Macht ihr selbst Musik?/ Welche Rolle spielt Musik in eurem Leben?


theGegen

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Das mache ich abends während einer Nachtbereitschaft und weil es dem Typen gefällt, wenn ich da was ausprobiere und so als Ritual/Abschluss vor seinem Zubettbringen so für höchstens 'ne halbe Stunde.
Nicht, dass ich in den Stunden zuvor nur dumm rumgesessen wäre.... ;)
 

Devil

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Wollen wir den Thread mal wider aus der Versenkung holen. ICh spiele immer noch Gitarre. Technisch bin ich eigentlich gut, aber habe den großen Makel, dass ich immer nur vom Blatt abspiele und somit kaum ohne Unterlagen spielen kann. Das ist schon etwas peinlich, aber ich werde jetztt auch auf auswendig spielen können trainieren. Ansonsten werde ich bald noch Keyboard lernen. Wie siehts bei euch aus?
 

John Lennon

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Toller Thread, der bisher an mir völlig vorbei geflogen ist. Schade, das Mach..., ähm, Meisterwerk von MadFerIt hätte ich schon gern gehört. ;)

Hab schon als Kleinkind meine Eltern gefoltert, indem ich die Kochtöpfe aus dem Schrank holte und mit dem Holzlöffel "Schlagzeug" gespielt habe. Hab letztens erst ein Foto gesehn, wo Klein John Lennon vor dem 14teiligen Kochpottset sitzt und den Ringo raushängen lässt. :cool4:

Ich war auch in der Musikschule und als es darum ging, welches Instrument man denn jetzt erlernen möchte, war die Wahl klar: "Schlagzeug!" Das Problem war aber, die Musikschule war klamm und hatte kein Schlagzeug. :cry: Somit war dieses Kapitel auch beendet. Im Schulunterricht schnappte ich mir immer die Triangel, wenn es ans musizieren ging. :D

Gitarre spielen lernen steht aber auf jeden Fall noch auf meiner do-to-list und wird jetzt in naher Zukunft in Angriff genommen.
 

PhilIvey

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Spiele seit ich 6 bin Klavier und tue es immer noch, wenn auch nur noch halbprofessionell. Habe Musik an der Musikhochschule studiert und arbeite dort momentan nebenher. Ansonsten spiele ich noch mit anderen Freunden zusammen oder auch mal in Orchestern mit.

Wir vom klassischen Bereich sind da natürlich was das Musizieren angeht, "gebundener". Eigenkompositionen zu spielen ist unüblich und letzten Endes der heutige Stil, der geschrieben wird, ist auch nicht das, was man unter Klassik heutzutage versteht. Aber die Bandbreite an vorhandenen Werken von großen Meistern gibt uns natürlich eine große Möglichkeit, die Stücke zu interpretieren, und jedes Mal wenn man die Werke spielt, findet man idealerweise etwas neues.

Das ist das, was Musik in unserem Bereich so schön macht. Man ist praktisch zeit seines Lebens auf Entdeckungsreise.
 

le freaque

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Das es genug Katalogmaterial für ein ganzes Leben gibt, verstehe ich - aber hat man nicht trotzdem den natürlichen Anreiz, etwas "eigenes" zu schreiben und zu spielen? Nicht zwingend vor den Orchesterkollegen, aber so für sich?
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man als klassisch ausgebildeter Pianist nicht auch selbst schreibt. Den Drang hat doch jeder Künstler oder Kunsthandwerker. Für mich war der Anreiz beim Instrumentenlernen immer nur, etwas eigenes umzusetzen. Dafür hab ich die Instrumente gelernt; Gitarre, Bass, Klavier, Stimmsätze, Quintenzirkel..für mich war das immer nur Mittel zum Zweck, um eigenes Zeugs umzusetzen. Einfach nur, weil ICH meine Sachen, mein Leben darstellen will.
Aber vielleicht haben "Klassiker" da einfach eine technischere Herangehensweise. Was ja auch gut ist..ich bin ein hundsmiserabler Instrumentalist.

Was hältst du, PhilIvey, eigentlich von all den "Piano-Pop" Leuten, die in den letzten Jahren so aufkommen (Ben Folds, Regina Spektor etc). Das Klavier hat ja zumindest in der Erwachsenen-Popmusik in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen, kriegt man das mit? Mag man das als Pianist und beeinflusst es evtl das eigene Spiel?
 

