Macht ihr selbst Musik?/ Welche Rolle spielt Musik in eurem Leben?


le freaque

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Aber ok, es heisst ja: macht ihr selbst Musik? Ich ja, wie bekannt. Um meinen markigen Sprüchen mickrige Taten anheim zu stellen, hier mal ein paar neue Demossongs von mir (alles youtube):

Get upstairs

That disco

Bigger than me

Parents

Benefits of life

Alle Songs, Tetxte, Instrumente (Gitarren, Bass, Keyboards,Piano) Leadgesang und Chöre sind von le freaque , das Schlagzeug ist von mir programmiert.Also Solo as Solo can be. Leadgesang ist teilweise etwas haarig, aber eben im Wohnzimmer aufgenommen - da kann man nicht so rumshouten, wie man möchte. Und der ganz große Pianist bin ich auch nicht, ich spiel das erst seit nem halben Jahr, einen eigenen Bass hab ich seit 2 Monaten...klingt auch manchmal so. Bitte um Gnade bei der Bewertung, das sind alles Wohnzimmerdemos für mich selbst und keine itunes-oder so-Sachen. Aber die Songs als solche sind ok, finde ich zumindest.
 
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L-X

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Habe gerade mal überall reingehört.
"Get upstairs", "Benefits of life" und "Bigger than me" gefallen mir wirklich. "Parents" gefällt mir im Prinzip auch, allerdings hätte ich ganz gerne eine andere Stimme dazu. "That disco" finde ich persönlich allerdings ausgesprochen furchtbar, sorry.

Zwei Anmerkungen:
Du bedauerst, dass du in deinem Wohnzimmer nicht so "rumshouten" kannst wie du möchtest. Finde ich gar nicht schlimm, denn ich habe den Eindruck, dass dir leisere Töne besser stehen, während bei zunehmender Lautstärke deine Stimme teilweise auf Tönen landet, die man nicht unbedingt hören möchte. ;)
Für ein halbes Jahr Klavier finde ich dein Spiel ausgesprochen passabel. Dynamik und Akzentuierung sind logischerweise ausbaufähig, aber das sind nur technische Probleme. Deine Musikalität ist aber ohne Zweifel deutlich herauszuhören.

Insgesamt ist das, was du dir da zusammengestrickt hast, höchst beachtlich. Ich bedaure sehr, dass ich im Gegensatz zu dir kompositionstechnisch nahezu komplett talentfrei bin.
 

theGegen

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Ich habe überall mal (kurz) reingehört und mir gefällt davon....




..... leider nix. Sorry. :saint:

Muss aber auch sagen, dass ich in der zweiten Horror-Arbeitswoche hintereinander bin (aus dem Urlaubsflieger direkt ins unterbesetzte Chaos) und mir stehen noch 30 Stunden (Fr/Sa/So à 10) bevor.

Da bin ich irgendwie nicht in der Stimmung irgendwie rumzueiern, sondern straight away.
 

Devil

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Ich finde die Lieder eigentlich alle gut. Beim ersten Mal hören fand ich "That disco" auch am schlechtesten , aber ich habs dann nochmal gehört und dann fand ichs fast am besten. Bei Get upstairs find ich das Motiv des Klaviers sehr gut. Simpel aber sehr eingängig und wirkungsvoll. Bei "That disco" find ich die Wechsel zwischen Strophe und Refrain sehr gut und das Lied hat auch ne gewisse Härte und Schärfe, was die anderen nicht so haben ( und auch nicht haben sollen) .


Ach ja ganz vergessen zu erzählen: Ich hatte am Mittwoch meine erste Klavier-Halbe-Stunde. Kann dazu noch nicht viel sagen, haben halt so simple Fingerübungen gemacht. Hat aber schonmal Spaß gemacht und freue mich schon auf nächstes Mal.
 
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twinpeaks

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Spiele seit ich 6 bin Klavier und tue es immer noch, wenn auch nur noch halbprofessionell. Habe Musik an der Musikhochschule studiert und arbeite dort momentan nebenher. Ansonsten spiele ich noch mit anderen Freunden zusammen oder auch mal in Orchestern mit.

Wir vom klassischen Bereich sind da natürlich was das Musizieren angeht, "gebundener". Eigenkompositionen zu spielen ist unüblich und letzten Endes der heutige Stil, der geschrieben wird, ist auch nicht das, was man unter Klassik heutzutage versteht. Aber die Bandbreite an vorhandenen Werken von großen Meistern gibt uns natürlich eine große Möglichkeit, die Stücke zu interpretieren, und jedes Mal wenn man die Werke spielt, findet man idealerweise etwas neues.

