Jones ist ja nicht nur körperlich fertig. Auch der Kopf spielt offensichtlich nicht mit. Er hat seit seiner Rückkehr ins Halbschwergewicht eine stetig schwächer werdende Workrate. Auch seine Reflexe haben gehörig gelitten und man kann sie guten Gewissens - verglichen mit dem Prime Jones - als kaum noch vorhanden bezeichnen. Seine Schlagkraft hingegen ist - wie bei vielen älteren Boxern - noch da.
Trotzdem Jones meint immer noch, es sich leisten zu können, nach schweren Wirkungstreffern nicht bedingslos nachzusetzen. Er muss doch langsam wissen, dass er nach Punkten nur noch gegen Boxer der zweiten und dritten Reihe gewinnen kann. Wenn ich schon unbedingt weiter boxen will/muss, dann setze ich doch nach einem schweren Wirkungstreffer wie jetzt gegen Lebedev oder auch gegen Calzaghe alles auf eine Karte und suche ohne Rücksicht auf Verluste den KO.
Jones hingegen lässt sich im Ring geradezu abschlachten und selbst bei eigenen Wirkungstreffern setzt er kaum nach
Es kann mir keiner erzählen, dass er das nicht mehr im Tank hat. Für eine Runde explodieren reicht es noch und wenn das nicht klappt und er danach keine Luft mehr hat, kann er immer noch schonender aussteigen, als sich rundenlang verprügeln zu lassen, sich die Punktniederlage oder gar einen späten KO abzuholen.
Irgend etwas scheint daher bei Jones im Kopf nicht zu stimmen. Er boxt seinen Stiefel eisern runter, obwohl er mittlerweile wissen müsste, dass sein Körper diesen Stil nicht mehr zulässt. Es war z.B. regelrecht peinlich, wie oft sich Jones den telegraphierten Jab von Lebedev fing, als er ihn eigentlich erwartete und eine Meidbewegung wie früher machen wollte.
Ich verstehe ehrlich gesagt auch nicht, dass sein Trainer dabei noch mit macht. Der arbeitet doch schon seit einer halben Ewigkeit mit Jones zusammen und sollte ihm langsam reinen Wein einschenken oder ihn zumindest auffordern, seinen Stil etwas anzupassen. Stattdessen hockt er fast teilnahmslos in der Ecke und schaut sich die Demontagen seines Schützlings an.