Spiele von Reif fand ich immer ganz interessant. Wenn´s bei Bayern mal nicht ganz so läuft im Spiel, dann hat er diese unnachahmliche Art, ununterbrochen darüber herzuziehen und mit jedem Kommentar wird die Leistung noch miserabler. Das schweißt einen irgendwie noch viel mehr mit der Mannschaft zusammen
Reif und Rethy finde ich am schlimmsten. Und Fuss kommt mittlerweile ganz knapp dahinter. Was mich bei vielen deutschen Kommentatoren wirklich nervt ist dieses ständige Übertreiben. Es scheint in der hiesigen Kommentatoren Szene/ Ausbildung zum guten Ton zu gehören, kleine Dinge groß aufzubauschen. Und gerne auch von einem Extrem ins andere zu fallen...hauptsache künstliche Dramatik reinbringen.
Es gibt natürlich auch schlechte englische Kommentatoren, aber mir taugen die im Durchschnitt viel mehr. 2 Kommentatoren, die sich etwa gleichberechtigt und recht unaufgeregt über das unterhalten, was tatsächlich auf dem Platz geschieht. Und die dort Emotionen zeigen, wo sie angebracht sind. Z.b bei gelungenen Spielszenen, die aber nicht a la Reif nach 2-3 Fehlpässen rumheulen und 5 Minunten lang erzählen, dass die kleinere Mannschaft der größeren angeblich den Schneid abkauft.
Vielleicht liegt das auch nur an der Tatsache, dass es zwei (oder drei, wie oft in amerikanischen NBA-Übertragungen) Kommentatoren sind und diese auch zu fast gleichen Teilen
"verantwortlich" für den Inhalt sind.
Selbst, wenn man da mal mit der Meinung nicht mitgeht, ist es einfach unterhaltsamer, den "playcall" von Mike Breen zu hören, während sich Mark Jackson und van Gundy das ganze Viertel zwischendurch streiten, ob das gerade ein Offensivfoul oder Flop war. Reif oder Rethy können halt keinen Dialog oder Diskussionen mit sich selbst führen, die müssen Storys aus dem Spiel erfinden und diese möglichst dramatisch darstellen und amüsant, sowie einfallsreich rüberbringen. Was eigentlich garnicht zu jedermanns Genugtuung funktionieren kann, eine Gegenmeinung ist nie vertreten.
Mal abgesehen davon:
Obwohl Fußball ja eher ein flüssiges Spiel ist, ohne wirklicher Zeit frei von Geschehen, würde es nicht schaden, die zahlreichen Eckball-, Seitenaus- und Foulspielpausen mit zusammengestellten,
von Expertenmeinungen begleiteten, Montagen aus vorherigen Spielszenen zu füllen. Daraufhin kann der Kommentator dann z.B. die Rolle einzelner Spieler in diesen Szenen hervorheben, oder darauf hinweisen, wie typisch / untypisch das aktuelle Geschehen eigentlich für die und die Mannschaft ist (ggf. dazu wiederum gefolgt von Statistiken des Experten aus dem bisherigen Saisonverlauf).
Aus der NFL verfolge ich während der Saison nur ein Team und kümmere mich grds. nicht um die anderen Mannschaften, die zahlreichen Statistiken oder das aktuelle Playoff-Bild. Dennoch bekomme ich in jedem Spiel eine sehr genaue Vorstellung, gegen wen mein Team da eigentlich gerade spielt und was genau in diesem einen Spiel im Vergleich auffällig gut oder schlecht läuft.
Guck ich mir im Gegensatz Bayern gegen Ingolstadt oder Rom an, hab ich oftmals, als jemand der die Teams nicht verfolgt ehrlich gesagt keine Ahnung, ob das Konter- oder Ballbesitzteams sind, wie sie ihre Chancen kreieren, wer da defensive oder offensive Schlüsselspieler sind, welche wichtigen Leute fehlen. Müsste ich alles recherchieren - vom Kommentator bekommt man die aktuelle Tabellensituation mitgeteilt und ob es gerade kriselt oder gut läuft. Dann wird mir noch erzählt, dass Basti kürzlich beim Friseur war und der Per den Wendekreis eines Zehn-Tonners hat und gut ist. Ist dann mal ein Experte mit bei, dann kommen von dem vielleicht 5 Sätze in 90 Minuten und man hat das Gefühl, der sitzt dort nur, weil er dazu von ´nem Richter verdonnert wurde.
Vielleicht wäre diese Art der Kommentierung aber auch einfach bei der Mehrzahl der Zuschauer nicht erwünscht. Für viele zählt ja das mittlerweile übliche Anzeigen der gelaufenen KM und des (oft nicht wirklich aussagefähigen) Ballbesitzes schon als Statistikwahn und die Grafik über die durchschnittliche Höhe der Abwehrreihe als fortgeschrittene Taktikanalyse.
Auch ohne die charakteristischen US-Signature-Sprüche (momma, there goes that man...) könnte man jedoch diese typischen Fußballspiele, die einfach nur so vor sich herplätschern sicherlich angenehmer gestalten für Zuschauer, die nicht gerade Fans einer der beiden Mannschaften sind. Selbst bei Bayernspielen muss ich mich manchmal anstrengen, bei dem ätzenden Monolog und dem monotonen Getrommel und Gejohle nicht einzuschlafen...