Ich meine, man müßte eben die Arbeitsmoral auch in das Potential einfließen lassen. Nehmen wir mal an, Crosby wäre ein stinkendfauler Sack und trifft und trifft wie er will, aufgrund seiner individuellen Klasse.
Er lehnt sich also zurück, weil er weiß, daß er an Nummer 1 gezogen wird und einen fetten Vertrag bekommt und macht so weiter. Irgendwann steigt ihm der Ruhm zu Kopf und er läßt sich hängern. In den Minors kannst du alle auf einer Pfeife aufrauchen, aber in der NHL geht das nicht mehr.
Es läuft nicht so, wie es sich alle erwarten und er flopt.
Die Frage ist doch: Hätte man das nicht vorher schon erkennen können und ggf. in die Statistik miteinfließen lassen können?
Das tut man normalerweise auch, trotzdem ist Talent verführerisch. Hat der Spieler nur mal eine faule Phase und kommt da wieder raus? Oder hat er sich immer nur von guten Mitspielern mitschleifen lassen und kann alleine nicht führen? Angelo Esposito z.B. galt ein gutes Jahr vor seinem Draft als Kandidat für den 1st overall. Im Draft ging er dann aber erst an #20, weil er sich in diesem Jahr nicht gut weiter entwickelt hatte und langsam einen Ruf als faule Diva bekommen hatte. Crosby ist allerdings ein schlechtes Beispiel, da der schon beobachtet wurde seit er 12 Jahre alt war, und außerdem schon fast krankhaft ehrgeizig und trainingswütig ist.
Diese Ranglisten vom Central Scouting Bureau oder von unabhängigen Agenturen wie International Scouting Service oder Redline Report sind aber sowieso nur grobe Hilfsmittel. Kein NHL-Club draftet nach diesen Listen, dazu hat man schließlich eigene Scouts, welche die Prospects selber beobachten und einschätzen.
Und da wird halt getestet, wie kommt der Spieler mit großem Druck in Spitzenspielen klar (U18/U20-WM, Playoffs, Memorial Cup). Oder man beobachtet den Spieler einmal mit und einmal ohne Vorankündigung und guckt dann, ob er sich nur den Arsch aufreißt, wenn er weiß dass ein Scout anwesend ist oder ob er immer hart arbeitet.
Schließlich gibt es dann noch das Draft Combine vor dem eigentlichen Draft. Dorthin werden viele der besten Prospects eingeladen für eine Reihe von Fitnesstests und Vorstellungsgesprächen mit einzelnen Teams. Ein eher kleiner Spieler kann da seine Draftposition verbessern, wenn er sehr gute Kraft und Ausdauer demonstriert. Andererseits kann man auch in den Augen der Scouts fallen, wenn man bei den Interviews einen schlechten Eindruck macht. Phil Kessel z.B. soll sich da schlecht verkauft haben und ging dann auch erst an #5 weg.
Oftmals sind es auch andere Gründe, warum ein Spieler nicht so einschlägt. Aber gerade bei den Avs habe ich ja schon des öfteren gesehen, daß hintere Picks mehr spielen, als höhere Picks. Und da fragt man sich doch schon. Hat das mit der Einstellung der früheren Picks zu tun, daß sie nicht randürfen? Sind sie noch zu jung und man will sie nicht ´verheizen? Oder was steckt dann dahinter?
Zu den Avs kann ich nichts sagen, da musst du schon mal ein paar Namen bringen. Vielleicht sind die späteren Picks ja schon paar Jahre älter.
Und wieso schlagen gerade die ein, die weiter hinten gedraftet wurden? Wieso wurden die überhaupt so weit hinten gerated? Hat man da das Potential nicht erkannt? ZU wenig beobachtet?
Das ist ein Trugschluss. Die Chance, es in die NHL zu schaffen, wird mit jeder weiteren Runde minimaler. Alles nach ungefähr den Top 50 ist eigentlich reine Lotterie. Auch weil ein 1st rounder von seinem Club immer noch eine zweite und dritte Chance bekommen wird (man hat schließlich den wertvollen 1st round pick investiert) als irgendein NoName aus den hinteren Runden.
Aber die Steals weiter hinten sind meistens Europäer. Dort scouten viele Clubs einfach nicht so intensiv, dort ist auch das Juniorensystem nicht so hoch entwickelt wie in Nordamerika. Ein richtig guter Europascout ist sein Gewicht in Gold wert. Sieht man ja an den Red Wings mit Hakan Andersson. Was der alleine an Schweden angeschleppt bringt. Zetterberg war z.B. einer seiner Geheimtipps, der dann groß rausgekommen ist.
Solche Insider muss man haben. Die Pens drafteten z.B. Goligoski 2004 an #61, obwohl der nicht mal bei Central Scouting geranked war. Aber einer ihrer Scouts (Chuck Grillo) leitet ein Sommercamp in Minnesota und kennt die dortige High School Szene sehr genau. Der beobachtete ihn oft, empfahl ihn und Goligoski entwickelte sich zum NCAA und AHL All-Star und hat jetzt eine gute NHL-Zukunft vor sich. Gibt sicher noch viele solcher Stories bei anderen Franchises.