Yo, aber entweder man akzeptiert das, oder man schreibt sich die Finger wund und erzählt immer das gleiche.
Joshua ist nun mal kein "großer" Champion im Stile von Tyson, Holyfield, Lewis, also kann er auch nicht als solcher die Kämpfe gewinnen. Ist nun mal so.
Keiner der drei Big Boys ist ein "großer" Champion. Allenfalls noch Wilder, aber selbst der ist boxerisch arg limitiert.
Und wer die ganzen Sprüche, die im Vorfeld gesagt werden, ernst nimmt, ist selbst schuld.
Und zu Ruiz Jr.
Natürlich hat er "Leistung" gebracht. Welcher andere 130 kilo schwere Fettklops schafft es, 12 Runden gegen AJ stehen zu bleiben und allerhand Bomben wegzustecken?
Das sind nicht so viele.
Er hat nur nicht die "Leistung" gebracht, die DU und andere von ihm erwartet haben, das ist der springende Punkt.
Ja, ich beende gerne das Finger wund schreiben, weil eigentlich alles gesagt ist. Letztlich läuft es auf die Erwartungshaltung heraus, dass haben
@Snipes und
@timeout4u bereits treffend festgestellt. Das liegt im Benehmen jeden Betrachters. Wer daran Spaß findet, dass ein 130 Kg Sandsack ein Kinn hat, die nicht mit letzter konsequenz vorgetragenen Schläge des gegners mit der Murmel über 12 Runden zu stoppen, ohne dass er sich irgendwann die Deckenbeleuchtung von unten betrachtet und das auch noch als Erbringen von "Leistung" ansieht, der mag das so tun. Mein Verständnis hat er dafür nicht, aber darauf kommt es unzweifelhaft auch nicht an.
Wie ich schon schrieb:
AJ ist 30 und hat jetzt 24 Kämpfe auf dem Tacho, dazu keine lange Amateurkarriere und du kommst jetzt mit Lewis vs Vitali (zweifelsfrei zwei herausragende HWs) um die Ecke. Wie stark will man den Maßstab denn noch verzerren?
Wieso verzerrt man einen Maßstab, wenn man vergleichbare Boxer in vergleichbaren Situationen miteinander vergleicht? Forderst Du jetzt für Joshua einen Welpenschutz als Jungweltmeister, der er eigentlich gar nicht ist?
Joshua hat vor dem Kampf getönt, wie er zu gewinnen gedenkt und man kann das auf die übliche Vorkampf-Promotions-Laberei schieben, man kann es eben auch anders deuten. Für mich hat Joshua gezeigt wo er steht und ich sehe mich darin bestätigt, dass er nur eine Interims-Nummer bleibt. Gegen Wilder und Fury sehe ich ihn mittlerweile klar hinten. Nur meine Sicht der Dinge selbstverständlich.
@Roberts
Wie von anderen Usern schon angemerkt: Es gibt eben unterschiedliche Betrachtungsweisen, was das Boxen angeht. Wenn man will, hätte man selbst bei sog. grossen Champions wie Ali, Lewis, Tyson usw. irgendwo und irgendwann ähnliche Kritikpunkte finden und entsprechend begründen können, dass sie ihre Gage für einen bestimmten Kampf nicht verdient haben.
Ich habe nicht behauptet, dass Joshua seine Gage nicht verdient hat. Natürlich finden sich bei allen großen Weltmeistern der Geschichte schwache Kämpfe, fokussiertes Matchmaking, Übervorteilungspraktiken etc.
Mir ging es um eine Bewertung, wie Joshua seine Aufgabe gelöst hat und dazu setze ich unter anderem die Möglichkeiten seines Gegners, die von seinem team geschaffenen Rahmenbedingungen und nicht zuletzt seine eigenen Ankündigungen in ein Verhältnis zu dem, was er im Ring gezeigt hat.
Natürlich kann man den Kampf auch nach anderen Kriterien bewerten, man kann andere Schwerpunkte setzen, man kann sich als Fan u. U. dafür begeistern, dass er den Kampf einfach nur irgendwie gewonnen hat, dass er nach dem Kampf ein paar freundliche Worte für seine Fans übrig hatte, dass er besonders gut aussah oder was auch immer einem Betrachter wichtig ist. Das ist eine rein individuelle Geschichte.
Kann deine Kritik dennoch durchaus nachvollziehen und in einigen Punkten ist sie gerechtfertigt, keine Frage, aber im heutigen Informationszeitalter sollte doch zumindest die Mehrheit der zahlenden Privatleute in Grundzügen wissen, was Profiboxen, was Sport und Unterhaltung ist. Und das ganze Gerede von Ranglisten, Stärken und Schwächen usw.: in der Praxis hat das alles eine völlig andere Bedeutung. Irgend jemand hat beim Boxen immer mehr Vorteile als der andere, das wissen die Sportler. Und zu einem wirklich grossen Kampf gehören immer 2 Boxer und jener entsteht erst im Ring selbst durch den Sport bzw. der lässt sich nicht planen aus meiner Sicht, geschweige programmieren. Letztendlich bleibt der nicht unerhebliche Faktor, dass sich Menschen gegenüberstehen, keine Tiere, Roboter, nicht einmal unfehlbare, auf alles gehorchende Gelddruckmaschinen
Meine Meinung allerdings noch: viele besagte Privatleute sind eher auf Spektakel, Geschichten, Rekorde, Unterhaltung und Skandale jeglicher Art aus, weniger auf den Sport an sich. Denn sonst würden sie mehr vom Boxsport, den Sportlern verstehen, sich einfühlen, informieren und rechnen können, was sie vielleicht erwartet. Ansonsten brauchen sie jetzt nur zum Olympischen Boxen. Da gibt es günstiger und verhältnismässig mehr sportliche Zweikämpfe auf gleichem Level unter den Besten zu sehen, wobei man dort von Kritik auch nicht immer frei ist.
Naja. Jeder Mensch, der die Öffentlichkeit braucht, um seine Kröten zu verdienen, steht in der Kritik. Letztlich unterscheidet sich das Boxen da nicht von anderen Handlungen, die auf ähnliche Weise Offentlichkeit erzeugen und benötigen.
Wenn ich in ein Konzert eines (auch nach eigenem Anspruch) weltbesten Tenors gehe und der beherrscht seine Partie nicht, singt hörbar immer wieder falsch oder ohne Brillianz, dann brauche ich nicht selber gesungen zu haben oder mich in die Schwierigkeiten und Komplexität der technischen Voraussetzungen für eine ausgebildete Stimme hineinzuversetzen, um zu erkennen, wenn Töne nicht getroffen oder der Vortrag handwerklich maximal solide ausfällt. Wer in der Öffentlichkeit sein Können präsentiert, um damit Geld zu verdienen, stellt sich im Hinblick auf die Leistung auch der Kritik und wird dabei auch immer am eigenen Anspruch gemessen. Daran ist nichts Verwerfliches, Ungerechtes oder Ehrenrühriges.