Wer sind denn deine Lieblingspianisten? Würde mich mal interessieren.
Und ich kann völlig verstehen, dass du keine eigenen "klassischen" Stücke schreiben willst; dazu treibt mich auch überhaupt nichts.


Das ist das, was Musik in unserem Bereich so schön macht. Man ist praktisch zeit seines Lebens auf Entdeckungsreise.

Ganz genau. In einer Beethoven-Sonate, einer Bach-Fuge, einem Chopin-Scherzo kann man auch beim hundertsten Hören oder Spielen (idealerweise natürlich beides) noch Neues entdecken.
 

le freaque

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Natürlich kann man das und ich bewundere sowas über alle Maßen (sorry, dass ich mich da einklinke). Es ist aber offenbar fast immer so, dass der Wunsch nach Perfektion oder nach für sich möglichst vollständiger Entdeckungsreise dem desjenigen, der unbedingt selbst kreativ sein will, entgegensteht. Wieviele Musiker gibt es, die Koryphäen auf ihrem Instrument sind und selbst (gut) schreiben? Pro Generation doch nur ein paar, egal welcher Musikrichtung.

Es gibt viele fantastische Instrumentalisten, die Songs und Werke großartigst interpretieren können - oft besser als die Komponisten selbst und durch ihre Interpretation mehr herausholen, als die reinen Tonfolgen vorgeben...und überhaupt kein Bedürfnis haben, selbst zu schreiben. Und es gibt den Typ "der kleine Ausprobierer", die etwas hören, genauso begeistert sind und sofort denken "sowas will ich auch bauen, muss ja nicht genauso gut sein-aber meins".
Es gibt wenige, die beides können und noch weniger, die die besten Interpreten ihrer eigenen Stücke/Songs/Werke sind. In der Klassik ist das natürlich noch frappierender, weil die Komplexitität der Vorbilder viel größer ist. Da muss man eben automatisch in beiden Bereichen sehr sehr gut sein, um nicht als Kompositionsstümper dazustehen. Das ist als Popmusiker viel leichter: da kann man sich ohne Weiteres auf den Charme des Unperfekten berufen und trotzdem eine Nische finden und wenigstens "nett" klingen.
Mir ging es in meiner Frage an PhilIvey ja auch nicht darum, ob man sich an Sinfonien oder kompletten Klavierkonzerten versucht, sondern ob man nicht, wenn man schon so gut ausgebildet ist, nicht auch mal vor sich hin spielt und denkt "och...schon nett, könnte man was draus machen" und das so ein bisschen für sich weiterspinnt - ohne jetzt an Aufführung o.ä. zu denken.
 

le freaque

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@Gegen: du A*sch :laugh2::laugh2: nur Spaß.
@L-X und Devil: danke für die Blumen.
Aber das meine ich ja, L-X. Wenn man laute Passagen eher leise singen muss, dann quetscht und presst man die Töne, um die Höhen zu kriegen (Alternative wäre Kopfstimme, was noch blöder klingt). Wenn ich richtig laut singe, ist dieser "Sägeffekt" weg, den ich so bei laut gedachten Passagen habe. Dann ist die Stimme voller und die Töne automatisch klarer. Das ich grundsätzlich bei ruhigen Sachen besser bin (gesanglich und kompositorisch) , sehe ich auch so. "Parents" habe ich übrigens tatsächlich für eine andere Stimme (also nicht meine) geschrieben, hätte nicht gedacht, dass man das so raushört.

@Devil: That disco ist ne Juxnummer, ich fand den Groove und eben den Wechsel zwischen "Scissor Sisters für Senioren"-Refrain und leiser Strophe ganz witzig. Mach das bloß mit den Klavierstunden, sonst endest du wie ich. Ich hab nie ne Stunde für irgendwas gehabt und noch nie ein Instrument "geübt", keine Skalen, nada. Ich komponiere auch nie am Instrument, nur im Kopf und muss danach rausfriemeln, wie das denn wohl zu spielen ist...dadurch lerne ich meine Instrumente. Song für Song, sozusagen. Zum Glück habe ich im Kopf immer ein sehr klares "Bild", wie das klingen soll, mit Chorstimmen, Dur-Moll-Wechseln, Major7-Akkorden etc. Und das ist NICHT empfehlenswert, nur Mühsal und am Ende ist es doch nicht so, wie man es haben wollte! Also, lern das anständig.
 

twinpeaks

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[...] Es ist aber offenbar fast immer so, dass der Wunsch nach Perfektion oder nach für sich möglichst vollständiger Entdeckungsreise dem desjenigen, der unbedingt selbst kreativ sein will, entgegensteht [...]