Devil

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Das seh ich genauso. Ich hätte 0 Interesse nur Interpret zu sein. Ich hätte kein großes Interesse der beste Interpret der Welt zu sein, der ausschließlich Fremdkompositionen singt. Das ist natürlich Geschmackssache. Die Interpretation ist genauso wichtig wie die Komposition. Das sind 2 Seiten einer Medaille. Aber für mich persönlich sind die instrumentalen Fähigkeiten auch nur Mittel um den kreativen Input artikulieren zu können. Genauso gibts halt Leute, die mit komponieren nix am Hut haben und es lieben die vorgegebene Komposition in ihrem Sinne wiederzugeben.
 

timberwolves

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Inzwischen habe ich Gitarre und Bass weitgehend an den Nagel gehängt und produziere elektronische Tracks und lege auf.
 

KingCrunch

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Hab schon als Kleinkind meine Eltern gefoltert, indem ich die Kochtöpfe aus dem Schrank holte und mit dem Holzlöffel "Schlagzeug" gespielt habe. Hab letztens erst ein Foto gesehn, wo Klein John Lennon vor dem 14teiligen Kochpottset sitzt und den Ringo raushängen lässt. :cool4:

Sehr cool! Kann mit dir fühlen, habe auch bis zu meinem Auszug Schlagzeug gespielt. Allerdings nie in einer Band so richtig (nur mal ein Jahr lang 1x die Woche), weil ich neben dem Sport und Saufen und Co. keine Zeit/Lust darauf hatte.

Hatte mein Drumset im Kinderzimmer stehen, da stand ein Bett, ein klappbarer Schreibtisch, eine Kommode, ein Schrank und das Ding, voll wie sonstwas. Parallel waren die Beckenständer auch Kleiderbügel, Ablagefläche etc... :cool4:

Hätte schon mal wieder Lust, auf ein paar Trommeln zu dreschen, werd das irgendwann, wenn es die Zeit und das Geld zulassen, mal irgendwie irgendwo machen, nur so aus Jux.
 

Gibson

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In meinem Leben spielt Musik auch eine sehr wichtige Rolle sowohl aktiv als auch passiv.Ich höre zu Hause eigentlich jeden Tag Musik, wenn mal etwas mehr Zeit da ist auch gerne über den Plattenspieler den ich mir vor nicht allzu laner Zeit noch gekauft haben.Natürlich alles sehr umständlich, aber ich habe da einfach ein anderen Feeling als wenns über den PC läuft.

An Instrumenten spiele ich schon ziemlich lange Gitarre.Das ist ganz klar mein Instrument, sowohl E als auch A.In einer Band habe ich nie gespielt, allerdings treff ich mich ca. 1 mal die Woche mit ein paar Freunden, da wird dann fleißig gejammt.Ein Schlagzeug und meistens 2 Gitarren, selten werden da Lieder gecovert, in der Regel einfach Improvisieren, haben auch keine richtigen Lieder oder ähnliches.Sowas möchte ich auch gar nicht unbedingt, denn mit einem Sänger müsste ich mich als Gitarrist doch ziemlich umstellen und einfach weniger spielen, bzw. in den Hintergrund rücken.Gesungen wird bei uns eigentlich nur wenns mal Nachts ans Lagerfeuer geht oder ähnliches.

In der Zukunft möchte ich aber gerne noch weitere Instrumente lernen, ich habe noch eine Mundharmonika, allerdings mach ich da einfach zu wenig.Nach 5 Minuten nehme ich dann eben doch wieder die Gitarre in die Hand.Ein Traum von mir ist eigentlich noch das Klavier, aber da müsste ich natürlich nochmal richtig Zeit investieren und hätte eigentlich auch gerne einen Lehrer zumindest für den Anfang.Allerdings scheitert das moment noch am Geld, ein E-Paino wäre vllt. noch drin ein richtiges aber nicht.Dazu steht bald noch ein Umzug an, ich denke es wird noch dauern bis ich das ganze in Angriff nehme.
 

Gast00

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Wir vom klassischen Bereich sind da natürlich was das Musizieren angeht, "gebundener". Eigenkompositionen zu spielen ist unüblich und letzten Endes der heutige Stil, der geschrieben wird, ist auch nicht das, was man unter Klassik heutzutage versteht. Aber die Bandbreite an vorhandenen Werken von großen Meistern gibt uns natürlich eine große Möglichkeit, die Stücke zu interpretieren, und jedes Mal wenn man die Werke spielt, findet man idealerweise etwas neues.

