Mein Senf: Gewisse Abläufe wiederholen sich hier doch schon seit Jahren, ohne dass es zur Wahrheitsfindung beiträgt, die es so auch nicht gibt. Vieles überfliege ich hier nur noch, aber zuweilen gibt es immer dennoch objektive Beiträge, die das Lesens wert sind - deswegen bin ich ja auch hier.
Als geringstmöglichen Konsens könnte man konstatieren, dass es ein intensiv geführter, spannender und knapper Kampf war, insgesamt sehr sehenswert, wenn auch (box-)technisch kein Leckerbissen. Firat hat eine Top-Leistung gezeigt und seine Möglichkeiten voll ausgereizt. Huck hat mich demgegenüber enttäuscht und verfügt offensichtlich nicht über die Mittel, einen Mann wie Arslan auszuboxen. Auch seine physische Überlegenheit im CW scheint mir nachgelassen zu haben, zumindest damit und seinen überfallartigen und dynamischen Attacken konnte er bisher vieles wettmachen. Seine Leistung gegen Arslan war in jeder Hinsicht ernüchternd, wohl auch für ihn selbst und seine HW-Pläne.
Zum Urteil: Ich hatte es 114:114 Unentschieden, mit leichter Tendenz pro Arslan. Die ersten 6 Runden hatte ich 4:2 pro Arslan, die zweite Hälfte verlief aus meiner Sicht genau umgekehrt. Dies ist für mich ein typischer Fall für einen Boxkampf, bei dem man nicht zwingend einem der beiden Boxer den Sieg geben muss. Arslan hat einen Super-Kampf gemacht, keine Frage. Aber in der 2.Kampfhälfte ließ er doch etwas nach, war nicht mehr so dominierend und auch Huck hatte seine Momente und klare Treffer. Keine Frage, ein knapper Sieg für Arslan wäre zu vertreten gewesen (115:113), aber viel klarer auch nicht. Es ist ja nicht so, als wenn Arslan Huck nun "exposed" hätte...da sollte man die Kirche auch mal im Dorf lassen.
Ich bin kein harmoniebedürftiger SozPäd, aber in Kämpfen wie diesem halte ich ein Unentschieden für das "gerechteste" Urteil - mit Anordnung eines Rückkampfes. Den hat sich Arslan verdient, allerdings erscheinen mir seine "Betrugsvorwürfe" und die gleichlautenden Äußerungen seines Teams überzogen, zumal Arslan doch behauptet, eine gottesfürchtiger Mann zu sein. So weit ich weiß, steht bei fast jeder Religion Demut ziemlich an erster Stelle.
Mit seinem Verhalten nach dem Kampf hat Firat zumindest bei mir einige Sympathien verspielt. Man kann seinen Standpunkt auch anders klar vertreten, denn: Ein klarer "Betrug" liegt nach meiner Meinung nicht vor. Der Kampf war sehr knapp, einen "glasklaren" Sieger habe zumindest ich nicht gesehen.
Firat wäre besser beraten gewesen, erst mal auch seinem Gegner Respekt zu zollen (Huck ist nun auch nicht so schlecht), um danach klar und deutlich zu sagen, dass er sich als Sieger sieht und dies in einem Rückkampf unter Beweis stellen möchte. Ein echter Sportsmann zeigt eben auch in der Niederlage "Größe", auch wenn sie unverdient sein mag. Mit so einen Statement hätte er Sauerland/Huck quasi unter Zugzwang gesetzt, sich die Sympathien fast aller Zuschauer gesichert und einen Rückkampf (und einen weiteren großen Zahltag) quasi erzwingen können.
Dies ist (natürlich) nur meine persönliche Meinung, aber - wie von mir schon sehr oft hier erwähnt - dieses Forum ist nicht repräsentativ. Es gibt schon einige Stimmen hier, die weniger von "Betrug", sondern insgesamt eher von einem sehr knappen Kampf sprechen, und dazu zähle ich mich auch.
Man kann Huck als Verlierer sehen - durchaus - aber der Gesamteindruck mag hier auch eine dominierende Rolle spielen (der eine marschiert eben immer nach vorne und "macht" den Kampf = Arslan). Auf der anderen Seite hat Huck auch gute (Körper-)Treffer gelandet und kam in der zweiten Kampfhäfte mehrmals mit seiner Geraden durch die Mitte durch, aber insgesamt war das viel zu selten und zu wenig, um ihm eindeutig den Sieg zu geben.
Zu aller letzt: Wie man als offizieller Punktrichter 117:111 pro Huck werten kann, ist wirklich ein Witz - auch das ist wohl Konsens (nicht nur) hier. Ich frage mich ernsthaft, wie man so etwas zusammenpunkten kann, ohne dafür einen "Auftrag" zu haben. Vielleicht sollte man da mal "enger am Mann" bleiben und nachfassen!