Derweil wütet Big John Fury ein bisschen gegen das Team seines Sohnes: "If I had my say, the lot would be gone. If he keeps hold of that team, they’re gonna cost him his career, I’ll say it live on TV. The team around him now, Ben Davison, whatever he’s got in charge of the business needs to have a look in the mirror.” Immer wieder herrlich emotional, diese Furys...
Wobei da mMn schon was dran ist.
Mir hat Fury, lässt man mal seine wilden Kämpfe gegen schlecht eingeschätzte Boxer, in denen Tyson unbedingt dem Heimpublikum etwas bieten wollte, z.B. die Kämpfe gegen Firtha und Pajkic, außen vor, sehr aufgrund seiner Ringintelligenz und seinem Ringinstinkt gefallen. Der 2. Chisorakampf oder Klitschkokampf waren imho im positiven Sinne Lehrstücke.
Gestern verhielt sich Fury lange ungklug und korrigierte das erst später teilweise.
Tyson hat die Eigenheit, sich bei gegnerischen Schlägen, wenn er keine Ausweichbewegungen, d.h. nicht mehr mit ein paar Schritten nach hinten bzw. hinten versetzt den Gegen auf Distanz hält, mehr machen kann /will, nach hinten links rückzuneigen.
Das ist, wenn man den Frame und den Reach Furys hat, eine sehr gute Technik. Ist jedoch nicht so gut geeignet, wenn man einen Cut über dem rechten Auge hat und gegen einen Southpaw mit vglw. guter Schlaghand kämpft. Wenn dann doch ein Schlag mal trifft, weil man zu langsam war, eventuell weil man den Schlag aufgrund des Bluts zu spät gesehen hat, dreht man den Cut jedes Mal schön in den Schlag und dreht sein gutes, noch nicht blutverdecktes Auge vom Gegner weg, so dass man den Gegner, und das was er gerade macht, fast ausschließlich nur mit dem teils blutverdeckten Auge wahrnehmen kann.
Auch warum in den Runden nach dem Cut Fury nicht zumindest ein paar Runden lang versucht hat, Wallin mit dem Jab auf Distanz zu halten, in der Hoffnung, dass man den Cut in den Ringpausen weiter zukleistern kann und Wallin Energiereserven beim Heramstrümen an den Jab verbraucht, habe ich nicht verstanden habe. Als er dann endlich aufgewachte und sich auf Wallin und den Cut angepasste, musste er vorwärtsstürmen, da es für alles andere dann schon zu spät war, aber er hätte vorher schon reagieren können.
Auch dass er versuchte, den Kopf beim Übergang zwischen Halbdistanz und Nahdistanz möglichst voranzustrecken bzw. den Übergang mit Kopf voraus zu forcieren, ist imho ein zweischneidiges Schwert. Auf ESPN+ hat Ward oder Bradley, bin mir nicht mehr sicher, wer von beiden es war, auch genau darauf hingewiesen.
Pro: In dem an den Kopf schnell voran bringt, konnte Wallin aufgrund der geringen Distanz keine richtige Schlagwirkung mehr auf dem Cut entwickeln. Auch gehen mit Stierkopfhaltung Schläge auf den vglw. sicheren Oberkopf und weniger ins Cut empfindlich Gesicht. Beides war wohl auch der Hintergedanke vom Team Fury.
Jedoch bringt diese Heransgehensweise auch immer die Gefahr mit sich, dass sich die Köpfe der Boxer berühren und so der Cut noch erheblich geöffnet wird.