Sorry, wenn ich mich der Begeisterung für Vitalis Leistung nicht uneingeschränkt anschließe. Ich bleibe aber dabei.
Ja, Vitali hat Adamek nach Belieben dominiert. Man kann geradezu sagen, dass er mit Adamek gespielt hat - inklusive einiger Auszeitrunden, wo er wenig gemacht hat und trotzdem die Runde noch gewonnen hat, weil Adamek völlig überfordert war. Adamek war nicht schnell genug und war auch nicht beweglich genug. Wenn er überhaupt mal versuchte in den Mann zu springen, dann blieb er fast immer zu kurz. Kurzum: Beeindruckend dominante Leistung von Vitali.
War das alles, was man sehen konnte?
Ich meine: Nein. Drews lies sich darüber aus, dass es angeblich Vitalis Schwäche sei, im Rückwärtsgang zu boxen und dass das Team Adamek sich dies ausgeguckt hätte und diese Schwäche zu nutzen versuchen würde. ********. - Vitali kontert auf seine bekannt unorthodoxe Weise gerade im Rückwärtsgang oder nach seinen ungelenken aber effektiven Sidesteps.
Wenn man eine Chance gegen Vitali haben will, dann muss man Vitali den Kampf machen lassen, schnell auf den Beinen sein und sehr beweglich im Oberkörper Vitalis Schläge meiden, um ihn dann abzukontern. Genau das konnte man bei Solis im Ansatz sehen. Natürlich war die nicht mal vollständige Runde sehr kurz und Auftaktrunden sind häufig Abtastrunden oder Runden, in denen ein Boxer erst einmal in den Kampf finden muss. Trotzdem, Vitalis Jab kam in dieser Zeit gegen Solis sehr schlecht (Was auch an Solis lag, siehe Haye gegen Wladimir) und die Haken als Konter geschlagen gingen überwiegend vorbei, während Solis in dieser kurzen Zeit Vitali besser traf, als Adamek Vitali im ganzen Kampf. Wenn es um eine Strategie geht, die überhaupt eine Chance einem deutlich kleineren Gegner einräumt, dann scheint es mir diese zu sein. Das war mein Punkt mit Solis. Man kann damit natürlich nicht prognostizieren, wie ein Kampf Solis gegen Vitali über die mögliche Rundenzahl verlaufen wäre, aber darum ging es auch nicht, sondern um die Frage, wie eine Strategie eines deutlich kleineren Boxers aussehen müsste.
Kann Haye eine solche Strategie umsetzen? Gute Frage. Er hat Wladimir auf flotten Beinen mit sehr beweglichen Oberkörper zeitweilig gut neutralisiert, den Jab gut vermieden und selber einen Jab etablieren können. Meines Erachtens nach ist das eine Art zu boxen, die Vitali nicht schmecken dürfte. Ich fand im Gegensatz zu Drews und einigen Nutzern hier Vitali nicht beindruckend schnell sondern Adamek überraschend lahm. Das reine Bewegungstempo und der Handspeed waren nicht hoch. Der Jab von Vitali war vielfach eher geschoben denn geschlagen (was nichts neues ist), viele seiner Konter gingen ins Leere, viele seiner Haken im Angriff auch, der Aufwärtshaken blieb suboptimal und das gegen einen Gegner, der eher eindimensional und zweifelsfrei nicht sehr flott und beweglich boxte. Sorry, wenn ich das moniere und ich darin einen weiteren Abschwung sehe, aber ich bleibe dabei.
Meine Schlussfolgerung bleibt daher, dass Haye vieles davon, was Vitali schlägt, meiden könnte. Wie gegen Wladimir reicht das alleine natürlich nicht, um einen Kampf auch zu gewinnen. Ich fand Hayes Leistung gegen Wladimir offensiv wenig inspirierend und wenn er so gegen Vitali boxt, wird er denn Kampf nicht gewinnen können. Das bedeutet aber nicht, dass es von seinen Fähigkeiten/seinem Potenzial her für ihn keine Möglichkeit gäbe, anders zu boxen und deutlich mehr Zustande zu bekommen als Adamek. Mehr habe ich eigentlich nicht behauptet. Ich habe mit meinem Aussagen Haye nicht zum Sieger erhoben, sondern nur etwas zu seinen Chancen gesagt. Das kann man selbstverständlich auch anders sehen.
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Trotz aller Dominanz und Ringintelligenz merkt man, dass Vitali im Alter immer mehr an Geschwindigkeit und Reaktionsschnelligkeit einbüßt. (Was ja auch selbstverständlich ist). Gegen Solis und Haye sehe ich ihn bis jetzt dennoch immer als klaren Favo, weil er durch seine Überlegenheit in den anderen Bereichen seine Geschwindigkeitsnachteile wettmachen kann, aber die Zeit läuft gegen ihn.