Das Original - nur von alorenza.
Hertha schon wieder nicht Meister ...
In diesem Nachschuss geht es um die letzten Saisonspiele von Hertha BSC und dem 1. FC Union sowie um ein komisches Tier namens Erwartungsmanagement. Dass der Text vor dem Anpfiff der Partie der Eisernen in Fürth online geht, ist ein kleiner Hinweis darauf, welcher der beiden Klubs mit diesem Tier kuschelt - und welcher von ihm regelmäßig ins Hinterteil gebissen wird.
Schon komisch: Die Blau-Weißen haben mit Platz 6 in der Bundesliga zum zweiten Mal in Folge eine Spielzeit hingelegt, die deutlich besser ist als das, was Hertha finanziell und personell zu bieten hat. Schalke, Leverkusen, Gladbach, der HSV und Wolfsburg hinter dem Berliner Sport-Club von 1892. Mindestens die Europa-League-Quali erreicht. Und falls Dortmund das Pokalfinale gegen Frankfurt gewinnt, sind Pal Dardais Hinrunden-Raketen direkt in der Gruppenphase.
Trotzdem tobt der Punk. In den sozialen Medien und bei den Kommentaren im "Immer Hertha"-Blog des geschätzten Morgenpost-Kollegen Uwe Bremer wird zum Teil gnadenlos durchgeladen. Das geht so weit, dass Dardai zum Teufel gewünscht wird. Er sei mit seinem Trainerlatein am Ende. Und den (Michael) Preetz solle er gleich mitnehmen. Weil nächstes Jahr würde diese Truppe sowieso nur gegen den Abstieg spielen.
Irre, oder? Platz 6! Und gefühlt freut sich nur jeder Zehnte. Denn, das für mich dümmste aller Argumente nach 34 Spieltagen: Die Dardai-Truppe sei nur deswegen so weit oben, weil die Teams dahinter noch viel schlechter seien ... Hallo, jemand zu Hause? Brennt noch Licht? Kann jemand den Dimmer wenigstens ein bisschen hochdrehen?
Typisch Hertha, sage ich als völlig zufriedener Herthaner. Ja, meine Mannschaft ist wieder nicht Meister geworden. Seit 1931 nicht mehr. Alles Versager. Mir egal. Denn mein Erwartungsmanagement als Blau-Weißer ist irgendwie rot-weiß.
Union träumte lange vom Aufstieg, dann platzte der Luftballon auf ziemlich brutale Art und Weise. Von Platz 1 runter auf Blech. Die Enttäuschung war da, war groß - ich habe sie beim 0:1 gegen Heidenheim miterlebt. Aber dann, ein Ruck: der ganze Verein feiert. Das Saisonmotto der Fans "Alles auf Rot" wird auch in Fürth noch einmal gelebt. Platz 4, nicht aufgestiegen - völlig Eberswalder!
Die Unioner bedanken sich bei ihrem Trainer Jens Keller und Ihrer Mannschaft für die starke Saisonleistung. Denn Sie haben keine unrealistischen Erwartungen, denen sie jetzt hinterher heulen oder pesten müssten. Um es mit einem der Leitsätze der Köpenicker auszudrücken: Die meisten dort gehen nicht zum Fußball, sie gehen zu Union!
Hertha versucht seit Jahren, die Erwartungen der Anhängerschaft auf das Mögliche zu reduzieren. Bei Union ist das Teil der DNA. Bei einem der beiden Berliner Topklubs funktioniert also das Erwartungsmanagement - der andere muss noch kräftig daran arbeiten.
Denn wehe, die werden nächstes Jahr schon wieder nicht Meister ...