Letztes Wochenende war das
Full Force Festival und dieses Jahr sind wir schon am Donnerstag angereist, damit wir in den Freitag entspannter starten können.
Letztes Jahr war die Platzwahl etwas anstrengender und wenn man dann noch eine der ersten Bands sehen möchte ... dann wirds vielleicht eng.
Am Nachmittag ging es mit Sack und Pack los und der Weg nach Gräfenhainichen, wo das Industriemuseum "Ferropolis" als Location dient, war nach gut 2 Stunden geschafft.
Weil wir auf den Parkplatz "gelb" wollten (auf dem auch Wohnwagen etc. stehen dürfen), brauchten wir nicht in der längeren Schlange warten, in welcher die PKW für die anderen beiden Parkflächen warteten.
Nachdem wir eine hübsche Ecke gefunden hatten, haben wir die Gestelle unserer 3 Pavillons aufgebaut, damit wir wussten, wo wir anschließend unsere Zelte platzieren können.
Danach haben wir dann festgestellt, dass wir den Stromerzeuger nicht zum laufen kriegen.
Am Vortag ging er noch.
Der Gasgrill funktionierte jedoch gut.
Zwischen 20 und 21 Uhr kamen zwei weitere Kumpel von unserer Gruppe. Gerade noch rechtzeitig, denn zu fünft bauten wir schnell ihr Zelt auf, bevor der Regen auf uns einprasselte. Der Wind wurde stärker als erwartet und so zerlegten wir die Pavillon-Gestänge wieder komplett, damit sie sich nicht zu sehr verbiegen. Die Planen hatten wir garnicht erst drauf gezogen.
Als Wetter wurde immer ungemütlicher und wir machten es uns im Vorzelt des größten Zeltes gemütlich.
In den kurzen Regenpausen standen wir auch mal draußen und schauten der Auto-Schlange zu. Zeitweise bewegte die sich garnicht. Durch das Unwetter war die Warm-Up-Party abgesagt, der Bändchentausch geschlossen, der Shuttle-Bus-Verkehr auf dem Gelände eingestellt und der Shuttle-Bus-Verkehr vom Bahnhof Gräfenhainichen fand auch nicht statt und vorrübergehen kam auch niemand aufs Camping-Gelände.
Naja ... wir saßen trocken im Vorzelt ... nur ab und an musste mal jemand raus und Bier holen.
Gegen um 3 Uhr sind wir dann ins Bett. Die Schlange vor dem Eingang wurde langsam weniger.
Freitag
Der Tag begann mit gutem Wetter.
Ich wollt zur Sanistation, wo die Toiletten einen anständigen Porzellan-Thron bieten statt eines Dixi-Klos und wo man schön duschen kann.
Allerdings brauchte ich dafür mein Festivalbändchen (hat nen RFID-Chip, man lädt sich Geld auf einen Account; das Festival ist Bargeld-los), was am Ende des Camping-Geländes zu holen ist. Dort angekommen stellte ich fest, dass die Bändchentausch-Station um 8:30 noch geschlossen ist. Wäre ich mal am Vortag vor dem Unwetter hingegangen...
Also bin ich zurück zu unserem Platz und habe die Pavillons wieder halbhoch zusammen gesteckt. Erstmal schauen was wo hin gehört.
Um 10 hab ich mir dann mein Bändchen geholt. Auf dem Rückweg ging es dann ab in die Dusche. War leider arschkalt ... aber dafür erfrischend.
Zurück beim Platz hab ich mich nochmal hingelegt und etwas später standen auch die Kollegen auf (die alle etwas länger liegen bleiben) und weitere zwei Kumpel kamen mit ihrem Wohnwagen an. die beiden brachten auch einen neuen Stromerzeuger mit.
Nun gings daran die Auto passend zu stellen, Wohnwagen und Transporter zu platzieren, Pavillons zu komplettieren und ordentlich festzumachen ... und dann kam auch schon der Nachmittag.
Mit einem Kumpel bin ich dann mit dem Shuttle-Bus vor zum Festival-Gelände zur ersten Band. Die
Samurai Pizza Cats spielten in der Zeltbühne. Die nach der Anime-Serie aus den 90gern benannte Band könnte als Nebenprojekt von Electric-Callboy-Gittarist Daniel Haniß gesehen werden. Seine EC-Bandkollegen konnte man während des Konzertes sehen, wie sie den Auftritt bei den Technikern am Mischpult mitverfolgten.
Die Truppe machte gut Stimmung und nen ordentlichen Start ins Festival-Wochenende.
