Hast du das Interview überhaupt selbst gelesen oder warum die Tuchel Aussage?
Ich habe die Zitate hier gelesen, das Interview noch nicht (da es im SPIEGEL steht werde ich es aber noch lesen). Ich ging einfach von den "nie selbst oben gespielt" und "Taktik oberstes Gebot" Aussagen aus, die auf Tuchel zutreffen würden. Aber gut, wenn Scholl den davon ausnimmt. Ich würde aber meine Aussage "Scholl darf aber gerne mal mit einem gleich talentierten Kader gegen Laptop-Trainer Tuchel antreten. Fraglich, ob er da mit weniger als 5 Toren Differenz rauskommt" zumindest abgeschwächt (wegen mir 3 Tore) beibehalten, nur eben mit Sascha Lewandowski statt Tuchel. Lewandowski erfüllt dann als Top 3 Absolvent auch die Aussage "Kursbestergesicht".
Wenn Scholl dann aber auch Lewandowski und am besten noch Weinzierl und Gidsol davon ausnimmt, also quasi jeden, der es auf Bundesliganiveau nachgewiesen hat, ein guter Trainer zu sein, dann wird seine Aussage einfach langsam dämlich und nichtssagend.
Mal ganz allgemein, auch wenn es Off Topic ist: man wird heutzutage kaum einen erfolgreichen Trainer im Profigeschäft finden, der nicht extrem detailorientiert arbeitet. Detailorientiert vs. locker aus dem Bauch heraus, so als Extrempunkte, ist glaube ich eine sehr sehr gute Trennlinie für gute und schlechte Trainer. Denn detailorientiertes Arbeiten setzt ja bereits eine gewisse Intelligenz voraus, Fähigkeiten zum analytischen Denken, die als Trainer einfach unabdingbar ist. Soziale Intelligenz ist natürlich auch sehr wichtig und hat nichts mit detailorientiert zu tun (obwohl es hilft, sich im psychologischen Bereich weiterzubilden, man frage bei Pep oder Mourinho nach, aber es ist sicher kein Muss, das kann man auch als Naturtalent "können"), aber reine soziale Intelligenz hilft dir nicht weiter bei dem Beruf, wenn da nicht noch mehr ist.
Die Krux ist eben, von Außen zu erkennen, wer sehr detailorientiert arbeitet und wer nicht. Da bekommt man bei einem persönlichen Gespräch einen viel besseren Eindruck davon, so richtig weiß man es aber wohl erst, wenn man die Person bei der täglichen Arbeit beobachtet. Man "weiß" es eben bei den populären, sehr erfolgreichen Trainern wie Mourinho oder Guardiola, weil über die viel geschrieben wird. Und da kommt das Scholl Interview ins Spiel. Die Aussagen
Scholls Kritik: "Die haben selbst nie oben gespielt und auch keine Ahnung, wie ein Profi auf höchstem Niveau tickt."
"Je mehr ich die Kandidaten beobachtet habe, die mit Bestnoten abschließen, die dieses typische Kursbestergesicht haben und die Kursinhalte aufgesogen haben, desto mehr sträubten sich bei mir die Nackenhaare", sagte er.
Scholl weiter: "Bei denen ist Taktik oberstes Gebot, das sind Laptop-Trainer."
sind mMn so ziemlich das Gegenteil von einer detailorientierten Herangehensweise. Wenn ich einen Trainer suchen würde und Scholl wäre ein Kandidat würde mich so etwas sehr hellhörig werden lassen, wie Scholl sich den Trainerberuf vorstellt. Ich habe deswegen auch Lothar Matthäus genannt. Bei dem "weiß" man es von Außen auch nicht sicher, aber es würde mich sehr wundern, wenn er als Trainer durch ein besonders detailorientiertes Vorgehen auffallen würde.