Spieler nach Titeln zu beurteilen wird der Sache aber letztlich auch nicht gerecht.
Da gehört viel Glück dazu, in den letzten 30 Jahren waren nur 8 verschiedene Teams Champion. Man kann auf Cinderella-Stories à la Mav 2011 hoffen, dabei kann man aber auch Karrieren "vergeuden", siehe Stockalone, Ewing. Manche werfen das Ruder grad noch rechtzeitig um, in dem sie sich mit anderen Elitespielern zusammentun, wie Garnett oder James.
Das stößt aber den Fans schlecht auf, weil es sowas berechnendes hat. Jordan und Pippen wurden z.B. beide von den Bulls gedraftet, das ist dann Glück.
Aber James, Wade und Bosh haben sich mit dem erklärten Ziel zusammengetan, Titel zu gewinnen. Da fehlt die "Magie".
Wenn du jetzt Carmelo Anthony oder Stephen Curry bist, hast du die Arschkarte gezogen. Und dann hält man dir das in 20 Jahren noch vor. Gut, man kann natürlich auch auf dem Standpunkt stehen, daß Karriereplanung auch irgendwie dazugehört.
Ich glaube, neben Verklärung der Vergangenheit spielt beim Vergleich Jordan-James auch die Persönlichkeit eine große Rolle.
Jordan ist ... nun ja, man hört eigentlich nie was Positives über den Menschen, nur der Spieler wird vergöttert. Wenn man zwischen den Zeilen oder abseits der Mainstreammedien liest, ist Jordan wohl ein A*schloch. Verbissen und Competitive bis auf's Blut. Der würd auch seine Oma beim Thanksgivingspiel blocken.
Und das spürte man auf dem Feld.
Jordan war immer intensiv. Und er war immer präsent. Er hat immer das Spiel bestimmt - auch an den seltenen Tagen, wo es gar nicht lief.
James hingegen ist nett. Der kann auch mal ein Spiel verlieren, wenn's nicht zu wichtig ist. Er kann auch mal Wade oder Bosh brillieren lassen. Und er kann auch mal untertauchen.
Aus diesen gegensätzlichen Typen strickt man sich dann ein Gefühl, nach dem Jordan "wenn's hart auf hart kommt" der Durchsetzungsfähigere ist.
Noch ein Nachtrag zu Pippen: wenn man seine Performance 1993/94 bewerten will, muss man berücksichtigen, daß Jordan komplett wegfiel. Die Bulls hatten keinerlei Ersatz. Ein solider Guard, der 16/5/5 auflegen kann, hätte vielleicht schon den Unterschied gemacht.
Daß Pippen alleine nicht mal eben den Wegfall von Jordans 32/6.7/5.5 kompensieren könnte, sollte einleuchten.