Das kann man aber nur so sehen, wenn man das Interpretieren klassischer Musik nicht als kreativ empfindet, was ich aber ganz entschieden so sehe.
Ich verstehe aber (denke ich) schon, worauf du hinauswillst. Für mich gibt es da eben einen ganz fundamentalen Unterschied zwischen der Klassik und dem Pop (ist jetzt nur als Oberbegriff gemeint und schließt auch Rock, Black Metal, Shoegaze usw. mit ein). Seit den Beatles (gegenüber noch Elvis, der ja Lieder sang, die andere geschrieben hatten) ist es in der Popmusik eben so, dass man selbst seine eigenen Sachen singt und spielt. Nun war das natürlich auch so, wenn beispielsweise Mozart an den Höfen des 18. Jahrhunderts seine Klavierkonzerte vortrug, aber die notierte klassische Musik hat per se einen ganz anderen Abstraktionsgrad (das ist jetzt ohne Wertung gemeint) als die Songs der Beatles oder der Sex Pistols. Musik dieser Art ist immer auf Interpretation, auf Vermittlung angewiesen, mithin auf eine Instanz (den Interpreten), die es im Pop so nicht gibt, da sie normalerweise mit dem Komponisten identisch ist.

Ich kann natürlich nicht für Phil antworten, aber wenn ich am Klavier sitze und so ein bisschen vor mich hin spiele, dann geht das immer eher in Richtung Jazz als in Richtung Klassik. So zu schreiben wie Mozart, Schumann, Mahler, geht heute natürlich nicht mehr (jetzt stilistisch gemeint), und alles, was an Neuerungen nach (grob gesagt) Schönberg kam, fällt einem eben auch nicht einfach so ein, wenn man am Klavier sitzt.
 

PhilIvey

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@ Le freaque

kann was twinpeaks geschrieben hat so 100%ig unterschreiben. Dies ist auch sicherlich der Tatsache geschuldet, dass die Fähigkeiten, etwas selber zu produzieren, während einer ganzen Instrumentalausbildung nie wirklich gefördert werden, was zur Folge hat, dass sehr sehr viele Pianisten nicht in der Lage sind irgendwas zu improvisieren. Muss mir da den gleichen Schuh auch anziehen, der große Improvisationsmeister bin ich auch nicht, was ich selber sehr traurig finde.

Wenn ich mich jedoch hinsetze und etwas anfange zu spielen (so vor mich hin halt) dann geht das auch mehr in die von twinpeaks erwähnte musikalische Richtung, denn in die klassische.

@ twinpeaks

Habe was die Pianisten angeht, keinen wirklichen Favoriten, den ich als "DEN" Pianisten für mich persönlich ansehe. Hängt auch natürlich sehr stark von den jeweiligen Komponisten und Epochen ab. Am meisten beeindruckt haben mich bisher live Murray Perahia, Maurizio Pollini und Arcadi Volodos. Von den Aufnahmen her kommen noch (was nicht allgemein gilt, sondern nur werkspezifisch) Zimerman, Michelangeli, Horowitz dazu.

Werf jetzt die Frage mal zurück. :) würde mich natürlich auch sehr interessieren.

Zu Richter konnte ich keinen wirklichen Zugang bisher finden und Lang Lang finde ich einfach nur grauenhaft wie einige andere auch...
 

le freaque

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"Kreativ" ist natürlich nur im schöpferischen, nicht im gestalterischen gemeint. Natürlich ist es ein hochkreativer Prozess, etwas bestehendes zu interpretieren, wenn man es kann. Das ein klassisch ausgebildeter Pianist nicht zwingend in Richtung Klassik improvisiert, ist ja klar. Zum einen, weil die Vorbilder immens groß sind und zum anderen sind Scheuklappen ja eh Unsinn. Das, was ich übe und mit Begeisterung lerne und zu verstehen suche, muss ich ja nicht auch noch machen, wenn ich nur mal Spaß haben will und für mich spiele.

