Ich habe den Beyer das erste Mal gegen Woodhall gesehen, danach gegen Keisky und war schlichtweg begeistert. Mir war eigentlich klar, daß er dem Ottke sehr bald den Rang als 'dem' deutschen Super-Mittelgewichtler ablaufen würde.
Da war technisch hochversiertes, bewegliches und attraktives Boxen zu sehen.
Und dann kam alles ganz anders als ich mir das so gedacht hatte. Seit dem Catley-Desaster gab es meiner Meinung nach keinen einzigen Kampf mehr, indem er an diese Leistungen auch nur annähernd anknüpfen konnte.
Green 2 war ein guter Kampf, aber die Stärke Greens hat sich mittlerweile auch relativiert und der Kampf verlief äußerst knapp mit akuter KO-Gefahr für Beyer in der letzten Runde. Die flüssigen und präzisen Kombinationen von früher hat er nie mehr abrufen können.
Inzwischen ist er nicht nur zögerlich, sondern auch bedeutend langsamer geworden. Gerade gegen Kessler war es erschreckend wie langsam Beyer im Vergleich wirkte. Die Zögerlichkeit hat natürlich auch gute Gründe, denn ich kenne kaum einen Weltmeister, der so anfällig für Niederschläge ist, wie Beyer es war. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie oft er sich in den letzten Kämpfen am Boden befand.
Außerdem halte ich seinen Stil für seinen körperlichen Voraussetzungen für nicht mehr angepaßt. Beyer ist mit seinen 176 cm für seine Gewichtsklasse recht klein. Da er nicht mehr der Schnellste ist, kommt er bei seinen Kontern an gute Leute einfach nicht mehr ran. Nach Serien ist er für Konter selbst überaus anfällig, denn er kommt auch nicht mehr vom Gegner weg. Gegen Kessler hatte er eigentlich nie die Chance, die Distanz mit einem Konter zu überwinden. Einzige Möglichkeit wäre gewesen, dem Kessler wirklich den Kampf anzutragen und sich in ihn reinzuwühlen. Schließlich war Kessler noch nie in Deep Water und keiner weiß, wie er darauf reagiert. Leider ist dies nicht Beyers Stil und er scheint dafür auch nicht die konditionellen Voraussetzungen zu haben.
Kurzum: Es war wohl eine Mission impossible.
Wenn er es nach dem KD wirklich noch einmal rechzeitig auf die Füße geschafft hätte, wäre das Ende eben unmittelbar zu Beginn der vierten Runde gekommen. Er war schwer angeschlagen und der Kessler hatte ihn schon gut genug ausgeguckt. Das hätte den mitgereisten Beyer-Fans dann auch nichts mehr gebracht, da wird mir auch Alfonso bestimmt recht geben.
Der Mann ist mir symphatisch, die Karriere fortzusetzen macht keinen Sinn mehr, zumal auch der Hunger wohl nicht mehr da ist. Perspektiven für das Danach hat er ja zu Genüge.
Viel Glück und viel Spaß!