Das beste was man über das Comeback sagen kann: Es war wie früher, nur mit Werbung.
Ich war überrascht, dass uns Universum so ein halbgares Gericht serviert. Dunkle Halle, Musikprobleme, bestes Ringrichter/Ansager/Funktionärs-Englisch der Marke Weidenfeller; schon der Name 'Sprott' wurde gestern in drei Versionen vergewaltigt (Gewinner: 'Schbrott'). 'Se Meschien' Chakhiev wusste nach dem Aufruf vermutlich auch nicht, dass er damit gemeint war.
Das Frauenboxen war mal wieder die Schlaftablette des Abends, da muss man nicht drüber reden. Fangen wir mit Boytsov an: Der musste eine Menge Rost abschütteln; dafür war der Auftritt okay, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Der Gegner pumpte nach zwei Runden schon, rettete sich jedoch tapfer über ein paar Durchgänge. Keine Ahnung, wie er das gemacht hat. Entweder wollte Boytsov ihn stehen lassen, um das "Ringgefühl" auszukosten. Oder er konnte nicht schneller. Dann wartet noch sehr, sehr viel Arbeit auf ihn. Sei's drum. Locker rausgeboxt endet so ein Kampf spätestens in der dritten Runde. Die Brechstange muss man ihm noch abgewöhnen.
Der Sieg vom Klingelmann-Tyson war wohl die Überraschung des Abends; auch wenn Gomez einarmig boxen musste, war seine Leistung größtenteils erschreckend. Die Vielzahl der klaren und harten Treffer auf Seiten des kleinen Mannes rechtfertigen die Punktentscheidung. Schön, dass er nicht betrogen wurde.
Zum Hauptkampf: Wie kommt man darauf, dass Dimitrenko eine gute Beinarbeit hat? Weil er sich viel bewegt? Nö, dieses Zappeln ist ganz und gar nicht gut, vor allem nicht, wenn ein großer, mit Reichweitenvorteilen gesegneter Mann wie Dimitrenko von kleineren Leuten so leicht zu treffen ist. Da nützt dieses Rumgaloppieren nichts, im Gegenteil. Das wirkt nicht souverän, sondern fahrig (Nervenkostüm?). Ich bin doch immer wieder aufs Neue irritiert, dass ein behutsam ausgebildeter Boxer gar keine Mittel hat, die Distanz zu kontrollieren. K-e-i-n-e. Dazu gehört neben dem Jab in erster Linie eben die Beinarbeit. Sprott landete soviele gute Treffer, dass man gar nicht weiß, wo man mit der Kritik anfangen soll.
Das Ende ist natürlich ein Witz. Wenn man den Briten schon veräppeln will, hätte man ihm wenigstens ein Unentschieden geben können. Dann wäre er anständig verabschiedet worden. So jubelt halt der Gegner über seinen 100-Punkte-Vorsprung, obwohl die Augen so zugeschwollen waren, dass sich ernsthaft drüber diskutieren ließe, ob er die Punktzettel überhaupt noch hätte selber lesen können.
(Den Kommentar fand ich übrigens ganz okay. Preuss hat sich imo sehr gewissenhaft auf die Kämpfe vorbereitet)