Ich sehe das leider auch so, dass Skispringen nicht besonders international ist. Das hat nichts damit zu tun, dass ich die Sportler aus Japan oder den USA ignorieren würde - sondern damit, dass die Anzahl der Nationen, die im Skispringen vorn landen können, sowohl bei den Damen als auch bei den Herren begrenzt ist. Und speziell bei den Amerikanerinnen war es doch so: Die waren in den Anfangsjahren des Damenspringens gut dabei; da war man in den großen Skisprungnationen noch etwas zu zögerlich, hat die Entwicklung verschlafen. Aber als dann Weltmeisterschaften und der Weltcup auch für die Damen eingeführt wurden, hat man auch dort gemerkt, dass man etwas tun muss. Und mittlerweile sind bei den Damen im Wesentlichen dieselben Nationen vorn mit dabei wie bei den Herren, mal von Polen abgesehen. Die US-Amerikanerinnen haben in der letzten Saison nicht einen einzigen Weltcuppunkt geholt.
Als Wintersportart kann Skispringen von der Anzahl der Teilnehmerländer her natürlich nie mit den Sommersportarten mithalten; aber auch bei den Alpinen oder im Biathlon können Sportler aus mehr Ländern gewinnen.
Und selbstverständlich ist auch das Engagement jedes einzelnen Landes für die Entwicklung des Damenspringens wichtig. Aber wenn zum Beispiel nicht einmal eine Weltmeisterin und Gesamtweltcupsiegerin wie Sarah Hendrickson wenigstens einen kleinen Boom in den USA auslösen konnte, dann ist doch absehbar, wie eine Tournee zum Beispiel in den USA ankommen würde. In den Ländern, in denen das Skispringen schon seit vielen Jahren mehr oder weniger dahinvegetiert, in denen sich die Menschen schon für die Herren kaum interessieren, werden die Damen ebenfalls nicht viele Zuschauer bekommen.
Das größte Zuschauerpotential für die Damen sehe ich daher noch in den Ländern, in denen Skispringen grundsätzlich populär ist. Da könnte ich mir noch am ehesten vorstellen, dass dann vermehrt Menschen auch zu den Damenwettkämpfen pilgern. Deswegen und aufgrund der Marke "Vierschanzentournee" denke ich, dass der Marketingeffekt für die Damen am größten wäre, wenn sie in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen und Bischofshofen gemeinsam mit den Herren starten dürften.
Aber das muss ja kein Hindernis für andere Tourneen sein. Wenn die FIS die Blue-Bird-Tournee in Russland genehmigt hat, dann würde sie sich bei einer Japan-Tour, die in Zao und Sapporo ausgetragen wird und für die es eine Extra-Wertung gibt, doch auch nicht querstellen. Und selbstverständlich würden sich die Damen darüber freuen. Aber garantiert würden sie trotzdem sagen: "Und wann dürfen wir auch zur Tournee?"