Niemand schreibt hier vor, was man mögen muss, es geht lediglich um die Behauptung, dass seine Filme sinnlos sind, denn das ist schlichtweg Quatsch.
Wobei ich mir schon die Frage nach dem Sinn der Filme stelle, das tue ich aber bei anderen. Hat Tarantino mehr Anspruch als zu unterhalten bzw. seine Phantasien auszuleben. Ist es wirklich ein Sinn, alten Filmen ein Denkmal zu setzen? Na ja, von mir aus
Ansonsten können ja viele jetzt auf die Kacke hauen und ihre Kamera für filmische Zitate - das einfachste auf der Welt
- aus dem Keller holen. Man muss nun aber wirklich kein Jünger sein, um festzustellen, dass Tarantino in punkto Regieführung sein Handwerk sehr gut versteht - es gibt nur wenige, die derart stilsicher sind. Qualität ist aber sicherlich kein Garant, um Geschmäcker zu treffen. Das behauptet aber auch niemand.
Hier will ich gar nicht widersprechen. Sein handwerkliches Können kann und will ich ihm ja auch nicht absprechen. Nur für mich heißt das, er schafft das perfekt, was er sich vorgenommen. Dies ist natürlich eine Qualität, aber diese muss nicht auf den Inhalt abfärben. Überspitzt ausgedrückt, kann man auch ein Hinrichtung perfekt organisieren, die Ausstrahlung hätte für mich trotzdem keine Qualität.
Zudem preist du ihn nicht nur als sehr guten Handwerker, sondern als Genie, den der "Normalo" nicht versteht.
Deswegen zu deiner Filmkritik. Vorab halte ich fest, dass ich deine Kritiken ansonsten sehr schätze und mein "Auseinandernehmen" nicht persönlich zu nehmen ist.
Tarantino lockt vieles in die Kinosäle, manche Gestalten würde man gerne wegrationalisieren, zumal konträr zum massiven Ansturm auf seine Filme, wohl die wenigsten die Tiefe der Werke kapieren. Da war "Reservoir Dogs" und "Pulp Fiction“, die zwei Charakteristiken des Tarantinoschen Films sexy machten. Nonstop Nonsens wird in Alltagsdialogen so attraktiv, das man es selbst nicht glauben kann. Die Burger, das metrische System, Fußmassagen – Amen. Darüber hinaus wird Pulp Fiction mit Rohheit gewürzt. In Blut getränkter Zynismus war und ist einfach cool, wenn der Regie führende Fußfetischist seine Instruktionen gibt.
Hier fängt es schon an. Ich will endlich mal verständlich rübergebracht bekommen, worin seine "Tiefe" liegt. Ich stimme dir zu, dass Absurditäten cool und witzig sein können, aber will Tarantino wirklich diesen Effekt erreichen und noch mehr die frage, schafft er dies auch immer?
Der Kontext des Zitats wird dabei leicht vergessen. Die Oberfläche juckt und deshalb war "Jackie Brown“ und "Kill Bill II“ schon gar nicht mehr jedermanns Sache. Eine ruhigere Erzählweise, die zu Langeweile führte, schmälerte urplötzlich das Interesse an coolen Sounds, lakonischen Worten und Brutalität, die so auch gar nicht mehr vorkam. Die Liebe zu den Figuren, zur Filmgeschichte und das geballte historische Wissen, was zitiert in den Werken aufblitzte, war für den Normalo sowieso kein Aspekt, der beachtet wurde.
Also muss sich der "Normalo" gefälligst mal vorher informieren. wir sind wieder an dem Punkt: "Tarantino ist eigentlich nur für Insider". Wenn ja, dann verkauft er sich mMn. Was ich an seiner stelle auch tun würde, keine Frage, aber ob ich dann noch behaupten könnte, Kunst zu machen, weiß ich nicht.
Demnach muss man vorweg warnen, Tarantinos Beitrag „Death Proof“ im Grindhouse-Double-Feature, läuft wieder einmal Gefahr für Enttäuschung zu sorgen. Wer nur wegen dem Hurra-Tarantino-Aspekten ins Kino stürmt, wird im gewissen Grad Ernüchterung in der mitunter zuvor mit Bier getränkten Magengegend verspüren.
Wirst Du recht haben
"Death Proof“ ist in erster Linie eine Verbeugung vor den B-Movies der 70er Jahre. Die gesamte Genialität des Grindhouse-Projekts, das Tarantino zusammen mit Robert Rodriguez in Angriff genommen hat, bleibt zunächst ohnehin verwehrt. Die beiden Beiträge der Regisseure wurden aus kommerziellen Gründen gesplittet, so lässt sich die Geldkuh auch deutlich besser melken.
