@ jörg
Dass hier jeder auf meine zugegeben unglückliche Formulierung herumhakt. Jones hat Hall einmal entscheidend besiegt, DM hat ihn zweimal entscheidend geschlagen. Im großen und ganzen kann man bei DM sagen, dass er mit Hall abschließend genauso wenig Mühe gehabt hat wie Jones. Natürlich hat DM Hall nicht der Lächerlichkeit preisgegeben wie es Jones tat und natürlich ist DM boxerisch Jones weit unterlegen. Aber er hat in beiden Kämpfen Hall mit zunehmender Kampfdauer dominiert. Das heißt er hat seinen Stil geboxt und am Ende gewonnen wie Jones. Sicher, sah DM verprügelt aus, aber das kann man ja nicht als Maßstab hernehmen. Auch Jones wäre nicht gegen solche Verletzungen gefeilt. Nur: Jones boxt nicht mit jener Risikobereitschaft. Darum würde er ja nie im DMs Stil boxen, weil dann die Gefahr besteht, dass es bei einem größeren Gegner so endet wie beispielweise bei Mosley gegen Forrest. Jones ist klar der schnellere Boxer, aber mit Schnelligkeit allein gewinnt man auch keinen Kampf. DM boxt einen Stil, der an seine aber auch erheblich an die Substanz seiner Gegner geht. Und wenn DM einen guten Tag erwischt, ist es sehr schwierig ihm 12 Runden lang aus dem Weg zu gehen und eigene Aktionen zu starten, eben weil man die ganze Zeit DMs Angriffen aus dem Weg gehen muss.
Zum Thema:
Man kann die Leistungsfähigkeit eines Boxers nie allein auf das boxerische Können abstellen. Im Fernsehen mag es vielleicht zeitlupenhart gewirkt haben, wie Hall seine Schwinger losließ. Ich bin mir auch sicher, dass DM diese Schläge gesehen hat, nur hat er einfach die Distanz unterschätzt. DM gehört nun mal zu den Boxern, die in den ersten Runden in den Kampf finden müssen und die lange Reichweite von Hall hat ihn deshalb in arge Verlegenheit gebracht. Im späteren Kampfverlauf hat DM aber sehr wohl die meisten Schläge geblockt und vermieden. Und er konnte weiter zusetzen und das wurde Hall zum Verhängnis. Ich glaube auch nicht, dass Hall unzureichend trainiert war. Beim Boxen ist es eben so: Man kann im Training locker 12 Runden am Sandsack arbeiten oder hat im Sparring mit 15 oder mehr Runden kein Problem. Trotzdem kann man sich nie sicher sein, dass man auch im echten Kampf die nötige Kondition hat. Da kommen noch andere Faktoren dazu wie Tagesform, der Gegner, die Anspannung, der Kampfverlauf etc. Es ist in einem Profiboxkampf sehr schwierig sich einen Kampf richtig einzuteilen und auch guten und Weltklasseboxern kann es zuweilen passieren, dass sie sich übernehmen. Und viel hängt auch vom Gegner und den jeweiligen Schlägen und ihrer Wirkung ab. Ein Gatti zum Beispiel kann eher mit einem Ward 12 Runden gehen als gegen ODH. Weil sein Stil gegen ODH mehr Kraft verbraucht als gegen Ward. Darum konnte beispielsweise Vargas gegen ODH nicht bedingungslos den Angriff suchen, weil ODH aufgrund seines Stils daraus resultierende Schwächeperioden jederzeit ausnützen hätte können, sofern Vargas Angriffe erfolglos geblieben wären. Würde ODH aber ebenfalls ständig den Schlagabtausch suchen, hätte die Sache anders aussehen können.
Zur Augenverletzung kann ich nur sagen: Ich habe noch nie einen Kampf gesehen, in dem der WM und nach Punkten führende Boxer gegen einen schwächer werdenden Kämpfer wegen einer Verletzung herausgenommen wurde. Lasse mich aber gerne eines besseren belehren, bin schließlich kein wandelndes Lexikon. Außerdem finde ich es müßig über die Gesundheit eines Boxers zu diskutieren. Ärzte kennen eben die Natur eines Boxers nicht und es gibt ja auch noch eine gewisse Selbstverantwortung, die sowohl der Ecke als auch dem Boxer selbst zugestanden werden muss. Autofahren kann auch zum Tod führen. Trotzdem machen es so viele. Ein verletztes Auge kann langfristig zu Schäden am Auge führen, muss es aber auch nicht. Wenn man bei DM gegen Hall 1 und 2 bei solchen Verletzungen schon zu diskutieren anfängt und sich Verschwörungstheorien zusammenbastelt, dann sollte man einen Kampf am besten schon beim ersten Niederschlag oder ersten harten Treffer abbrechen. Kann ja auch schon Anlass zu Sorge bestehen. Oder man macht es wie beim Fechten. Hätte aber übrigens Hall sowohl im ersten als auch zweiten Kampf noch nicht rausgenommen, sondern etwas gewartet bzw. Hall signalisiert, dass er Verteidigungsbereitschaft zeigen soll. Oder dürfen die Ringrichter nicht mehr „Work ...“ sagen? Natürlich muss man hier ein gewisses Gespür besitzen und die Sache sieht im Ring immer etwas anders aus als im TV. Allerdings bin ich in dieser Hinsicht etwas voreingenommen und würde die Entscheidung zu einem Kampfabbruch ausschließlich dem Boxer oder den Betreuern zubilligen, sehe natürlich aber auch die Gefahr dieser Variante.
panik: