Einige Sätze zu Klitschkos letzten Gegnern:
- 1.) Byrd war schon damals ein gutes Stück hinter seiner besten Zeit
2.) Aus Ray Austin ist, obwohl er so spät mit dem Boxen angefangen hat, ein formidabler Sportler geworden. Aber ein formidabler Sportler ist noch lange kein würdiger Herausforderer. Klare Fehlansetzung und klare Fehlinterpretation des Klitschko-Sieges [edit: war eine Pflichtverteidigung, allerdings eine dämliche]
3.) Calvin Brock ist in fast allen Belangen ein durchschnittlicher Boxer, eher technisch versiert, mit physischen Nachteilen und wenigen Ambitionen in der Offensive. Heute ist er nichtmal in den Staaten ein Spitzenmann
4.)Als Klitschko gegen Brewster zur großen Revanche antrat, war der Fast-Sportinvalide Brewster nach langer Verletzungspause ziemlich shot und weit von einer wettbewerbsfähigen Form entfernt. Das tat der Euphorie nach dem "überzeugenden" Auftritt des Ukrainers natürlich keinen Abbruch. Dumm nur, dass der zweite Teil ein bißchen spät kam und die Rache-Inszenierung unter den oben genannten Umständen zu einer peinlichen und billigen Farce verkommen ist. Brewster II war Kanonenfutter und Imagepflege
5.) Sultan Ibragimov: Ich weiß nicht, was langweiliger war. Sein Kampf gegen Briggs oder der gegen Klitschko. Sei's drum. Er ist keiner, der den Fight unbedingt führen muss. Es langt ihm auch, zwölf Runden irgendwo in Seilnähe rumzutappsen und auf Konter zu lauern
Bemerkungen zum gestrigen Kampf:
Im Vorfeld des Kampfes hieß es: Das Ding dauert keine fünf Runden, der Thompson ist wie
maßgeschneidert. Das hat sich bewahrheitet. Nun muss man fragen: Wieso ist Thompson maßgeschneidert? Wieso ist der Hero von der Elbe so schlecht mit dem Ami zurechtgekommen? Einige Erklärungsansätze: Im Vergleich zu den letzten Gegnern Klitschkos ist Thompson ein Mix aus reinem pressure fighter und Stinker, der viel über die Vorwärtsbewegung macht, Reaktionen offensiv oder unsauber unterbindet und den Kampf von der Mitte aus führt. Das war in den ersten Runden schön zu sehen, als sich Klitschko plötzlich in der ungewohnten Rolle des Reagierenden vorfand und nach hinten gedrängt wurde.
Gut, Thompson konnte daraus keinen Vorteil schlagen. Er wurde zu oft von der Rechten getroffen, abgeklammert, runtergedrückt und rumgeschoben und ist dann in der zweiten Hälfte konditionell eingebrochen. Da wären wir auch schon: Ihm fehlt schlicht und ergreifend der Punch, um so eine Kiste mit einem Schlag zu beenden. Und jetzt kommen wir wieder zu Wladimirs letzten Gegnern. Abgesehen von Brewster, der fernab jeder Wettbewerbsfähigkeit in den Ring stieg, verfügt keiner der oben genannten Boxer über die richtige Mischung aus Vorwärts
drang, Instinkt und Punch, die Klitschko gefährlich wird.
Ein Indiz spricht übrigens dafür, daß Klitschko mit harten oder klaren Treffern nicht umgehen kann. Nach ein, zwei sauberen Aktionen von Thompson ist er regelrecht ausgetickt und hat direkt versucht, die Treffer auf ungestüme Weise zu vergelten, um den Gegner zu beeindrucken oder so weitere Aktionen zu verhindern. Seit Peter hat Klitschko allerdings keinen Mann mehr geboxt, der in der Lage ist, ihn wiederholt vor solche Situationen zu stellen. Insofern hat der gestrige Kampf in der Hinsicht sehr wohl Aussagekraft. Die Dauer des »Phänomens« Klitschko - das in meinen Augen vielmehr ein mediales, kommerzielles, dramaturgisches, den Umständen geschuldetes Phänomen ist, und nicht nur ein sportliches - hängt in meinen Augen sehr stark von der Gegnerwahl ab.