Mir geht es da nicht um die Richtung, sondern um eben den Punkt, den Phil angespricht. Ob es nicht einen entgegengesetzten Zusammenhang zwischen guter Ausbildung und "Schaffensdrang" gibt - völlig unabhängig vom Genre und sogar von der Kunstform. Kann der Virtuose auch schöpfen? Kann der, der alle Maltechniken beherrscht, überhaupt noch "von sich aus" malen - oder wirkt handwerkliches (im besten Sinne) Können am Ende der eigenen Fantasie entgegen?
Ohne Können sind Fantasien natürlich nicht umsetzbar, aber gibt es vielleicht für den normal Sterblichen so etwas wie eine (individuelle) Grenze, wo Beides nicht mehr geleichzeitig machbar ist - eine Art Scheideweg? Oder benötigt es eben das berühmte "Genie", um das in Einklang zu bringen - um wirklich zu WISSEN, was da passiert (weil man es kann/gelernt und perfektioniert/personalisiert hat) und gleichzeitig die geistige Freiheit hat, etwas neues, eigenes zu schaffen? Wie schafft man es, Wissen und Fertigkeit zu nutzen und gleichzeitig ganz viel davon zu vergessen, um frei zu sein?
 

Devil

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Le Freaque: Du hast nie Unterricht gehabt? Das finde ich schon bewundernswert. Ich verstehe nicht wie sich Leute Instrumente selber beibringen können. Ich habs mal kurz beim Keyboard probiert, aber das hatte auch nicht viel Sinn. Ich will auch versuchen möglichst viel zu üben . ich nehme mir immer viel vor, aber machen tu ich am Ende dann doch sehr wenig. Das hat viellicht auch ein bißchen damit zu tun, dass ich allgemein nicht so gut drauf bin und viele Stimmungeinbrüche habe. Aber wenn ich mal Gitarre übe, dann mach ich eigentlich auch Fortschritte. Ich hab zuletzt mal probiert die Lieder auch auswendig zu spielen und das klappte dann doch schon ganz gut. JEtzt kann ich immerhin schon etwa 7 Lieder auswendig :D Is zwar immernoch sehr wenig, aber mit der Zeit wirds denke ich immer leichter, weil man dann einfach weis welcher Akkord wie klingt und welcher Akkord wann kommen muss. Das Gitarrespiele fällt mir wirklich recht leicht ( technisch), was für mich schon überraschend war, weil ich ansonsten sehr grobmotorisch bin. Beim Klavier klaptt es vielleicht nicht so gut, aber ich will ja auch kein Weltklassespieler werden. ;) Wenn ich ganz gut Klavier und Gitarre spielen könnte , reicht mir das schon. Ich finde auch den kompositorischen Aspekt wichtiger. Ich denke mal ein genialer Komponist, der instrumental durchschnittlich ist , macht auf jeden Fall bessere Musik als ein genialer Instrumentalist , der nicht gut komponieren kann. Und um die meisten PopRock-Hits oder Für Elise nachzuspielen muss man ja auch kein großer Instrumentalist sein ;) Wenn man zB "Blowing in the wind" nimmt. Das kann ein halbwegs begabter Gitarrist nach 10 Minuten Unterricht spielen, aber es ist ein großer Song. Auf jeden Fall will ich auch mal wieder Lieder schrieben und aufnehmen. Mein Aufnahmegerät ist kaputt, aber das läßt sich ja eigentlich ändern. Sind bei dir Soloprojekte eher die Ausnahme oder kommt das öfters vor, dass du ohne deine Band aktiv bist?
 

twinpeaks

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@ twinpeaks

Habe was die Pianisten angeht, keinen wirklichen Favoriten, den ich als "DEN" Pianisten für mich persönlich ansehe. Hängt auch natürlich sehr stark von den jeweiligen Komponisten und Epochen ab. Am meisten beeindruckt haben mich bisher live Murray Perahia, Maurizio Pollini und Arcadi Volodos. Von den Aufnahmen her kommen noch (was nicht allgemein gilt, sondern nur werkspezifisch) Zimerman, Michelangeli, Horowitz dazu.

Werf jetzt die Frage mal zurück. :) würde mich natürlich auch sehr interessieren.

Zu Richter konnte ich keinen wirklichen Zugang bisher finden und Lang Lang finde ich einfach nur grauenhaft wie einige andere auch...

Ich habe (bisher) leider nur einen "großen" Pianisten im Konzert erlebt, Ivo Pogorelich. Das war zwar beeindruckend, ist aber so lange her, dass ich nur noch weiß, dass er u.a. Beethoven gespielt hat.

