Ich war gestern auch absolut hin und weg von diesem Ergebnis. Tagsüber hatte ich keine zeit, den Wettkampf live zu verfolgen, ich bin erst gegen kurz vor 21 Uhr heimgekommen, glücklicherweise, ohne das Ergebnis zu kennen. Dank des Eurosport-Players konnte ich dann aber die gesamte Sendung von 14.30 Uhr ungekürzt ansehen.
Und was war das für ein Wettkampf! In meinen kühnsten Träumen hätte ich mir nicht so ein Ergebnis ausgemalt! Zuerst Peier mit einem richtig starken Sprung, den Geiger und Eisenbichler dann zunächst nicht überbieten konnten. Und da denkt man dann natürlich schon: Hm, gut gesprungen, aber Leute wie Stoch, Kraft und Kobayashi kommen ja erst noch, die sollten doch normalerweise einem Peier noch ein paar Meter abnehmen können. Aber das schafften sie eben nicht, im Gegenteil, Stoch und Kraft fielen deutlich zurück, und nur Kobayashi konnte sich in die Spitzegruppe schieben.
Aber auch da gingen meine Gedanken eher in die Richtung, dass doch nun wenigstens Bronze möglich sein würde, weil der Abstand zu Platz 5 doch schon ein paar Meter betrug. Dann ging Geiger im zweiten Durchgang in Führung, und die Medaille war abgesichtert. Kobayashi sprang ein paar Meter kürzer, so dass vielleicht wirklich zwei Medaillen in Reichweite waren. Als Eisenbichler absprang und die Ski leicht nach unten klappten, habe ich diesen Gedanken allerdings gleich wieder verworfen. Und dann flog er und flog und flog auf sage und schreibe 135,5 Meter! Und erst in diesem Moment habe ich dann wirklich an Gold geglaubt. Denn das Kilian Peier diesen Sprung nochmals kontern könnte, das konnte ich mir wirklich nicht vorstellen. Das Bild des Wettkampfs war für mich allerdings dann der Jubel von Karl Geiger über Eisenbichlers Sprung! Das muss man sich echt mal vorstellen: Da liegt Geiger bei einem WM-Springen in Führung und jubelt, als sein Teamkollege noch fünf Meter weiter springt! Dennoch: Ich wünschte auch Kilian Peier eine Medaille. Auch das ist ja eine großartige Geschichte: Peier, der noch nie zuvor auf einem Weltcup-Podest stand, führte beim WM-Springen nach dem ersten Durchgang. Aber es wäre wirklich nur all zu menschlich gewesen, wenn er dann im zweiten Durchgang Nerven gezeigt hätte und zurückgefallen wäre. Und er fiel zurück - aber eben nur ein Stück, er fiel nicht vom Podest und holte tatsächlich eine Skisprungmedaille für die Schweiz. Was für ein Ergebnis: Ein deutscher Doppelsieg - und ein Schweizer auf Rang 3!
Die Leistung der Punktrichter fand ich auch schwach, und dass man im ersten Durchgang die Springer noch vom Balken gelassen hat, als die to-beat-Weite auf 137 oder 138 Meter gestiegen ist, fand ich auch fragwürdig. Aber die Klagen über den Zuschauerzuspruch kann ich bei den Springern nicht nachvollziehen. Mein Gedanke gestern war eher: So voll habe ich den Berg Isel lang nicht mehr gesehen. Bei den Kombis ist es natürlich was anderes, da herrscht leider wirklich gähnende Leere. Aber das Springen war doch gut besucht.