Um 16Uhr hätten Polaris spielen sollen, die ihre Auftritte in Europa allerdings vor einer Woche wegen familärer Probleme absagten. Also sind wir schon wieder mit dem Bus zurück zum Platz, um was zu essen.
Gerade als wir uns auf den Rückweg machten, kam der Wechsel von strahlendem Sonnenschein zu ordentlichem Regen. Damit hatten wir nicht gerechnet...
Gesättigt und in Regenklamotten gehüllt ist unsere 8er-Truppe dann am späten Nachmittag zum Infield. Mittlerweile hatten auch alle ihre jeweiligen Bändchen abgeholt.
Als (durch die Polaris-Absage) erster Auftritt auf der Hauptbühne kamen
Annisokay an Mikros und Instrumente. Die Truppe aus Halle an der Saale spielt ne Mischung aus Metalcore und Post-Hardcore. Interessant fand ich, dass die Hauptbühne im Hintergrund eine große Videowand für das Bühnenbild hatte ... so wie man es sonst vielleicht eher bei den Headlinern kennt. Hier waren die Anzeigen nun für alle Bands verfügbar und Annisokay (der Name spielt auf Annie in dem Song "Smooth Criminal" an) hatten auch für alle Lieder eine passende visuelle Untermalung (manch andere Bands blendeten "nur" ihr Bandlogo ein). Hab ich bei einer Band, die am Nachmittag spielt, so noch nicht gesehen.
Das Wetter war zwar wirklich mies, aber das Publikum recht angetan. Guter Auftritt, gerne mehr.
Meine Kumpels wollten in das Zelt zum Auftritt von "Employed To Serve", ich hingegen wollte zu
ZSK an die Seebühne. Diese liegt nämlich nahe einem Badestrand ... wer Bock hat, kann also nebenbei noch ins Wasser hüpfen. Kommt bei gutem Wetter besser ... aber nunja, was solls.
ZSK waren unterhaltsam und Sänger Joshi zeigte eine Klettereinlage an der Traverse. Am Ende des Konzertes kündigte er an ins Wasser zu springen. Gesagt getan. Gefolg von mehreren Fans rannte er von der Bühne in den Gremminer See ... trotz recht kühlen Regenwetter.
Gute Stimmung trotz Regenwetter ... aber für AfD-Fans ist die Berliner Punkband wohl eher nichts.
Danach spielten
Caliban auf der Hauptbühne und ich traf die anderen Kollegen wieder.
Caliban hatte ich bei irgendeinem Full-Force-Festival schonmal gesehen. 2018 oder 2019 vielleicht? Nuja, war ok.
Pluspunkte dafür, dass auch die Band ziemlich nass wurde und der Sänger am Ende Oberkörper-frei auf der Bühne stand auch wenn er zuvor meinte, er würde dafür Ärger von seiner Frau bekommen.
Anschließend sind wie zur Zeltbühne gegangen, wo
Chelsea Grin auf dem Programm standen. Der Name sagte mir durchaus etwas und die Band landet zuweilen in einer "Mix"-Playlist oder in einem "Song-Radio" bei meinem Spotify-Account. Führt aber zuweilen dazu, dass ich dann ein Lied vorspule.
Nach ein paar Minuten fühlte ich mich darin bestätigt, dass das nicht so recht was für mich ist. N Kumpel und ich sind dann zur Seebühne zu
Decapitated gegangen, was schon eher unserem Geschmack entsprach. Zudem gab es bei den Ansagen nen schönen polnischen Akzent.
Auf der Hauptbühne spielten dann
Motionless In White, von denen ich später gehört habe, dass sie eher selten in Europa auf Tour sind. Vielleicht ein Grund, warum vor der Bühne gut was los war? Das weiß geschminkte Outfit der Band-Mitglieder mag etwas ungewöhnlich erscheinen ... aber egal, die Stimmung im Publikum war gut und der Auftritt der gelungen. Da hör ich vielleicht noch mal rein.
Danach hat es mich wieder zur Seebühne gezogen, denn ich wollte einen Blick auf
Mantar werfen. Die aus nur 2 Personen bestehende Combo spielt Sludge-Metal und bietet die etwas ungewohnte Anordnung, dass man den Schlagzeuger nicht von vorne, sondern von der Seite sieht. Das gilt für Sänger und Gitarrist Hanno Klänhardt ebenso. Mit der Mischung aus Stoner Rock und Doom Metal war man am chilligen Strand gut aufgehoben. Aber irgendwie hinterlässt die Band auch den Eindruck, dass sie besser rüberkommen würde ... wenn Klänhardt besser singen könnte als meiner einer.
