt Boxweltmeister Felix Sturm (33) am Freitag in Köln (Sat.1, 22.15 Uhr) seinen WBA-Mittelgewichtstitel gegen den früheren Universum-Stallkollegen Sebastian Zbik (30). Der Herausforderer, der selbst schon WBC-Weltmeister war, macht keinen Hehl daraus, dass er den Titelträger nicht mag.
Welt Online: Herr Zbik, warum hassen Sie Felix Sturm?
Sebastian Zbik: Hassen ist ein wenig krass ausgedrückt. Doch das Kampfmotto stimmt haargenau. Auf jeden Fall mag ich ihn nicht. Er ist mir unsympathisch. Er ist ein respektloser Mensch mit einem abstoßenden Mundwerk.
Welt Online: Nanu, solche Sätze ist man von Ihnen gar nicht gewohnt.
Zbik: Mag sein, doch was der über mich in letzter Zeit so alles von sich gegeben hat, ist eines Superchampions einfach unwürdig. Er tönt, ich solle froh sein, dass er mir noch mal eine Plattform bietet, damit mich mehr Leute sehen als nur die aus meinem Dorf. Oder ich hätte nur einen Micky-Mouse-Titel gehabt, der nicht viel zählt. Das ärgert mich schon, wenn ich solche Sprüche höre.
Welt Online: Warum regen Sie sich so auf? Lassen Sie ihn doch reden, Ihre Antwort können Sie ihm doch im Ring geben.
Zbik: Nein, wenn jemand so despektierlich über meine dörfliche Heimat redet, muss ich mich zur Wehr setzen. Viele Leute aus meinem kleinen Dorf, ...
Welt Online: ... Sie kommen aus Reinberg bei Neubrandenburg, wo knapp 300 Einwohnen leben.
Zbik: Ja. Und viele von denen haben mich im vorigen Jahr sogar bis zum Kampf nach Los Angeles gegen Julio Cesar Chavez begleitet. Das macht mich stolz. Viele werden auch wieder in Köln dabei sein. Felix wird sich umgucken.
Welt Online: Vor wem? Vor Ihren Fans oder vor Ihnen, dem einstigen Micky-Mouse-Weltmeister?
Zbik: Vor beiden. Wenn ich das schon höre, Micky-Mouse-Weltmeister! Ich war WBC-Weltmeister, der unter den vier Weltverbänden immer noch als der besondere Champion gilt. Und Felix weiß genau, dass ich meinen Titel gegen Chavez genauso ungerecht verloren habe, wie er seinen einst gegen Oscar de la Hoya. Ich lag in allen Schlagstatistiken vorn, trotzdem sahen die Punktrichter Chavez als Sieger, da kannst du nichts machen. In Deutschland hätte ich den Kampf gewonnen.
Welt Online: Seit Ihrer Niederlage im Juni vorigen Jahres haben Sie nicht mehr geboxt. Sie hatten sich sogar mit dem Gedanken getragen, die Karriere zu beenden. Sind Sie angesichts der langen Kampfpause nicht schon im Nachteil gegenüber Sturm, der in dieser Zeit zwei Titelverteidigungen machte?
Zbik: Aber was für welche! Gegen die Nummer zwei und drei aus England macht er zwei Krüppelkämpfe, lässt sich dafür feiern und erzählt auch noch, er ist der beste Mittelgewichtler der Welt. Das hätte ich mich nach solchen Vorstellungen niemals getraut. Aber kein Wunder.
Welt Online: Was soll das heißen, kein Wunder?
Zbik: Dass Felix den Boden unter den Füßen verloren hat. Das ist auch klar. Wenn du, so wie er, nur Leute um dich herum hast, die dir täglich den Bauch pinseln, dir fortwährend auf die Schultern klopfen und sagen, was für ein toller Typ du bist, und alle anderen, die das Gegenteil behaupten, von Dir verbannst, dann fühlst du dich natürlich wie ein König. Er versucht sich cool zu geben, doch er macht uns nur was vor. Felix verkennt die normalen Leute. Die sind doch nicht doof, sie fühlen sich von ihm total verarscht. Ich habe auch Schweinekämpfe gemacht, aber danach nichts beschönigt, sondern dazu gestanden und mich auch entschuldigt. Felix steht mit dem Rücken zur Wand. Er kann froh sein, dass er jetzt gegen mich boxen kann. Denn das ist doch ein Kampf, den alle sehen wollen...
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