Bottas war schon mehr als die Hälfte der Renndistanz gefahren ... und das auf Mediums.
Das kann sich bei einem Rennen, bei dem im Vorfeld von einem hohen Reifenverschließ ausgegangen wird, durchaus riskant erweisen. Nicht nur wegen der dreickigen grün-weißen Randsteine in zweiter Reihe, auch wegen der hohen Kurvengeschwindigkeiten in Doha. Obgleich das Profil des Kurses sehr kurvig aussieht, ist der Kurs ja ziemlich flott mit mehreren seeeehr schnellen Kurven.
Silverstone ist ja für die Reifen auch sehr fordernd.
Wäre Bottas 2-3 Runden vorher reingekommen, dann wäre er locker dritter vor Alonso und Perez geworden.
Mercedes hat das halt ein gutes Stück ausgereizt, Bottas im zweiten Stint einen möglichst großen Reifenvorteil zu geben.
Ein Stück zu weit...
Aber man hatte halt auch keine Garantie, dass Perez noch einen zweiten Boxenstop machen würde.
Ohne den Reifenschaden wäre das - angesichts des mäßigen Starts auf der schmutzigen Seite - ein ordentliches Rennen von Bottas geworden.
Er verlor halt am Anfang viel Zeit,
Hamilton hatte halt den "Vorteil", dass er nur Verstappen covern brauchte und ansonsten derart schnell war, dass er die Curbs meiden konnte.
Ordnen wir die Argumente mal etwas. Auf der einen Seite haben wir Degradation (und Degeneration), d.h., der Reifenverschleiß durch die Strecke selbst. Der ist auf einem Kurs mit so vielen schnellen Rechtskurven natürlich erheblich und so waren es vor allem auch die linken Vorderreifen und zum Teil auch die linken Hinterreifen, die beansprucht wurden. Allerdings war der Reifenverschleiß auch nicht so hoch wie vor dem Rennwochenende befürchtet, weswegen es ja erst einige mit einem 1-Stop-Rennen versuchten. Auf der anderen Seite haben wir viele Stellen, wo man über Curbs fahren kann und sich dabei an den Curbwänden selbst oder an liegengebliebenen Kleinstteilen die Seitenwände aufschlitzen kann (wobei mir keine Unfälle bekannt wären, die dies bedingten). Das eine hat nur bedingt etwas mit dem anderen zu tun. Gewiss, ich kann 35 Runden lang schön die Curbs nutzen (innerhalb und außerhalb des Erlaubten) und mir so enorm viele Cuts in der Lauffläche holen (was dem Reifen nichts ausmachen sollte), aber eben auch in der Reifen-Seitenwand (was wohl bei allen vier Fahrern das Problem war). Aber, das kann mir auch auf Kursen passieren, wo die Degradation völlig unkritisch ist (z.B. Monaco). Wenn die Reifen am Maximum ihrer Degradation angekommen sind (die ca. 6-8 mm Lauffläche), dann lösen sich die auch nicht sofort auf, sondern es kommt zu massivem Rutschen (weil ja kein Grip mehr da ist, den die Lauffläche bieten könnte). Zumindest bei NOR (siehe Video) wissen wir, dass es das nicht gewesen sein kann, er hat den Puncture ja noch rechtzeitig bemerkt und konnte zur Box zurückkehren, bevor sich die Reifenkonstruktion überhaupt auflöste. Natürlich kann es auch eine Interaktion von Streckencharakteristik und Curbs geben, wenn etwa durch die Belastung die Drücke so massiv steigen, dass die Seitenwände anfälliger werden. Das hätten aber die Teams umgehend feststellen können. Deswegen vermutet Mario Isola eher ein Problem durch die Seitenwandcuts (siehe zweites Video und Link). Gerade bei NOR war es wohl keine besonders lange Laufleistung. Es ist also wahrscheinlicher, dass es nicht die enorme Beanspruchung durch den Reifenverschleiß war, sondern die Menge an Cuts, die man sich über die Länge des Stints einhandelte. Mercedes, McLaren und FW sind also insofern weniger darin Schuld, den Reifenverschleiß falsch einkalkuliert zu haben, sondern einfach nicht gewusst zu haben, dass die Menge an Cuts zu Punctures führen kann, ein klassischer Hindsight. Natürlich regen sich die Teams jetzt über Pirelli auf, aber Pirelli ist ja sowieso immer Schuld, egal ob der Reifen in Runde 2, Runde 35 oder Runde 99
platzt.
Sam Collins takes a closer look at the multiple punctures during the 2021 Formula 1 Qatar Grand Prix at Losail International Circuit in F1 TV's Post-Race Show, and we hear from Mario Isola, Pirelli's Head of F1.
www.formula1.com
Pirelli suspect high-speed impacts with kerbs contributed to the tyre failures four drivers experienced in the Qatar Grand Prix.
www.racefans.net