Wir hatten noch überlegt, ob wir noch den weiten Weg zur Zeltbühne aufnehmen, aber aus irgendeinem Grund waren "Rise Of The Northstar" sowohl aus der Running Order als auch aus dem Line-Up in der Festival-App verschwunden ... sonst hätten wir uns vor der Wanderung darüber noch informiert. Also blieben wir.
Danach ging es dann wieder zur Hauptbühne, wo
Jinjer spielten. Dank dem
@Max Power 'schen Beitrag im SpoFo-Grand Prix hatte ich die ja schon bei ihrem letzten Full-Force-Auftritt gesehen und hab mich sehr auf den nächsten gefreut.
Nicht zuletzt dank dem viralen Hit mit "Pisces" ist der Bekanntheitsgrad der Band ordentlich gestiegen. Man sieht auch recht viele Leute mit Jinger-T-Shirts rumlaufen, finde ich.
Letztes Mal im Zelt, nun auf der Hauptbühne trafen Jinjer allerdings auf ein noch etwas gesättigt wirkendes Publikum. Zwar war es nun mal zur Abwechslung nicht am regnen, aber es dauert eine Weile, bis die Meute von den anderen Bühnen rüberkam und die Stimmung etwas mehr Fahrt aufnahm. Grundsätzlich ein starker Auftritt, aber der Band könnte vielleicht eine Prise mehr Interaktion bzw. Animation des Publikums gut stehen.
Dafür konnte Tatiana Shmayluk diesmal bei "I Speak Astronomy" umso mehr beeindrucken.
Ich hätte mir gewünscht, dass ein bisserl mehr von den älteren Alben und EPs gespielt worden wäre.
Einen Teil unser Truppe zog es dann zu
Terror im Zelt ... da wir die jedoch schon häufiger gesehen hatten, zog es mich zu
Bloodbath bei der Seebühne. Das Ganze war aber einfach nur eine Kakophonie. Ein schlecht abgemischter Soundbrei mit einem kaum heraus zu hörenden Gesang. Hätte mir vielleicht auch ein andern Mal nicht gefallen ... aber lange bin ich dort dann auch nicht geblieben.
Besser gefallen hat mir dann mein Knoblauchbrot mit Tomaten und Rucula, das ich mir geholt hab, als ich erkannte dass drüben bei der Zeltbühne ziemlich viel los (und wenig Platz mit guter Sicht) war. Terror fand halt Anklang ... eigentlich seltsam, dass sie im Zelt spielten, vor ein paar Jahren aber noch auf der Hauptbühne.
Den Abschluss des Tages bildeten
Electric Callboy. So manch Festival-Gänger mokierte sich im Vorfeld in sozialen Medien über EC als Headliner. Diese bringen für den Geschmack mancher wohl zuviel elektronische Musik und Klamauk unter. Der erste Auftritt der Trancecore-Truppe beim Force ists freilich nicht, aber der erste seitdem man einen starken Zuwachs beim Bekanntheitsgrad erlangte (mit neuem Sänger, mit dem "Tekkno"-Langspieler, mit dem Versuch beim ESC-Vorentscheid mitzumachen).
Im Großen und Ganzen war der Auftritt ähnlich dem, den ich vor ein paar Monaten von der Band in Leipzig gesehen hatte ... nur eben etwas kürzer - wie das bei Festivals nunmal so ist.
Die Zeit reichte trotzdem z.B. um mit dem Penisklavier zusammen mit dem Publikum "Let It Go" (aus Frozen) zu singen, oder für das Schlagzeug-Solo von David Friedrich (dank Sieg bei der RTL-Sendung "Die Bachelorette" lange das einzige Band-Mitglied mit Wikipedia-Eintrag) das mit "Sandstorm" (von Darude) unterlegt war.
Vor der Bühne ging es mächtig ab, da störte es auch nicht, dass der Regen mittlerweile wieder etwas zugenommen hatte und manche Leute vor ein paar Stunden ihre ausgedienten Regenponchos weggeworfen hatten.
"We Got The Moves" war übrigens eines der beiden Lieder, mit denen sich Electric Callboy beim NDR vorgestellt hatten (das andere war "Pump It").
Aber der NDR fand nunmal dass andere eher für Radio und Bühne (!) geeignet sind.
Um 1:10 Uhr war dann Feierabend. Die Anhänger der "Knüppelnacht" (Bands die in der Nacht von Freitag auf Samstag im Zelt spielen) sind zwar enttäuscht, dass kein Geknüppel mehr stattfindet, aber der Großteil der Besucher scheint es eher zu begrüßen, dass die Headliner etwas später spielen, als dass sie nächtliche Auftritt im Zelt vermissen ... wo nunmal auch weniger los war.