Das ist das, was Musik in unserem Bereich so schön macht. Man ist praktisch zeit seines Lebens auf Entdeckungsreise.
Dieses Phänomen kenne ich ja schon als ausschließlich Hörender. Ich kann mir nicht mal ansatzweise vorstellen, wie intensiv man die Musik wohl erlebt, wenn man sie analysieren und interpretieren kann, weil man entsprechend ausgebildet ist. [/Neid]

Ich bedauere sehr, dass ich kein Instrument spielen kann. Über den Kauf eines Keyboards, das noch nie wirklich benutzt worden ist, vor ein paar Jahren bin ich nicht hinausgekommen.

Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man als klassisch ausgebildeter Pianist nicht auch selbst schreibt.
Zumindest die Geschichte gibt dir recht: Mir fällt kein bedeutender Komponist ein, der nicht wenigstens ein halbwegs guter Interpret war. Einige - wie Paganini, Rachmaninow, Bruckner - galten sogar als virtuos. Oft bestimmte das eigene Wissen um die Möglichkeiten eines Instruments den Schwierigkeitsgrad ihrer Kompositionen.
 

PhilIvey

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Дюссельдорф
War paar Tage unterwegs und hab nur sporadisch reingeschaut, deswegen jetzt erst die Antwort.

Um es vielleicht einfacher zu erklären, die klassische Musik, die wir als solches heute verstehen, war ja in der Zeit, in der sie entstand gewissermaßen das, was wir heute unter Pop verstehen. Damals war es üblich, auch Eigenkompositionen selbst aufzuführen, ja galt man sogar erst dann als anerkannter Virtuose auf dem jeweiligen Instrument, wenn man das Improvisationsspiel beherrschte.
Ausschließlich Werke Anderer zu "interpretieren" galt als banal, einfältig, jedenfalls reichte das nicht um in der Musikszene Anerkennung zu erhalten.

Ab dem 19. Jahrhundert entwickelte sich dann aber die Musik so, dass verschiedene Kompositionsstile entstanden und sich immer weiter voneinander abgezweigt haben. Das ging so weit, dass Anfang des 20. Jahrhunderts zur gleichen Zeit Stilrichtungen wie Impressionismus (Debussy, Ravel), Sinfonik von Mahler, Neoklassizismus von Strawinsky und etliche andere existierten. Und diese Schere ging jeweils noch weiter auseinander im Laufe der Zeit.

Das heutige Komponieren in der "klassischen" Musik hat nichts mit dem zu tun, was man als Laie, Hörer oder sonst auch immer unter Klassik versteht. Als Beispiele seien mal Werke von Stockhausen, Cage, Boulez, heute Jörg Widmann u.a. genannt....

Der "Interpret" ist auch eigentlich erst im Laufe des 19. Jahrhunderts entstanden. Der Virtuose, der das Publikum begeisterte, Konzertsäle füllte, gab es vorher nicht (Paganini, Rachmaninoff, Sarasate, Liszt etc.), Beethoven Mozart und co. spielten und komponierten mehr für die Adeligen in einem kleineren Kreis. Dieser Interpret entwickelte sich soweit, dass die ersten dieser Gattung noch komponierten, aber da die Spieltechniken u.ä. sich immer weiter verbesserten und das allgemeine Niveau höher geworden ist, wurde aus einem musikalischen Allrounder mehr und mehr zum Fachidioten (bös gesagt) geworden.
Man muss aber auch zur "unserer" Verteidigung sagen, dass es schwer genug ist, das Instrument auf einem gewissen Niveau zu beherrschen, um in der Lage zu sein, die Werke zu interpretieren. Das technische Handwerk und die Virtuosität zu erlangen erfordert jahrelanges Üben, z.T. eben auch mehrere Stunden. Zu meiner fleißigsten Zeit habe ich auch bis zu 6 - 7 Stunden am Tag am Klavier gesessen und geübt. Musste einfach sein. Zu einer großen Karriere hat es trotzdem nicht gereicht. :clown: Die berühmtesten Pianisten haben noch viel länger geübt am Tag.

Gerade die hohe Dichte an hoher Qualität der Interpreten gibt uns keine Möglichkeit, uns mit Eigenkreationen zu beschäftigen. Klar hat man mal was geschrieben, aber das ist nicht der Rede wert, war eher nur aus Spaß und so toll ist es auch nicht (aus meiner Sicht jedenfalls). Zumal heutzutage im Stile eines Mozart oder Mahler oder was auch immer zu komponieren eben nicht mehr zeitgemäß ist. Komponieren ist heute eine sehr komplexe Sache geworden. Viel Spielraum für Kreativität ist leider nicht mehr vorhanden, da ja schon vieles existiert. Heute wird mehr versucht, krampfhaft irgendetwas sich zusammenzufeixen und das dann als kreativ zu bezeichnen, sich aber über die Ästhetik dessen weniger Gedanken macht.

