Ich mag Fury nicht, das ist richtig. Ich respektiere den privaten Tyson Fury als Boxbegeisterten, soweit Privates überhaupt bekannt ist. Den öffentlichen Fury finde ich nicht unterhaltend, sondern zum Kotzen. Ich habe ihn aber lange als Nr. 1 betrachtet.
Der Boxer Fury ist in Teilen beeindruckend, seine Ruhe im Ring, sein Finden von Wegen den Gegner zu neutralisieren, sein beachtlicher Speed gemessen am Körperbau und seiner Fitness.
Ich habe aber auch erkannt, dass das rein Boxerische schon immer eher wenig beeindruckend, zuletzt sogar eher mau ist. Und mir ist aufgefallen, dass er in Teilen den gleichen Weg wie Wladimir Klitschko gegangen ist und noch geht. Er besitzt die Sicherheit seiner Marktmacht. Er beherrscht das Geschäft, er diktiert anderen wie der Hase zu laufen hat und er überdeckt seine zunehmenden Schwächen mit schmutzigen Tricks, weil er weiß, dass ihn seine Marktmacht schützt. Mit Boxen hat das wenig zu tun. Das Bemerkenswerte ist, dass seine vermeidlich coole Art ihn offensichtlich davor schützt als das gesehen zu werden, was er ist. Ein Schüler von Emanuel Steward, der viel gelernt hat.
Fury ist in dem Geschäft, was sich Boxen nennt, nicht der Gute. Er unterhält. Und Betrachter wie Du fühlen sich gut unterhalten. Damit hat er dann alles richtig gemacht, denn es sind die vielen Fans wie Du, die ihm Recht geben. Ich bin kein Boxerfan. Ich bin Boxfan. Boxer kommen und gehen, der Sport bleibt. Fury gehört zu den Totengräbern des Sports weil er die hergebrachten Regeln des Sport, wozu auch Fair-play gehört, mit Füßen tritt. Er spielt mit dem Publikum, er spielt mit den Gegnern, er ergaunert sich Vorteile, er beherrscht die ganze Geschäfts-Klaviatur. Sport? Ist nicht wichtig. Der persönliche Vorteil zählt, die Bereicherung ist wichtig. Ob Chisora gemerkt hat, wie sehr er von Fury verhöhnt wurde? Fury, der sich an sich selbst berauschende Zyniker ist das egal. Es ist sein Spiel und er genießt es.
Ich hasse Fury nicht. Ich verachte die Person, die er öffentlich darstellt und ich verachte seine Methoden. Letztlich ist er für mich wie Mumps. Wenn man es hat, darf man sicher sein, dass es auch wieder geht. Usyk verehre ich nicht. Aber ich erkenne an, dass er nicht für Mätzchen in den Ring kommt, sondern um zu boxen. Dabei hat er immer Respekt vor seinem Gegner. Was wichtig ist: Er boxt im Ring, d.h. Er versucht den Fähigkeiten des Gegners mit boxerischen Mitteln zu begegnen. Wie viele andere Boxer in allen Gewichtsklassen geht er in den Ring, um aus sich das Beste rauszuholen und nicht um den Gegner und das Publikum zu manipulieren und letztlich zu verarschen.
Wenn man etwas beklatscht, dann sollte man irgendwann auch einmal hinterfragen, was man da beklatscht. Bei Fury gibt es keinen Grund für Applaus.
Eine Nr. 1 kann seinen Nr.1-Status auch selber wieder verspielen. Fury boxt nicht, er quasselt. Er steht im Ring und verprügelt substanziell unterlegene Gegner und wo es boxerische Gefahr gibt, ringt, schiebt und schubst er, statt die boxerische Lösung zu suchen. Nr. 1? Wenn Fury wieder zum Boxen in den Ring kommt und sein Handwerk ausübt, anstatt das Publikum mit Mätzchen zu unterhalten und den Gegner nach Belieben zu übervorteilen, weil er es kann, dann kann ich Fury als Nr. 1 akzeptieren. Bis dahin halte ich mich an den momentan besten Boxer des Schwergewichts und das ist Usyk egal wann und wie er in die Gewichtsklasse gekommen ist.