Meine drei Lieblingspianisten sind Michelangeli, Arrau und Rubinstein. Michelangeli hatte eine für mich einzigartige Kombination aus Technik (Fingerfertigkeit, Kraft, Anschlag, Phrasierungskunst), Intelligenz und Phantasie. Seine Chopin- und Debussy-Aufnahmen sind mir mit die liebsten CDs überhaupt.
Arrau hat sich wohl mehr als viele andere um absolute Werktreue bemüht; sein Spiel wirkt sehr souverän, ohne freilich zu kühl oder akademisch anzumuten.
Bei Rubinstein bewundere ich den unverkennbaren, schlanken Ton, der ungemein natürlich wirkt.

Aber ich stimme dir natürlich zu, dass es auch immer auf die Komponisten bzw. Epochen ankommt. Von Barenboim beispielsweise finde ich die Mozart-Klavierkonzerte großartig, während seine Chopin-Nocturnes im Vergleich zu Rubinstein oder Arrau regelrecht schwach wirken. So gibt es eben viele Pianisten, denen einzelne Komponisten mehr zu liegen scheinen als andere. Was Richter angeht, so schwankt das bei mir sehr stark; manche seiner Aufnahmen finde ich wunderbar, andere gefallen mir hingegen kaum.
 

theGegen

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Ich verfolge die Debatte ebenfalls weiter (durch momentane Arbeitsfron nur lesend und am Rande) und wollte folgenden Gedankengang einschleusen:

Durch unterschiedlich gelagertes Talent und Handfertigkeit ergeben sich ggf. auch unterschiedliche indivividuelle Schwerpunkte.

Ich bin z.B. absoluter Autodidakt und handwerklicher Stümper, aber sehe mich in der Lage, Musik "zu erdenken". Mir fallen schnell komplette Arrangements ein oder Melodien, die ich mit einem Rhythmus versehen möchte und trotz bescheidener Virtuosität mitunter zu einem funktionierenden Ganzen bringen kann.
Mein handwerkliches Manko kann ich dann ggf. durch eine Summe der einzelnen Teile ausgleichen.

Es gibt - und ich kenne - viele technisch gute Musiker, denen fällt nichts eigenes ein. Denen muss und kann man allerhöchstens sagen: Spiel doch mal "sowas" und das können sie dann natürlich auch. Aber selbst wären sie vielleicht nie darauf gekommen.
Und man selbst ist dann froh, dass der dann "sowas" spielen kann, was man selbst technisch allerhöchstens stümperhaft hinbekommen hätte.
 

le freaque

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Das sehe ich ja ganz genauso und meine Erfahrungen sind da identisch. Ich treffe ständigst Musiker, die alles, was ich mir ausdenke, tausendmal besser spielen können. Ich verzweifle oft daran, dass meine Hände nicht vernünftigt umsetzen können, was im Kopf wie auf Cd gebrannt im kompletten Arrangement mit allen Sounds sozusagen "fertig produziert" rumschwirrt.
Und dann trifft man Musikern, die auch nahezu sofort kapieren, was man von ihnen will, das perfekt spielen, ohne hingucken zu müssen - und denen sowas nie im Kopf umhergeistert. Bei denen auch nichts Vernünftiges rauskommt, wenn sie mal was selber schreiben...so gar nicht. Die das aber auch wissen, da sie ja hochmusikalisch sind. Wohl dem, der beides in sich hat: den Ehrgeiz, immer besser werden zu wollen und das "handwerkliche Talent", das auch zu können - und den "Erfindergeist" und die Phantasie. Gibt's als Kombination eben extrem selten.
 