Lange Rede kurzer Sinn, der "Interpret" ist mehr Fachidiot heute als musikalischer Allrounder zu sehen, der auch über den Tellerrand hinausschaut, da die Entwicklung im Laufe der Zeit nichts anderes zulässt.

Ich hoffe das war soweit nachvollziehbar, auch wenn ich natürlich eure Sicht nachvollziehen kann, in der Pop / Rockmusik ist es rein von der Situation einfach eine ganz andere.

€dit: @ Le Freaque:
Die von dir genannten Leute machen eine völlig andere Art von Musik als wir es tun. Was aber nicht heißt, dass wir sowas nicht hören - im Gegenteil. Für viele klassische Musiker ist es auch total schön und was feines, auch etwas anderes zu hören, wie z.B. Jazz (Oscar Peterson, Keith Jarrett usw. mal als Beispiele für Pianisten), oder auch Jamie Cullum oder ähnliches. Auch wenn wir diese von dir genannte Entwicklung durchaus mitbekommen - Einfluss auf unser Spiel übt deren Musik jedoch überhaupt nicht aus, da es eine völlig andere Musik ist. In diesem Fall sind wir lediglich Konsumenten wie viele andere auch.

Zum Interpretieren selber: auch das ist natürlich eine Auslegungssache. Man kann es so sehen und so sehen. Zum einen heißt Interpretieren, das zu wiedergeben, was sich der Komponist darunter vorgestellt hat. Zum anderen heißt aber auch Interpretieren, die Noten, die der Komponist geschrieben hat, mit seiner eigenen Vorstellung darunter, was jedes einzelne Detail zu bedeuten hat, oder meinetwegen sogar einer eigenen Geschichte unterlegt.
Gustav Mahler sagte schon: "Das beste an der Musik steht nicht in den Noten." Interpretieren gibt uns zumindest genug Möglichkeiten, Eigenleben in den Werken einzuhauchen, dass wir darin letztendlich unsere Erfüllung finden.
 
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Gast00

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die klassische Musik, die wir als solches heute verstehen, war ja in der Zeit, in der sie entstand gewissermaßen das, was wir heute unter Pop verstehen.
Ja und nein, denn sie galt sowohl der Unterhaltung, als auch als höchste Kunst (je nach Komponist und Werk). Niemand bezeichnet (hoffentlich) Pop heutzutage als höchste Kunst der Musik; er ist pure Unterhaltung.

Damals war es üblich, auch Eigenkompositionen selbst aufzuführen [...] Ausschließlich Werke Anderer zu "interpretieren" galt als banal, einfältig, jedenfalls reichte das nicht um in der Musikszene Anerkennung zu erhalten.
Im 19. Jahrhundert war es gerade schwer, eigene Kompositionen zur Aufführungen zu bringen. Ein Interpret oder Dirigent konnte am selben Abend für seine Interpretation einer fremden Komposition bejubelt und für die Aufführung seines eigenen (meist neuen, unbekannten) Werkes in Grund und Boden gezischt werden.

der "Interpret" ist mehr Fachidiot heute als musikalischer Allrounder zu sehen, der auch über den Tellerrand hinausschaut, da die Entwicklung im Laufe der Zeit nichts anderes zulässt.
Das gilt jedoch auch nur bedingt. Mahler z.B. hatte als Dirigent eine Arbeitslast zu tragen, die in unserer Zeit wohl auf drei oder vier Schultern verteilt werden würde: Administratives sowie Hunderte Proben und Konzerte pro Jahr. Trotzdem gelang es ihm, seine freie Zeit während der Sommermonate so zu gestalten, dass Riesensymphonien dabei geboren wurden. Er hatte einfach den Drang zum Komponieren und fand einen Weg, seine Vorstellungen auch zu verwirklichen.

Die Frage ist, ob es diesen Drang zum Komponieren in unserer heutigen Zeit noch gibt. Manche scheinen ihn jedoch zu haben, z.B. der Finne Leif Segerstam, der mit über zweihundert Symphonien den inoffiziellen Weltrekord hält.
 

theGegen

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Ja und nein, denn sie galt sowohl der Unterhaltung, als auch als höchste Kunst (je nach Komponist und Werk). Niemand bezeichnet (hoffentlich) Pop heutzutage als höchste Kunst der Musik; er ist pure Unterhaltung......

