Wir sollten aber einfach schauen wer welche Umstände hat, mehr verlange ich gar nicht.
Du sagst selbst, dass man nicht evaluieren kann, welchen Einfluss die Spieler auf den Teamerfolg haben. Somit ist es Dir auch völlig unmöglich, abzuschätzen, welche Einfluss die Umstände auf den Teamerfolg haben. Merkst Du, dass Du überhaupt nicht konsistent argumentierst? Wenn man nicht exakt evaluieren kann, wie stark die Leistung des einzelnen Spielers am Teamerfolg ist, kann man ihm schon gar nicht Kredit dafür geben, dass angeblich seine Mitspieler und die Umstände es gänzlich nicht ermöglicht haben, erfolgreicher zu sein. Das ist noch weniger objektiv zu ermitteln, als meine simple lineare Vorgehensweise es bezüglich der Einzelspieler ermöglicht.
Mal ein paar Statistiken zum MVP:
Im Schnitt hat der MVP in einem Team gespielt, was einen Sieganteil von 0.718 +/- 0.083 in der Saison hatte. Das heisst, ein Team sollte mindestens 52 Siege einfahren, ansonsten kann man es getrost als Ausnahme bezeichnen, die auf die Stärke des Einzelspielers zurückzuführen ist. Die schlechteste Bilanz aller MVPs in der Vergangenheit hatte Bob Pettit 1956 vorzuweisen. Umgerechnet auf 82 Spiele wären das 38 Siege. Das heisst, ein Spieler, der in einem Team spielt, was zwischen 51 und 38 Siege ereichte, muss die Liga schon individuell dominieren.
Im Schnitt hat der MVP in einem Team gespielt, was im Vergleich zur besten Bilanz gerade mal 0.956 +/- 0.08 mal eben jener meisten Siege aufweisen konnte. Das heisst, bei 67 Siege in dieser Saison sollte man wenigstens 59 Siege vorweisen können, um ein legitimer MVP-Kandidat zu sein. Die schlechteste Bilanz diesbezüglich hatte Kareem Abdul-Jabbar mit den Lakers 1976, der es nur auf 0.678 brachte. Umgerechnet auf diese Saison bedeutet dass, das ein Team mehr als 45 Siege erreicht haben sollte. Spieler, die in Teams spielen, die weniger als 45 Siege in dieser Saison erreichten, müssen also individuell die Liga extrem dominiert haben.
Es gibt genau 7 MVP-Awards in der Vergangenheit, die eine Kombination aus beiden Größen nicht von vorneherein zu einem legitimen Kandidaten gemacht haben.
1976 Kareem 0.771
1956 Pettit 0.780
1982 M. Malone 0.859
1975 McAdoo 0.937
1988 Jordan 0.941
1979 M. Malone 0.948
1960 Chamberlain 0.989
Die Zahlen deuten an, wie weit sie diese Hürde verfehlten.
Pettit (1956): Leader in PPG, Zweiter in RPG
Chamberlain (1960): Leader in PPG und RPG
McAdoo (1975): Leader in PPG, 4. in RPG
Abdul-Jabbar (1976): Zweiter in PPG, Leader in RPG
M. Malone (1979): 5. in PPG, Leader in RPG
M. Malone (1982): Zweiter in PPG, Leader in RPG
Jordan (1988): Leader in PPG
In den beiden letzten Jahren waren die Leader in diesen beiden Kategorien jeweils Kobe Bryant und Kevin Garnett.
2007 Garnett 0.580
2006 Garnett 0.598
2007 Bryant 0.761
2006 Bryant 0.833
Damit sollten Garnett (2006, 2007) und Bryant (2007) eliminiert sein.
Um jetzt mal die individuelle Leistung unabhängig von Spielgeschwindigkeit, Spieldauer und Gegebenheiten der Liga zu untersuchen, nutze ich mal das PER von b-r.com.
1976 Kareem 27.2 25.3 1.9
1956 Pettit 27.4 25.1 2.3
1982 M. Malone 26.8 25.9 0.9
1975 McAdoo 25.8 26.4 -0.6
1988 Jordan 31.7 27.8 3.9
1979 M. Malone 23.7 25.5 -1.8
1960 Chamberlain 28.1 25.2 2.9
In der ersten Spalte ist das eigene PER angegeben, die zweite Spalte gibt entweder das beste oder das zweitbeste PER an, die letzte Spalte die Differenz zwischen den beiden.
In 5 von 7 Fällen war also der MVP Leader im PER, oder anders gesprochen, der MVP war maximal 1.8 Punkte vom Leader entfernt, wenn die Komponente des Teamerfolgs nicht erfüllt war.
Kombiniere ich jetzt die individuelle Komponente mit der Komponente Teamerfolg, in dem ich ebenfalls den Vergleich zwischen PERs herstelle (Bsp. Kareem 1976: 27.2/25.3 = 1.075), und das dann als simpler Mittelwert zwischen den beiden Werte darstelle, dann ergibt sich folgendes Bild:
1976 Kareem 0.923
1956 Pettit 0.936
1979 M. Malone 0.939
1982 M. Malone 0.947
1975 McAdoo 0.957
1988 Jordan 1.040
1960 Chamberlain 1.052
Der schlechteste Wert ist also 0.923, den ein MVP, dessen Team nicht den notwendigen Teamerfolg nachweisen konnte, jemals erreichte.
Das habe ich mal für die letzten beiden Jahre für alle Teams mit 38 bis 51 Siegen + Minnesota gemacht:
2007
Boozer 0.870
James 0.853
Deng 0.836
Bosh 0.802
Anthony 0.768
Wade 0.750
Davis 0.716
Bryant 0.716
Arenas 0.699
D. Howard 0.682
Brand 0.682
Paul 0.665
Garnett 0.546
2006
James 0.926
Gasol 0.908
Carter 0.908
Brand 0.870
Redd 0.870
Bryant 0.833
Anthony 0.815
Bibby 0.815
Boozer 0.759
O'Neal 0.759
Nocioni 0.759
Arenas 0.741
Iverson 0.704
Paul 0.704
Garnett 0.598
Der einzige Spieler, der es überhaupt geschafft hat, wenigstens die Bedingungen von Kareem Abdul-Jabbar zu erfüllen, war LeBron James 2006. Ansonsten hat kein einziger Spieler dieser Teams auch nur ansatzweise eine ähnlich individuelle Stärke und Teamerfolg in Kombination gezeigt, damit es nicht die schlechteste aller Zeiten wird.
LeBron James war nicht Leader in wenigstens einer der Hauptkategorien, was alle anderen MVPs, bei denen der Teamerfolg fehlte, vorzuweisen hatten. James wäre in der letzten Saison eine historische Ausnahme gewesen, und das hatte er sich nun wahrlich nicht verdient.