Viele Randsportarten (sehr häufig im Wintersport) wären ohne staatliche Unterstützung nicht zu betreiben. Gerade hier gibt es z.B. viele Sportsoldaten, welche nun wirklich kein großes Gehalt verdienen.
Bei der Formel1 ist eine staatliche Unterstützung heutzutage schwer vermittelbar ... ja. Aber das liegt nicht unbedingt daran, dass hier massig Benzin verbrannt und Lärm erzeugt wird, während 20 Autos gut 2 Stunden lang im Kreis fahren.
Viel mehr liegt das auch daran, mit was für astronomischen Summen die Formel1 hantiert.
Die Teams operieren (bis auf Manor) mit 3-stelligen Millionen-Budgets. Ein signifikanter Anteil der Piloten kassiert 2-stellige Millionensummen an Gehältern.
Gerade für die Werksteams ist die Formel1 in erster Linie eine rollende PR-Plattform, um die eigene Marke zu präsentieren. Dementsprechend ziehen sich auch manch Marken wieder zurück, wenn es nicht so läuft, wie gewünscht (Toyota, BMW, Renault, Honda...).
Dem Steuerzahler kann man erklären, dass sein abgedrücktes Geld verwendet wird, damit Bobfahrer trainieren können oder so.
Aber dem Steuerzahler ist schwer vermittelbar, dass 15 Millionen an Steuergeldern an Bernie Ecclestone gehen sollen, weil die Ticketeinnahmen der Rennstrecken gerademalnoch 10 Millionen Euro einbringen. Von der ganzen FOM-Kohle bleibt dann ein signifikanter Anteil in Bernies Taschen, bevor der Rest unter den Teams verteilt wird. Und jene Teams würden ohne das FOM-Geld nicht auf dem trockenen sitzen. Man könnte auch mit 50 Millionen Euro weniger ein Rennteam betreiben.
Sportsoldaten und Ähnliche könnten ohne staatliche Unterstützung ihren Sport nicht professionell betreiben.
Viele andere Rennserien zahlen Geld an die Streckenbetreiber und werden an den Ticketeinnahmen beteiligt. Bei der Formel1 läuft es nunmal so, dass die Streckenbetreiber das Geld zahlen und dafür die Einnahmen behalten dürfen ... womit wohl so gut wie alle Strecken rote Zahlen schreiben.
In weniger demokratischen Ländern ist das kein Problem.
In Frankreich hingegen schüttelt man unverständlich den Kopf, warum man Bernies Rachen mit Steuergeldern stopfen sollte.
Und sabatai deutet das schon richtig an. Es wird nicht nachhaltig gedacht.
Die Formel1 selbst ist relativ schwach was das Verkaufen der eigenen Marke angeht. Rahmenprogramm? Das ist bei der FOM eher Mangelware.
Man geht dort hin, wo 50 Millionen Euro an Ecclestone gezahlt werden (z.B. Abu Dabhi). Die PR-Strategen bei Mercedes und Co freuen sich ihre Boliden in China zu präsentieren ... Märke, welche für den Verkauf von Serien-PKWs große Bedeutung haben und wo man sich einen gewissen PR-Effekt durch die F1-Rennen erhofft.
Auf der anderen Seite wundert man sich, dass die Fans in Europa über überzogene Ticketpreise ächtzen. Dass gemault wird, weil der Hockenheimring verstümmelt wird (damit die Werbebanner dank größerer Rundenanzahl öfter im Bild sind) und so letztlich in den Ruin getrieben wurd.
Und wegen der Entfremdung von den Traditionsstrecken in Europa wundert man sich dann auch noch, warum das TV-Publikum massiv zurück geht, weil in der Formel1 irrtümlich gedacht wird, dass es für den TV-Zuschauer keine Rolle spiele, in welchem Land gefahren würde.
Es liegt nicht unbedingt daran, dass die Formel1 langweilig geworden wäre, warum die Zuschauer flöten gehen. Es liegt meiner Ansicht nach signifikant daran, dass die Austragungen größtenteils lieblos aufgezogen werden. Die Fans an der Strecke kriegen rund um das Rennen häufig wenig geboten und in anderen Rennserien ist deutlich mehr "Fannähe" geboten.
Die Formel1 an sich zieht wie ein Schwarm Heuschrecken durch die Länder und kassiert fleißig Kohl dort, wo sie gezahlt wird ... bis das Geld alle ist und die Einsicht kommt, dass der Prestige-Gewinn schmächtig ist. Zurück bleiben Strecken wie in Südkorea, Indien, Türkei und auch die Valencia-Infrastruktur, welche massiv Verluste für die jeweilige Region gebracht haben.
Aber es finden sich immer wieder welche, die davon träumen mit der F1 ein lohnendes Geschäft zu machen. Azerbaidschan ist der nächste Kunde.
Die Formel1 versucht einen Spagat zwischen dem Beibehalten der Traditions-Strecken mit Sonderkonditionen (z.B. für Spa und Monza) welche das Publikum an die TV-Geräte locken. Gleichzeitig breitet man die Arme aus und lechtzt nach jeder Dollar-Note aus dem nahen Osten, weil man mit 300 Millionen Euro nunmal Rennwagen bauen kann, welche ein Tickchen schneller sind als solche, die mit einem halb so großen Budget betrieben werden.
Solange Ecclestone an der Spitze sitzt wird sich gewiss keine Kehrtwende ergeben. Geld ist ihm heilig und Demokratie zuwider.