Hmmm. Ja und Nein. Es ist nicht zuletzt eine besondere große Kunstfertigkeit gefragt, um bspw. komplexe Harmoniefolgen, höchste Virtuosität und intelligente Lyrik in einen 3-Minuten-Song zu packen. Nur ist "Pop" nunmal die Kurzform von "populär" und nur die wenigsten kunstvollen Meisterwerke erreichen die Popularität, um diese Kunstform in einen "höheren" Kontext als "Unterhaltung für die Masse" (incl. dem bedingenden Verkaufserfolg) zu heben.
So gesehen, ist alles, was sich nicht massenhaft verkauft, auch kein Pop mehr.
Und somit ist ein Pop-Künstler gezwungen, Massenware zu kreieren, wenn er sich in diesem Metier betätigt.
 

le freaque

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Wenn man wie experience maker Musik allein auf den rein technischen Schwierigkeitsgrad reduziert, kann Pop natürlich so gut wie nie mit klassischer Musik oder auch Jazz mithalten. Nur macht das allein Kunst nicht aus. Es geht auch um Originalität, Authentizität und Emotionen und gerade bei den letzten beiden Punkten gibt es nunmal keine "besseren" Kunstformen.
Wenn es jemanden gelingt, haargenau die Emotionen des Hörers in Töne zu fassen - ist das dann keine hohe Kunst? Ist ein Film keine Kunst, weil es ja "nur" eine Komödie ist? Diese elitäre Sicht, die es btw nur in Deutschland gibt, kann ich nicht nachvollziehen.
Generell ist es natürlich leichter, Popmusik zu spielen oder zu fabrizieren, als Klassik. Dies aber auch gut zu tun, ist haargenau gleich schwer...in absolut jeder Spielart in jeder Kunstform. Einen Popsong zu schreiben, der bei zigtausend Veröffentlichungen pro Jahr und immer neuen multimedialen Orientierungen auf immer neue Jugendgenerationen auch nach 50 Jahren noch gehört wird, ist sauschwer und in der Tat eine hohe Kunst. Wer wirklich meint, eine Kunstform sei per se "besser" als eine andere, hat sich mMn nie ernsthaft selbst an einer versucht und letztlich auch den Sinn und Zweck von Kunst gar nicht verstanden.
Zudem bewegt sich jeder Künstler natürlich in der Stilistik seiner Zeit. Mozart, Mahler, Bruckner oder Bach würden als Jahrgang 1980 heute natürlich KEINE Symphonien schreiben. Sie wären in Pop, Rock oder Jazz tätig (und NEIN, sie wären heute nicht automatisch alle Jazzer). Und sie wären erfolgreich. Genauso wäre z.B. Paul McCartney ob seiner Musikalität auch vor 250 Jahren ein Komponist von Weltniveau geworden.
 

Devil

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Vielleicht gibt es aber einfach Zeiten, die bessere oder schlechtere Musiker hervorbringen, als andere. Ich denke zB schon dass die Pop/Rock-Musik der 60er deutlich besser ist als die heutige. Und es gibt sicher auch Genres bei denen durchschnittliche bessere Musiker am Start sind als bei anderen.
 

le freaque

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Genetisch sicher nicht. Über die Jahrhunderte werden sicher im Schnitt in etwa gleich viele Musikbegabte pro Generation geboren. Die 60er waren natürlich ob des Zeitgeists und der immensen technischen und gesellschaftlichen Veränderung ein perfekter Nährboden. Weniger Talente gibt es heute sicher nicht, die Gemengelage ist halt eine andere.
Ich bin auch extrem 60er-geprägt und sicher gab es damals viel mehr "Genialität" und Veränderung. Die Talente dafür gäbe es aber auch heute - nur nicht den entsprechenden Zeitgeist/Nährboden dazu. Der wird aber wieder kommen, vielleicht in 5, vielleicht auch erst in 25 Jahren. Sobald es wieder eine wirklich relevante gesellschaftliche Umwälzung gibt, gibt es auch den Soundtrack dazu. Mit Sounds und Stilkombinationen, an die heute noch niemand denkt. Wir leben halt in relativ langweiligen Zeiten, seit 40 Jahren. Hat ja auch sein Gutes, Frieden und so (zumindest in Mitteleuropa und den USA).
 
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