Wüsste nicht warum Cleverly sein Leistungsniveau mit 29 Jahren nicht mehr bringen sollte. Klar, er stand ein Jahr nicht mehr im Ring und ein kleinerer Kampf zwischendrin wäre fürs Selbstbewusstsein und gegen den Ringrost wünschenswert gewesen. Aber ich hab in einem seiner Interviews mitgekriegt, dass er bereits seit drei Monaten weiss, dass dieser Kampf steigen wird. Ich denke er will diese Chance nochmal ergreifen und wird am Samstag der frischere und "hungrigere" Boxer sein.
Cleverly ist natürlich kein Weltklasse-Boxer, aber er hat einen sehr hohen Punchoutput und schlägt mit variierender Härte aus allen möglichen Winkeln. Die Schlagkraft lässt allerdings zu wünschen übrig, da ist Brähmer vermutlich etwas stärker. Dennoch glaube ich nicht, dass Brähmer Cleverly mit seinen Punches groß "rocken" wird, dafür halte ich Cleverly für zu zäh.
Brähmer sah zuletzt, vor allem gegen Krasniqi und Gutknecht, absolut grottig aus und hatte in der zweiten Kampfhälfte kaum noch Saft. Gegen den physisch unterlegenen Gutknecht war er nach 12 Runden fix und fertig. Auch Geschwindigkeit, Reflexe und Aufmerksamkeit fand ich in letzter Zeit auffällig schwach. Bestes Beispiel dafür ist der Krasniqi-Kampf, hier nimmt er zB in Runde 7 mehrere Volltreffer hintereinander, Deckung und Reflexe Fehlanzeige.
Cleverly ist physisch überlegen und wird Brähmer seine Ruhepausen am Mann deutlich weniger als dieser es gewohnt ist durchgehen lassen und ihn weiter mit kurzen Schlägen bearbeiten. Im Clinch oder nah am Mann wirkt Brähmer ziemlich verpeilt und kassierte in seinen letzten Kämpfen teilweise weiter Schläge, bis der Ringrichter "endlich" reagierte.
Ich vermute, dass Brähmer in der zweiten Kampfhälfte das Tempo nicht mehr mitgehen kann und in Runde 8-10 aus dem Kampf genommen wird.
Dass Brähmer 17 Jahre lang No-Names boxt, sich hier noch teilweise schwer tut und dann mit 38 Jahren gegen die besten LHWs auf einmal in den Elite-Modus umschalten kann ist sowieso Quatsch. Aber schon gegen einen Cleverly aus der zweiten Reihe klappts in meinen Augen auch nicht.
Es ist schon bezeichnend, wenn man sich seit Jahren Weltmeister nennen darf, im Herbst seiner Karriere steht und ein Boxer am unteren Ende der zweiten Reihe der mit Abstand stärkste Gegner seiner Karriere ist. Aber noch nicht mal dieser Kampf kann, wenn man sich mal vor Augen führt, wer in dieser Gewichtsklasse noch so "rumläuft", als WM-würdig durchgehen. Kovalev, Ward, Stevenson, Beterbiev, Alvarez, Smith Jr, Fonfara, Pascal oder selbst Chilemba...
Jetzt boxt Brähmer aber immerhin mal einen Gegner mit Puls und darauf kann man sich, gerade in so einem mageren Boxjahr, zu Recht freuen. Jetzt kann er zumindest mal beweisen, dass er was drauf hat.