le freaque

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@Devil: ich würde dir mittelfristig raten, auf digitale Aufnahmeform (also am Rechner) zu wechseln. Das macht vieles leichter, weil du einfach nicht alles am Stück spielen/schreiben musst, immer wieder verändern kannst. Mit ner Gitarre, nem Mikro und nem Midi-tauglichen Keyboard kommst du da schnell zu vernünftigen Ergebnissen. Dazu eine Studiosoftware, da gibt es auch genug Sachen für lau im Netz (sogar legal). Bin da aber auch jederzeit ansprechbar (PM).
Bei mir sind Soloprojekte leider nicht die Ausnahme. Meine Bandkompagnons sind alle praktizierende Familienväter und haben einfach weniger Zeit als ich. Als Band haben wir eigentlich vier Bands in einer: "Freaks to the Front" (Pop/Rock), "A band called Bambus" (Crossover), "Tundra!!Strick" (Classic Hard Rock/NWOBHM-Parodie/Hommage) und "Generation Mengenlehre" (Deutschpop). Dazu spiele ich noch in einem Akkustik-Semicover-60s-Ding namens "Harold and Maude", was aber grösstenteils ne Live-geschichte ist, da stehen demnächst aber auch mal wieder Studiosachen an. Aber aus Zeitgründen finden die Bandaktivitäten leider nur alle paar Monate statt - was mir zu wenig ist.
So habe ich mich eben privat entsprechend ausgestattet und produziere Demos am laufenden Band - was wofür ist, weiss ich selber nie. Hab vor nem Jahr damit angefangen und instrumententechnisch im Lauf der Zeit eben aufgerüstet. In dem Jahr sind 60 Songs entstanden, ich bin also recht fleissig ;). Ist natürlich längst nicht alles gut.
 
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twinpeaks

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Ich treffe ständigst Musiker, die alles, was ich mir ausdenke, tausendmal besser spielen können. Ich verzweifle oft daran, dass meine Hände nicht vernünftigt umsetzen können, was im Kopf wie auf Cd gebrannt im kompletten Arrangement mit allen Sounds sozusagen "fertig produziert" rumschwirrt.

Aber du als aktiver Musiker kennst doch bestimmt auch genug Leute, die die Arrangements gegebenenfalls für dich einspielen könnten. Man muss ja als Mastermind nicht immer alles selbst machen; siehe Brian Wilson. ;)

Und dann trifft man Musikern, die auch nahezu sofort kapieren, was man von ihnen will, das perfekt spielen, ohne hingucken zu müssen - und denen sowas nie im Kopf umhergeistert. Bei denen auch nichts Vernünftiges rauskommt, wenn sie mal was selber schreiben...so gar nicht. Die das aber auch wissen, da sie ja hochmusikalisch sind. Wohl dem, der beides in sich hat: den Ehrgeiz, immer besser werden zu wollen und das "handwerkliche Talent", das auch zu können - und den "Erfindergeist" und die Phantasie. Gibt's als Kombination eben extrem selten.

Das stimmt für die Popmusik definitiv, wobei technische Fähigkeiten da ja auch nur bedingt wichtig sind (im Vergleich jetzt zu einem klassischen Pianisten; ohne herausragende Technik kannst du halt die h-moll-Sonate von Liszt nicht spielen). Aber ich denke, dass beispielsweise der gute Paul auch ein ziemlich guter und musiktheoretisch gebildeter Instrumentalist hätte werden können (als Instrumentalist ist er ja eh gut, und ich finde immer noch, dass er der beste Sänger im Pop/Rock-Bereich überhaupt ist/war). Aber als Beatles-Fans sollten wir andererseits auch dankbar sein, dass er nie den akademischen Weg eingeschlagen hat ...
 

PhilIvey

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Ich habe (bisher) leider nur einen "großen" Pianisten im Konzert erlebt, Ivo Pogorelich. Das war zwar beeindruckend, ist aber so lange her, dass ich nur noch weiß, dass er u.a. Beethoven gespielt hat.

Meine drei Lieblingspianisten sind Michelangeli, Arrau und Rubinstein. Michelangeli hatte eine für mich einzigartige Kombination aus Technik (Fingerfertigkeit, Kraft, Anschlag, Phrasierungskunst), Intelligenz und Phantasie. Seine Chopin- und Debussy-Aufnahmen sind mir mit die liebsten CDs überhaupt.
Arrau hat sich wohl mehr als viele andere um absolute Werktreue bemüht; sein Spiel wirkt sehr souverän, ohne freilich zu kühl oder akademisch anzumuten.
Bei Rubinstein bewundere ich den unverkennbaren, schlanken Ton, der ungemein natürlich wirkt.

Aber ich stimme dir natürlich zu, dass es auch immer auf die Komponisten bzw. Epochen ankommt. Von Barenboim beispielsweise finde ich die Mozart-Klavierkonzerte großartig, während seine Chopin-Nocturnes im Vergleich zu Rubinstein oder Arrau regelrecht schwach wirken. So gibt es eben viele Pianisten, denen einzelne Komponisten mehr zu liegen scheinen als andere. Was Richter angeht, so schwankt das bei mir sehr stark; manche seiner Aufnahmen finde ich wunderbar, andere gefallen mir hingegen kaum.

