Auf welcher Basis soll man den Bewertungen treffen, wenn man nicht die Leistung anhand der eigenen Beobachtungen bewertet? Wie man das in Relation zu Leistungen anderer Spieler setzt, ist eine andere Sache.
Die Leistung in Isolation zu bewerten ist aber völlig sinnfrei. Leistung im Sport ist (wie so ziemlich alles im Leben) relativ zur Konkurrenz. Und in der NBA kannst du als Fan niemals genug Spiele sehen um alleine aufgrund von Beobachtungen ernsthaft alle relevanten Spieler vergleichen zu können.
Dazu kommt noch, dass die meisten Menschen ihre Gabe Dinge zu beobachten geradezu lächerlich überschätzen.
Welche Stats sollen denn das sein?
Ich halte adjusted plus minus modelle für die besten wenn es darum geht overall defensive impact zu messen. Dort ist Embiid ordentlich (bei RPM beispielsweise +2) aber schon noch deutlich von Elite (Draymond beispielsweise fast +4, Gobert +5, Davis +3,5) entfernt.
Embiid wird es auch trotz seiner starken Defensivleistungen auch vermutlich nicht in das All NBA Defense Team schaffen, da das Team schlichtweg keinen Erfolg hat. Und dieses Schicksal ereilte auch viele andere top-rated bigs, die in die Liga gestoßen sind. Mal davon abgesehen, dass die Leistung, die bisher Embiid lieferte, historisch ist.
"Historisch" ist ein großes Wort. Ich halte sehr viel von Embiid, aber warum seine Saison nun "historisch" sein soll wenn man ihn zum Beispiel mit 2014-15 Anthony Davis (und da war Davis ein Jahr jünger als Embiid!) oder gar mit 2015-16 Karl-Anthony Towns (3 Jahre jünger!) vergleicht verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Bei Embiid habe ich immer das Gefühl das bei ihm hauptsächlich die Story (spät mit dem Basketball angefangen, lange verletzt gewesen, daher muss das ein Wunder sein) bewertet werden.
Es wird hier nicht versucht "krampfhaft" irgendwelche Heldengeschichten unterzujubeln, sondern es wird das Kind schlichtweg beim Namen genannt. Eher projizierst du hier, indem du mir unterstellst, dass ich aufgrund meines Fanseins keine objektive Beurteilung fällen kann. Das ist - gelinde gesagt - albern, da man das schön mit Stats untermauern kann, ich zusammen mit anderen Sixers-Fans Embiids Leistung besser beurteilen kann und ich auch kein Interesse an einem Agenda-Setting habe (wozu auch?).
Nun ja, es ist wohl sehr selten unter Sportfans (und ich schließe mich da ausdrücklich ein), dass man in der Lage ist die Spieler und Leistungen der "eigenen" Mannschaft komplett subjektiv einzuschätzen. Dazu kommt wie oben angemerkt in der NBA die Realität, dass man niemals genug Spiele der Konkurrenz sehen kann um ernsthaft vergleichen zu können und eben, dass die meisten Menschen sich stark überschätzen was "Beobachtungsgabe" angeht. Aus meiner Sicht übrigens ganz besonders bei einem Thema wie Defense, wo man fast automatisch die "Highlights" wie Blocks oder Steals überbewertet und die Fehler (also wenn der Spieler nicht dort steht wo er hätte stehen sollen, aber dadurch erst garnicht an der Szene teilnimmt) unterschätzt. Genau das versuchen Plus/Minus Modelle ja einzufangen.
Aber letztlich ja, ich unterstelle so ziemlich jedem Fan, dass er die Leistung seiner Spieler nicht so objektiv einschätzen kann wie er sich das vorstellt. Das kann man sicherlich so sagen. Ich habe aber das Gefühl, dass wir da nicht wirklich zusammen kommen. Ich halte von Embiid ziemlich viel und denke er hat das Potential zu einem der besten Spieler der Liga zu werden, da sind wir uns dann denke ich auch einig. Seinen heutigen Impact sehe ich eben kritischer als du, wobei das halt auch alles relativ ist. Ich sehe ihn halt nicht als einen der besten 10 Defender der Welt, was ich bei einem Rookie Big Man auch für ziemlich vermessen halte.