Beim Anblick dieser Position stellt sich die Frage, ob es nicht sinniger gewesen wäre Kevin Love statt Russell Westbrook zu draften. Natürlich ist der Aufbau mit Earl Watson alles andere als optimal besetzt, aber mit Durant hat man bereits einen Spieler mit Starpotenzial im Backcourt, sodass ein Backcourt-Partner sich einfacher finden lässt als ein guter Frontcourt-Spieler. Love passt von den Anlagen (Wurf, Passspiel, Spielverständnis) auch hervorragend zu Kevin Durant und Jeff Green auf den Flügelpositionen. Greens Wurfschwäche (für einen SF) kann etwas kaschiert werden; Green wäre mit Love effektiver und könnte auch öfter direkt am Korb abschließen. Und mit Durant würde das Zusammenspiel wohl auch funktionieren (bei Cuts oder wenn Durant sich mit dem Rücken zum Gegner positioniert; Loves Passfähigkeiten könnten sich auszahlen). Westbrook hingegen muss erstmal beweisen, dass er zukünftig neben Durant funktioniert.
Brandon Jennings, Ty Lawson oder Darren Collison in der nächsten Draft, Kirk Hinrich via Trade oder ein Raymond Felton in der nächsten Free Agency wären mögliche Alternative für die Eins gewesen.
Aber wenn Love bloß die neue Version von Jon Koncak wird und Westbrook hingegen Terrell Brandon II, dann hat Presti die richtige Wahl getroffen.
Diese Frage habe ich mir auch schon häufiger gestellt. Anderseits hat OKC soviele Baustellen (PG/ allg. Frontcourt), dass man nunmal irgendwo anfangen muss. Die Verantwortlichen haben sich zunächst für den Backcourt entschieden. Ob das die richtige Wahl war, wird man sehen - vielleicht sogar schon ansatzweise nach dieser Saison.
Mir persönlich hätte ein Big-Man auch besser gefallen. Wie du richtig sagst, bringen je ein potenzieller Star im Back- und Frontcourt mehr als allein zwei "Stars" im Backcourt. Was mir bei Love gefällt ist sein starkes Pass- und Lowpost-Spiel. Ohne Zweifel beides Fähigkeiten, die OKC gut zu Gesicht gestanden hätte. Watson/Durant/Green/Wilcox (Collison)/Love liest sich auf dem Papier besser als Westbrook/Durant/Green/Wilcox/Collison. Darüber hinaus vertrete ich grundsätzlich immer die Meinung, dass man im Zweifel lieber den Big-Man als den Guard draften sollte. Auch ist es in der Free Agency vergleichsweise immer leichter einen soliden Aufbauspieler zu finden als einen guten Big-Man. Aufgrund der Unattraktivität des Standorts OKC und die damit verbundene erhöhte Schwierigkeit fähige Spieler per Free Agency zu verpflichten, hätte ich mit dem Draft auch erst die Lücke im Frontcourt versucht zu schließen. Vielleicht schreckte Presti auch vor einen weiteren "Risiko-Draft" auf den großen Positionen zurück, weil die letzten Jahre in diesem Punkt nicht gerade erfolreich waren (Swift nur Verletzungen, Collison nicht mehr als ein Rollenspieler, Petro bzw. Sene immer noch Projekte).
Sollte er nicht zeigen können, dass er die Eins in der NBA spielen kann, gibt es Probleme, denn im Gegensatz zu Off-Guards wie Kobe Bryant, Dwyane Wade oder Brandon Roy braucht Durant meiner Meinung nach einen richtigen Aufbauspieler (muss kein Topstar sein). Roy & Co. und deren Teams kommen auch mit verkappten Shooting Guards als Backcourt-Partner/Einser zurecht, aber Durant fehlt das Ballhandling und die entsprechenden Playmaking-Fähigkeiten.
Ich traue Durant in diesem Punkt schon einiges mehr zu als er in seiner Rookie-Saison gezeigt hat. Natürlich hast du aber recht, dass er nie ein so guter Passer wie die genannten Spieler sein wird.