Jein. Auf dem Papier hast Du Recht. Die Nummer, die dabei abgelaufen ist, riecht aber heute noch fischig. Nach Povetkins "verletzungsbedingter" Absage hat sich Wladimir auf der Suche nach einem Ersatzgegner begeben und ist bei Rahman fündig geworden, der sich zuvor mit einer deftigen Niederlage gegen Toney, die unter ebenso fragwürdigen Umständen in ein No Contest umgedeutet wurde, für den WM-Kampf empfohlen hatte. Die IBF und WBO haben das dann als Pflichtverteidigung abgesegnet, obwohl Rahmans Ranglistenposition das eigentlich nicht hergegeben hat. Die ganze Nummer war eine Frechheit.
Als die Suche nach einem neuen Gegner für die IBF-Pflichtverteidigung anstand, war Rahman bei der IBF auf dem 4ten Platz der Rangliste.
Vor ihm standen Povetkin, welcher mit der Baumwurzel des Grauens kollidierte, sowie Dimitrenko welcher einen Kampf mit Luan Krasniqi in der Planung hatte.
Vielleicht wurde Dimitrenko damals seitens seines Managements für nicht bereit befunden gegen Wladimir Klitschko anzutreten. Vielleicht wollte man auch eher die Kuh etwas melken und Dimitrenkos Popularität und damit eine Verhandlungsposition für einen eventuellen Klitschko-Kampf aufbessern.
Jedenfalls war Rahman von der IBF-Rangliste her dann die nächstbeste Option. Hier stand er schon ne Weile so weit oben, dank wenig überzeugender Siege gegen Taurus Sykes und Zuri Lawrence (ich hätte damals mein Geld aus Lawrence gesetzt, der vor dem Abbruch auch auf einer Scorecard vorne lag).
Und warum stand Rahman soweit oben?
Nach seinem Titelverlust gegen Maskev (Augist 2006) setzte die IBF ihn an Platz 8. Zwischenzeitlich waren andere Boxer vor ihm, die alle früher oder später woanders hinrutschten.
Ray Austin, Calvin Brock, Lamon Brewster, Tony Thompson und Sultan Ibragimov boxten gegen Wladimir Klitschko und verloren.
Chris Byrd boxte gegen Povetkin und verlor, anschließend wechselte er die Gewichtsklasse.
DaVarryl Williamsson boxte gegen Kali Meehan und verlor.
Samuel Peter schlug den WBC-Weg ein.
Valuev stand nach Titelverlust vor Rahman, erboxte später dann wieder einen von 2 WBA-WM-Titeln (oder 3 ... oder 4 ... guten Freunden gibt man ein WBA-Gürtelchen).
Vladimir Virchis boxte gegen Juan Carlos Gomez und verlor.
Eddie Chambers boxte gegen Povetkin und verlor.
Der Sieg von Arreola gegen Travis Walker brachte diesen zwar vor Rahman im Ranking ... aber der Kampf von Klitschko mit Rahman war damals vermutlich schon geklärt (und wahrscheinlich auch zu zeitnah für Arreola ... gebuchte Halle usw.)
Während Klitschko selbst und Povetkin (welcher nie gegen Klitschko boxte) ein paar Ranglisten-Kontrahenten von Rahman aussortierten, hielt dieser sich mit Luschen-Kloppen weiterhin in den IBF-Top10 ... wenn auch - wie angesprochen - wenig überzeugend.
Natürlich täuscht das nicht über die Schwächen der IBF-Rangliste hinweg.
Rahman stieg im Dezember 2006 im IBF-Ranking 4 Plätze auf ... für mich unerklärlich.
Andererseits zeigt sich auch die Schwäche des Schwergewichtes, das gerade genug Contender-Kämpfe entstehen um einen Gegner für einen Klitschko zu finden. Des öfteren müssen diese sich dann doch mal aus der zweiten Reihe bedienen, weil wenige Kämpfe zustande kommen, bei denen sich ein Boxer "das Recht" erboxt um einen Titel zu kämpfen ... also ein "verdienter" Titelkampf.
Rahman kam quasi dank abwarten zu diesem grauenhaften Titelkampf ... und dank der ominösen Povetkin-vs-Baumwurzel-Geschichte.
Eine WBO-Pflichtverteidigung war dies damals aber nicht. Rahman stand zwar in den Top10, aber "nur" an 8ter Stelle. Die WBO-Pflichtverteidigung absolvierte Klitschko ein paar Monate vorher gegen Tony Thompson.
Die WBO erkennt Titelvereinigungskämpfe ebenfalls als Pflichtverteidigungen an. Daher schätze ich mal, dass sie so auch bei dem Kampf von Klitschko gegen Chagaev verfahren ist. Einzig die verworrene Situation bei der WBA (mit zwei Weltmeistern) sorgte ja dafür, dass der WBA-Titel nicht zur Disposition stand.
Die nächste WBO-Pflichtverteidigung war dann der Kampf von Klitschko gegen Chambers.