@e_m: Du hast - glaube ich - immer noch nicht ganz verstanden, worauf ich abziele: Mir geht es nur darum, wie ein Spieler direkt und indirekt in einem System zum Erfolg beiträgt oder nicht. Nur mit seinen eigenen Plus/Minus-Werten ist das für mich noch nicht getan.
Dass Nash defensiv recht schwach ist (trotz all seiner Bemühungen, sich auch mal körperlich zu opfern, wie zum Beispiel beim Versuch, Kobe Bryant bei dessen Dunk ein Offensivfoul anzuhängen - dazu auch mal dies: Dass so viele sich darüber mokieren, dass es nicht gelang, finde ich albern, ebenso wie es doch nicht immer alleine Shawn Bradleys Schuld war, wenn gegnerische Guards und Small Forwards mit Anlauf gegen und über ihn springen konnten: Niemand fragt, wieso eigentlich diese Spieler so frei durch die Zone laufen können, also dass bereits vorher der direkte Gegenspieler schon ausgespielt wurde. Kann man einen Bryant/McGrady/Carter/LeBron dann etwa noch stoppen? Niemals. Man kann allenfalls das Offensivfoul ziehen. Nash hat in dieser Situation alles richtig gemacht), bestreitet niemand.
Und ja, wenn ein gegnerischer Backcourt aus zwei guten Scorern besteht, hat man durchaus auch mal ein Problem - wobei sich dieses in Grenzen hält, da es in der Offense so oft kompensiert wird.
Zum Wert von Payton: Sicherlich ist er im Spiel gegen den direkten Gegner weitaus besser. Bestreitet ebenfalls niemand. Und hier muss ich mich wiederholen, denn es ist meine Überzeugung und die lasse ich mir nicht als "Fehler" unterstellen: Basketball ist nunmal nicht nur fünffach eins gegen eins, sondern Team gegen Team. Manche Teams spielen fast lupenrein auf Offense ausgerichtet (früher z.B. die Nuggets, dann die Mavs und Kings, jetzt die Suns), manche fast nur Defense (Heat und Knicks der 90er, Pistons unter Larry Brown), und manche einen Mix oder gar je nach Gegner mal das eine, mal das andere (die Lakers unter O'Neal und Bryant sowie die Spurs gegen die Suns im letzten Jahr).
Erfolgreich können sie alle sein, und das hängt fast nur von der Zusammenstellung und der Gesamtqualität des Teams ab (und nicht selten in knappen Spielen von der Leistung eines einzelnen Spielers bzw. des Superstars).
Was mir dabei nie wirklich gepasst hat, war dein Herausstellen von den Werten des gegnerischen Point Guards gegen Nash. Wen interessiert das, wenn die Suns durch ihre Offense doch gewonnen haben? Guck dir bitte ein paar Spiele der Suns an und achte nicht nur auf die Boxscores: Es ist ihre Strategie, einfach mehr zu punkten (durch bessere Effizienz) als der Gegner. Nashs Schwächen sind einkalkuliert. Es geht ihnen wenig darum, wie viele Punkte Cassell oder Ridnour oder wer auch immer machen. Sie ziehen es einfach weiter durch, und die letzten beiden Jahre (und auch die Erfahrung bei den Mavs) zeigen, dass es zumindest bis zu einem gewissen Grad sehr erfolgreich sein kann.
Die Suns versuchen doch kaum so zu spielen, wie es vielleicht mit einem Payton oder Kidd möglich wäre. Ich empfinde es nicht als angebracht, es dauernd so hinzubiegen, dass Phoenix ständig trotz Nashs Schwäche gewinnen würde, da es sein System so ausrichten, dass Nashs Stärke in der Offense zusammen mit der seiner Mitspieler für den Sieg ausreicht.
Für mich ist es nicht ratsam, jeden Spieler als eventuelles All-Around-Paket in Gedanken einfach in jedes System hineinzusetzen und durch seine Vielseitigkeit als wertvoller anzusehen. Vor allem nicht bei Teams, die doch gewinnen. Wie viele Spiele verloren die Suns denn durch gegnerische Point Guards und wie viele gewannen sie durch ihre von Nash so gut geleitete Offense? Ich sehe die Waage allzu deutlich in die eine Richtung ausschlagen, und das ist für mich der Wert, den ich ihm anerkenne.
Es ist sicherlich schwer zu schlucken, wenn man den MVP-Award als reine Auszeichnung für den "besten" Spieler der Liga ansieht. Aber wer will denn genau bezeichnen, was "gut", "besser" oder auch am "wertvollsten" ist? Über allem stehen die Meisterschaften, dann die Siege in den Spielen. Ob und wie sehr ein einzelner Spieler seinen Gegner dominiert oder nicht, interessiert doch erst lange danach, und meiner Meinung nach sollte es nicht von den erfolgreichsten Teams abgekoppelt werden. Für den Erfolg ist man in Mannschaftssportarten immer von anderen Spielern abhängig. Wer das nicht akzeptiert und unbedingt seinen persönlichen Stellenwert in Einzelduellen definiert, ist beim Tennis (dabei bleibt man aber besser vom Doppel fern) und in der Leichtathletik besser aufgehoben.