Michelangeli hat mMn die kreativsten Interpretationen gehabt. Gepaart mit seiner wohl einzigartigen Persönlichkeit und Technik konnten seine Aufnahmen bei bestimmten Werken eine schier unschlagbare Kombination bilden. Es wird von seiner einzigartigen Austrahlung so oft geschwärmt, dass ich es bedauere, ihn nie live erlebt haben zu können. Da klafften dann doch zu sehr die Generationen. Auch Arrau gefällt mir soweit ganz gut, habe aber zu wenig von ihm gehört, um mir ein abschließendes Urteil erlauben zu können. Gerade er erschien mir bisher zu den "akademischeren" Pianisten zu gehören, was aber nicht auf Kosten der expressiven Fähigkeit, Musikalität etc. geht.

Mich würde auch mal interessieren, was du von der jüngeren Generation der Pianisten generell hältst. Ich bin absolut fasziniert von deren Technik und deren Virtuosität (Volodos, Kissin), gleichzeitig äußere ich wohl auch Bedenken, dass vieles, was die Interpreten der früheren Zeit ausgezeichnet hat, mehr und mehr abhanden kommt. Drastisch geäußert erscheinen die Aufnahmen der heutigen Pianisten mehr wie ein Abspulen der Töne im Gegensatz zu früher. Auch wenn man das nicht pauschalisieren darf und kann, es scheint, dass über die Hintergründe der Komponisten, die Geschichte hinter den Tönen, und andere wichtige Faktoren, weniger nachgedacht wird.

Finde da in diesem Zusammenhang ein Zitat von einem Lehrer aus einem Meisterkurs, den ich früher besucht hab, ganz amüsant.

"Music is like sex. No one gets first prize for finishing first."
 

le freaque

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Aber du als aktiver Musiker kennst doch bestimmt auch genug Leute, die die Arrangements gegebenenfalls für dich einspielen könnten. Man muss ja als Mastermind nicht immer alles selbst machen; siehe Brian Wilson. ;)

Im Ernstfall ja, klar. Aber wenn ich einen Song erarbeite nicht. Um jemand anders, z.B. wenn es an ernsthafte Aufnahmen im richtigen Studio geht, sagen zu können, was er spielen soll, muss ich ja schon erstmal ein Demo (wie meine oben geposteten) gemacht haben. Ich kann ja schlecht mit spiel mal ungefähr so "lalala in G-Dur" ankommen. Und da hapert es schon oft. Ich hab ganz oft Sachen im Kopf, die ich einfach nicht umsetzen kann, nichtmal in ein Demo, weil ich eine Handwerksbaracke bin.

Das stimmt für die Popmusik definitiv, wobei technische Fähigkeiten da ja auch nur bedingt wichtig sind (im Vergleich jetzt zu einem klassischen Pianisten; ohne herausragende Technik kannst du halt die h-moll-Sonate von Liszt nicht spielen). Aber ich denke, dass beispielsweise der gute Paul auch ein ziemlich guter und musiktheoretisch gebildeter Instrumentalist hätte werden können (als Instrumentalist ist er ja eh gut, und ich finde immer noch, dass er der beste Sänger im Pop/Rock-Bereich überhaupt ist/war). Aber als Beatles-Fans sollten wir andererseits auch dankbar sein, dass er nie den akademischen Weg eingeschlagen hat ...


Paul IST ja als einer der wenigen Popmusiker beides! Ein Weltklassekomponist, ein Weltklassesänger UND ein internationaler Spitzenbassist, der stilistisch wegweisend war - dazu noch ein wirklich guter Gitarrist und am Klavier immerhin noch ordentlich. Der Mann ist mit so viel Talent gesegnet, dass man ihm permanent auf die Fresse hauen könnte...weil es so frustrierend ist. Paul McCartney ist mMn ein musikalisches Ausnahmeallroundtalent, das in ausnahmslos jeder Epoche eine Weltkarriere gemacht hätte. Paul wäre auch vor 200 Jahren enorm erfolgreich gewesen, John Lennon oder Bowie sicher nicht (obwohl sie meinem persönlichen Geschmack eher entsprechen).
 

