Vor dem Lauberhorn-Rennen gab es im Schweizer Fernsehen eine Diskussion mit Klammer, Girardelli, Kernen rund ums Lauberhorn. Allen dreien ist die dauernde Entschärfung der Abfahrten (beim Lauberhorn: Brüggli und Ziel-Sprung) eher sauer aufgestossen, das verleite die Abfahrer nur zu noch mehr Risiko. Girardelli hat es gut gesagt: Früher musste man wirklich abschätzen, mit wie viel Risiko man einen Abschnitt nimmt und gegebenenfalls auch etwas Tempo rausnehmen. Heute gehe es fast nur noch darum von oben bis unten mit vollem Risiko durchzubrettern und zu hoffen, dass man keine Fehler mache... mit taktischem Fahren habe man absolut keine Chance mehr.
Hab die Diskussion auch verfolgt.
Ich bin nicht der Meinung der 3 "älteren" Herren. Grundsätzlich kann man heute mit dem deutlich besseren Material fast jede Kurve ohne Drift durchfahren. Das wiederum heisst, dass der Fahrer bei den Schlüsselstellen wo füher sowieso gedriftet wurde, halt heute mit etwas mehr Risiko die Kurve ohne Rutschphase durchfahren werden kann.
Die Frage ist jetzt wie frei der Fahrer wirklich noch ist? Kann er sagen, dann rutsch ich halt durch die Kurve / fahre taktisch um dich zu zitieren. Ich denke er ist eben nicht frei in der Entscheidung, wenns andere schaffen musst du das Risiko eben auch nehmen. Es ist heute aufgrund des Materials viel mehr eine Frage von "klappts oder klappts nicht", nicht etwas zwischen drin.
Ich glaub an der letzten WM gabs zuletzt eine Abfahrt wo es so steil war, dass tatsächlich noch gedriftet werden musste. Aber auch wenn damals Cuche gewonnen hat, wirklich ansehnlich war das nicht und fast alle haben sich am Schluss beschwert (ausser die auf dem Podest versteht sich
). Die Frage ist einfach ob man zu so was zurückkehren möchte. Man muss die Kurven dann so gestalten, dass driften zwingend nötig ist ... beim momentanen Material heisst es vermutlich den Schwung komplett zerstören, sonst wird trotzdem gecarvt.
Zum Rennen:
Relativ zum Training war die Abfahrt sicher zu schwer für den Durchschnitt der Frauen. Man hatte einfach Dusel, dass niemand ernsthaft verletzt wurde. Aber üble Stürze wo Schlimmeres hätte passieren können, gabs nun wirklich genug. Wirkliche Top-Skifahrerinnen wie Riesch hatten nach meiner Einschätzung Angst, das war nicht mehr Respekt. So sollte es nicht sein.
Auf den Zielsprung zu hätte man es so setzen müssen, dass man genügend Vorbereitung für den Sprung gehabt hätte, das ist mir besonders negativ aufgefallen. Aber vermutlich hat sich das Übel aus der eisigeren / schnelleren Piste ergeben.