Übermorgen gehen die Testfahrten weiter ... mal schauen, wer dann vielleicht noch was "zeigen" kann.
Mercedes
Im Vergleich zu den Testfahrten der ersten Test-Woche von 2019 ist der W11 gleich mal zwei Sekunden schneller. Allerdings muss man auch bedenken, dass Mercedes damals ordentliches "Sandbagging" vorgeworfen wurde. In der zweiten Woche kam dann schon eine B-Version an die Strecke und so richtig was gezeigt hat man erst in Melbourne.
Allison erzählt, dass der neue Bolide aggresiv designed wurde. Man hat nicht nur eine leichte Evolution gebracht (was reizvoll wäre angesichts des W10-Erfolges), sondern einiges verbessert. Aufhängung hinten, Aufhängung vorne, Packaging und Seitenkästen, großes Motorenupdate ... und natürlich das DAS-System, selbst wenn es nur ein Jahr genutzt werden mag.
Die Konkurrenz vermag zu hoffen, dass man Mercedes vielleicht im Qualifying schlagen kann ... wenn überhaupt. Sollte das DAS im Rennen wirklich einen großen Vorteil beim Regulieren der Reifentemperatur sein, dann hat Mercedes dort einen immensen Vorteil hinsichtlich Performance und Verschleiß.
Bisherige Longruns sehen schonmal sehr konstant aus.
Die Favoritenrolle für den WM-Titel ist somit schon klar verteilt
Red Bull
Der neue Bulle scheint flott zu sein. Verstappen tastet sich nach und nach an schnellere Zeiten ran. Das Feedback der Piloten ist wohl gut. Momenan erweckt man den Eindruck der zweiten Kraft, auch wenn man bei den Rundenzeiten noch nicht die Hosen runtergelassen hat.
Ferrari
Letzte Saison trumpfte Ferrari bei den Testfahrten groß auf. Bei den damals kühlen Bedingungen waren die Reifen seltener im perfekten Arbeitsfenster ... Ferrari kam damit wohl dennoch klar. Aber in Melbourne dann war die Performance ernüchternd. Die Tifosi werden hoffen, dass es dieses Jahr andersrum ist und Ferrari "Sandbagging" betreibt, so wie Mercedes vor 12 Monaten.
Denn bisher begeistert Ferrari nicht.
Racing Point
Soviel Krempel wie möglich bei Mercedes einkaufen, Mercedes-Windkanal nutzen und alle listed parts anhand von Fotografien des W10 nachbauen. Das hätte jedes Team machen können ... so die Aussage aus Racing Point Richtung an die Konkurrenz.
Man versucht nicht mehr einen Red Bull nach zuempfinden ... man kopiert das Weltmeister-Auto ... und man hat damit Erfolg.
Eine gute Grundlage für einen erfolgreichen Saisonstart ... ich würde nichtmal ausschließen, dass Racing Point in Melbourne vielleicht sogar um ein Podium mitkämpfen kann ... wer weiß?
Wenn man den 4ten WM-Rang (2016, 2017) wieder zurückholt wird man schon zufrieden sein.
Bei Racing Point (bald Aston Martin) wird man im Laufe der Saison die neue Fabrik beziehen. Die Truppe wurde auf 500 Mann aufgestockt und darf sich schön einarbeiten, um nächste Saison zu liefern.
Haas wirft Racing Point vor, dass man sich dort früher immer über Haas' Vorgehen (Ferrari zu kopieren) aufgeregt habe und nun den selben Weg gehe ... was aber völlig legitim sei.
Racing Point lästert gegenüber Haas, dass man mehr Leute in der Aero-Abteilung habe als das Haas-Team insgesamt an Personal.
Auch wenn der neue RP eine klare Kopie ist ... nächstes Jahr will man dann wohl etwas eigenes konkurrenzfähiges bringen. Racing Point ist ambitioniert. Perez wird vielleicht eines Tages seinen Enkeln erzählen, wie er damals das Insolvenzverfahren gegen Force India losgetreten hat.
Renault
Begeisterung sieht wohl anders aus. Man möchte gerne irgendwann um Podien fahren ... aber McLaren und Racing Point machen derzeit nen stärkeren Eindruck ... und hoffen auf das gleiche.
Das meiste Aufsehen bekommt man bei Renault wie Ocon mit Verstappen die Hand schüttelt, oder wie sich die Renault-Boxencrew Onboard-Aufnahmen von Hamilton angucken.
2021 ruft schon.
McLaren
Passabler Start in die erste Testwoche. Nichts bahnbrechendes, aber mit Aussicht den 4ten Rang in der Konstrukteurs-Wertung zu verteidigen. Vielleicht geht etwas mehr ... vielleicht gibt's etwas weniger. Keine großen Ausreißer...
Alpha Tauri
Bislang nicht übermäßig beeindruckend, im Vergleich mit dem Vorjahr muss man aber auch sagen, dass man damals Zeiten mit wenig Sprit abbrannte. Die Aussage-Kraft ist begrenzt.
Erwecken weiter den Eindruck eines Mittelfeld-Teams im Kampf um den 7ten oder 8ten Platz.
Alfa/Sauber
Letzte Saison begann man stark mit regelmäßigen Punkteankünften (zumindest bei Räikkönen) ... momentan scheint mir Alfa mehr im Bereich außerhalb der Punkte zu sein.
Haas
Man spult nicht so viele Runden ab wie man gerne hätte, man kann mit den größeren Teams nicht mithalten, der Bolide bringt vielleicht auch nicht das was man sich erhoffte.
Es sieht nicht danach aus, als könnte Grosjean zum 4ten Mal in Folge in Melbourne auf Punktekurs liegend ausscheiden ... es sieht eher danach aus, als würde man diesmal nicht um Punkte kämpfen.
Naja abwarten. Gerade bei Haas tut man sich schwer, wenn die Temperaturen nicht wie erwünscht sind.
Williams
Bei Williams ist man glücklich. Man reißt vielleicht keine Bäume aus, aber 2020 beginnt viel besser als das katastrophale 2019-Jahr. Ob man gegen die Konkurrenz was ausrichten kann ist fraglich, aber die Lücke wird deutlich geschrumpft sein.
Nicht-letzte Plätze erscheinen in greifbarer Nähe.