Devil

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Kompositorisch und gesanglich brauch sich auch Lennon imo nicht vor Mc Cartney zu verstecken, auch wenn Mc Cartney sicher eher das hat , was man unter einer schönen Stimme versteht. Dafür ist die Stimme von LEnnon markanter. Instrumental steht Lennon aber wohl klar unter MC Cartney, der auch fleißiger war. MC Cartney selbst fand die These , dass Lennon der Bessere der Beiden sei übrigens garnicht witzig.
-------------------
McCARTNEY: Die Trennung der Beatles war schmerzhaft. Es war wie eine Scheidung. Und es ging uns allen gleich - auch John spielte danach die alten Hits nicht mehr. Mittlerweile hat die Vorstellung, "Hey Jude" oder "Sergeant Pepper" zu singen, wieder etwas Frisches. Diese beiden Titel hatte ich bis zur Tournee noch nie vor Publikum gespielt.

SPIEGEL: Warum?

McCARTNEY: Weil sie mich zu stark an alte Reibereien erinnerten.

SPIEGEL: An Ihren Hahnenkampf mit John Lennon, wer der größte Beatle sei?

McCARTNEY: Das ist für mich immer noch ein sehr ernstes Thema, obwohl unsere Beziehung das Gegenteil war. Sehr locker, sehr respektlos, eine produktive Konkurrenz. Nach seinem Tod haben ihn die Leute zum Märtyrer stilisiert und behauptet, er sei der einzig intelligente Beatle und der bessere Komponist gewesen.

SPIEGEL: Wir hören Zweifel an dieser These heraus.

McCARTNEY: Stellen Sie sich vor, ich wäre erschossen worden. Dann säße John jetzt hier, und alle Welt würde ihm erzählen, wie großartig Paul McCartney war. Der einzige, der wirklich über John Bescheid weiß, bin ich.

SPIEGEL: Weswegen Sie ihn noch vier Jahre nach seinem Tod als eifersüchtiges und intrigantes Schwein bezeichnet haben.

McCARTNEY: Ich habe das einmal einem Journalisten am Telefon gesagt, und das war ein Fehler.

SPIEGEL: Stehen Sie denn dazu?

McCARTNEY: Ja. Aber ich meine es eher freundschaftlich. John war ein smarter Junge, und er war sehr eifersüchtig. Trotzdem, wir haben uns gegenseitig respektiert. Er wäre der letzte gewesen, der es 15 Jahre mit mir ausgehalten hätte, wenn wir uns nur beharkt hätten.( 1991)
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:laugh2:


Ich hab gestern meine dritte Klavierstunde gehabt und es läuft ganz gut. Ich hab immerhin schon nach Noten gespielt und mototrisch klappt es auch einigermaßen.
 

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Gerade er erschien mir bisher zu den "akademischeren" Pianisten zu gehören, was aber nicht auf Kosten der expressiven Fähigkeit, Musikalität etc. geht.

Da habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. Arrau ist sicherlich im Vergleich zu Rubinstein oder Horowitz akademischer, aber er schafft es doch zumeist, eine gute Balance zu finden.

Mich würde auch mal interessieren, was du von der jüngeren Generation der Pianisten generell hältst. Ich bin absolut fasziniert von deren Technik und deren Virtuosität (Volodos, Kissin), gleichzeitig äußere ich wohl auch Bedenken, dass vieles, was die Interpreten der früheren Zeit ausgezeichnet hat, mehr und mehr abhanden kommt. Drastisch geäußert erscheinen die Aufnahmen der heutigen Pianisten mehr wie ein Abspulen der Töne im Gegensatz zu früher. Auch wenn man das nicht pauschalisieren darf und kann, es scheint, dass über die Hintergründe der Komponisten, die Geschichte hinter den Tönen, und andere wichtige Faktoren, weniger nachgedacht wird.

Ich sehe das ähnlich wie du, muss aber auch zugeben, dass ich mich mit wirklich jüngeren Interpreten nur marginal auseinandersetze. Kissin z.B. mag ich schon (ich kenne eine CD von ihm ganz gut, auf der er die Schumann-Fantasie und Etüden von Liszt spielt; ziemlich gelungen, meiner Meinung nach), auch Zimerman finde ich meist großartig (seine Liszt-CD beispielsweise), aber das sind ja nun auch längst keine Jungspunde mehr.
In Sachen klassischer Interpretation bin ich eher Traditionalist, aber es gibt eben auch von den großen Werken immer schon genügend außergewöhnliche "ältere" Einspielungen, mit denen man sich beschäftigen und an denen man sich erfreuen kann.
 
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