Ich erkläre es gern nochmal. Die EM ist für mich wenig aussichtsreich, egal wer Trainer ist. Der Kader hat Lücken (jenseits von Hummels/Boateng/Müller), die Spieler werden mit der höchsten Belastung aller Zeiten zur EM kommen, vermutlich wird auch der eine oder andere eingeplante Leistungsträger gar nicht erst zur Verfügung stehen.
Übernimmt jetzt ein anderer Trainer, muss er die EM verantworten, hat aber auf Grund der oben genannten Probleme kaum Möglichkeiten, das Ruder rum zu reissen. Geht die EM schief, glaube ich nicht, dass Bild & Co brav davon schreiben, dass der neue Trainer ja nichts dafür kann. Die werden Aufstellung und Taktik zerpflücken und der neue Trainer hat dann nicht 14 recht erfolgreiche Jahre im Rücken, die ihn schützen. Auf jeden Fall würde schon mal was hängen bleiben. Ein Jahr später kommt eines der undankbarsten WM-Turniere überhaupt. Geht man da schon angekratzt aus der EM, wird das sehr lustig.
Natürlich kann man sagen "nein, der neue Bundestrainer wäre nicht angeschlagen", für mich geht das an der Realität vorbei. Und genau deswegen würde ich als Trainer zum jetzigen Zeitpunkt vermutlich abwinken. Gilt wohl gemerkt nur für jetzt, nicht für den Sommer, nach der EM. OK, irgendwer würde sich finden, im Zweifelsfall Neururer, der sich ja überall aufdrängt, aber, auch wenn es viele schreiben, wäre "irgendwer" wirklich sinnvoll? Ich halte es für sinnvoller, jetzt Gespräche mit Kandidaten für den Zeitraum nach der EM zu führen. Aber das ist auch ein altes DFB-Problem. Man war 1998 nicht auf den Vogts-Rücktritt vorbereitet, ebenso 2000 bei Ribbeck und 2004 bei Völler. Das war ursprünglich auch ein Gedanke hinter der Schaffung des Sportdirektor-Postens, dass man nämlich im Notfall jemand hat, der als Trainer übernehmen kann.
Die andere Möglichkeit wäre natürlich, jetzt einen Interimscoach einzusetzen und für den Sommer nach einer guten Lösung zu suchen. Aber ich vermute, das will der DFB nicht. Wäre vermutlich nicht schicklich, mit einer Interimslösung ein Turnier zu spielen.