Hier ist es schon wieder. Es ist also genial. Es hat also eine überragende schöpferische Geisteskraft. Bei anderen Genies räume ich ein, dass ich zu dämlich bin, wobei ich herausragende Leistungen ansonsten wenigstens erkenne. Einstein ist mir zu hoch, bei einem Beethoven erkenne ich die Kraft der Musik, kann ihr nur nicht länger als 1/2 bis 1 Stunde richtig folgen, weil mich die Musik etwas erdrückt. Bei Tarantino stößt mich vieles ab bzw. langweilt mich einfach. Woran liegt es, dass seine Genialität zumindest so umstritten ist? Einfach das Problem des lebenden Künstlers? Oder einfach doch der Hype der ihn auf ein Schild hebt, auf dem er nichts zu suchen hat?
Wie dem auch sei, der Film funktioniert auch ohne den Kontext, wenn man denn weiß, was hier eigentlich vor sich geht.
Und woran liegt es, wenn man es nicht erkennt?
Der schmuddelige Charakter von Exploitations-Filmen mag noch alle erfreuen, die Worte sind schmutzig, die Brutalität ist mitunter roh. So überzeugt die Oberfläche zu einem gewissen Grad, sofern man die Eröffnungssequenz, wo vier junge Bonitas in einem alltäglichen, minutenlangen Gespräch schon einmal ordentlich auf die Kacke hauen und den Sex nicht nur einmal unverblümt verbal in den Raum knallen. Die Party nimmt seinen Lauf, der Alkohol fließt, anrüchige Lap-Dances folgen und alles wird schön genau und akribisch mit Zooms festgehalten. Man müsste schon fast tot sein, um hier nichts zu verspüren.
Klingt nach einer gut gemachten Einleitung, besonders für Fans des trashs (gar nicht abwertend gemeint)
Das Problem dabei ist folgendes. Manches ist schön und gut, aber die dünne Story wird viel zu ausgewälzt, um massenkompatibel zu sein. Schlechtes Timing im dynamischen Sinn. Na so was überraschendes. Tarantino liebt das Detail. Die Figuren sind sein Werk, keine wird vernachlässigt und das führt mitunter weg von der oberflächlichen Begeisterung an knackigen Sprüchen. Das Wort ist nicht nur ein Wort, Tarantino formt aus einer an sich lockeren Umgangssprache Sätze, die in ihrer Ambivalenz schon kunstvoll wirken.
Ab hier verstehe ich die Begeisterung erst recht nicht mehr. es klingt für mich, und das ist auch wirklich mein Eindruck bei Pulp fiction gewesen, Tarantino verliert sich im Detail, dadurch leidet die Story (die du selber als dünn bezeichnest), sie wird unübersichtlich, der eigentliche Handlungsstrang geht verloren. "Entschuldigt" wird dies mit, Tarantino will dies auch. Ja super.
Der Trash an der Sache ist die Story an sich, Pulp wird nur bedeutungsvoll, weil Tarantino die Zügel fest in der Hand hat, seine Darsteller mit spürbarer Begeisterung instruiert und im Allgemeinen zitiert, wie man es sich besser nicht vorstellen kann. Der Unsinn bekommt einen Sinn, auch wenn der Rahmen nach wie vor trashig bleibt. "Death Proof“ bleibt eine Hommage, aber in veredelter Form mit der Handschrift des Meisters.
Auch hier kann und will ich nicht widersprechen, wobei ich interessant finde, dass Schund bedeutungsvoll werden soll.
Motive wiederholen sich. Leckere Frauenfüße drängen sich ins Bild, weil der Regisseur mit einem Fetisch kokettiert.
Das Kokettieren hätte ich nach wie vor gerne mal erklärt.
Nochmal:
Jeder der Tarantino gut findet, soll dies tun. Man kann auch filme wie Hostel gut finden, ich kann ihnen nichts abgewinnen. Wenn aber immer wieder behauptet wird, es wären geniale Filme, also absolut herausragend, dann frage ich mich warum. Und hierfür habe ich noch keine Anhaltspunkte gefunden:
- Hommage an andere Filme
- Stilsicherheit
- handwerklich gut
- geballtes Wissen und Anspielungen der Filmhistorie
reichen mir da nicht. Und mich stört es, wenn ich mir immer wieder anhöre, dass es daran liegt, dass ich es nicht verstehen würde. Mit der Begründung kann ich alles auf einen Schild heben.