Saison 19/20: geht in der Sonora-Wüste die Sonne endlich wieder auf?
Nach einer höchst umstrittenen und viel diskutierten Offseason, startete die schwer gebeutelte Franchise einen neuen Versuch, sich in der NBA wieder einen Namen zu machen. Die glorreichen Zeiten sind längst vergessen. Selbst die Schatten von Nash und Dragic sind nirgends mehr zu finden. Die übrig gebliebene und stark geschrumpfte Fanbase übte sich in Selbstironie und dem Prinzip „die Hoffnung stirbt zuletzt“. Die Franchise mit ihrem allseits beliebten Owner ließ in diesem Jahrzehnt kein einziges Fettnäpfchen aus und so begann diese Saison wie alle anderen davor auch:
Zweifel → noch mehr Zweifel → Hoffnung → Mut → Zweifel → Depression → Hoffnung
Vor der Saison wurde ich mit der Zeit immer optimistischer und es sollte sich am Ende auszahlen. Bereits in der Preseason wurden wir angenehm überrascht und die Suns spielten zu Saisonbeginn wie die „Heat light“. Von dem Basketball, den Monty Williams in New Orleans spielen ließ, war absolut nichts zu sehen. Stattdessen erinnerten viele Ansätze an Spoelstra und Miami, eben ein passlastiges System, welches jeden Spieler einbindet und viele Vorteile mitbringt. Mal ganz davon abgesehen macht Basketball so mehr Spaß, als eine alternativlose Booker-One-Man-Show mit 12 Notwürfen pro Spiel.
Im ersten Saisonspiel wurden die Kings abgeschossen und das Prinzip „Hoffnung“ schlug natürlich gleich wieder in grenzenlose Euphorie um. Suns-like hielt diese Euphorie keine 24 Stunden an, da ein gewisser Herr Ayton suspendiert wurde:
Zweifel → Hoffnung → Mut → Depression
Es blieb also alles beim Alten, die Suns und ihre Angestellten blieben sich treu. Doch dann begannen die Festspiele von Baynes, der über einen kurzen Zeitraum wie ein Star aussah und von Downtown gefühlt jeden Wurf getroffen hatte. Nach einer knappen Niederlage in Denver folgten die nächsten Highlights wie z.B. die Siege gegen die Clippers, Sixers und Nets. So standen die Suns nach 11 Spielen bei 7:4 inkl. zwei Niederlagen mit einem Punkt Unterschied.
Depression → Hoffnung → Euphorie
Leider kam danach das verfluchte Heimspiel gegen die Celtics. Wenige Minuten vor dem Spiel musste Rubio verletzungsbedingt passen und während des Spiels bekam Baynes ziemlich böse einen mit. Baynes fiel danach aus und Rubio war über Wochen hinweg nie wirklich fit. Dahin war sie, die Stabilität. Die nächsten Spiele gingen 1:6 aus und wir landeten wieder auf dem Boden der Tatsachen.
Euphorie → Zweifel → Depression
Ayton’s Abwesenheit tat unheimlich weh und nun begannen die Festspiele von Frank the Tank. Anfangs war es noch etwas belustigend, aber es war ein einziger Albtraum. Kaminsky warf alles rein, aber man kann aus einem langsamen und schwachen Spieler keinen Modellathleten machen. Die Gegner attackierten Kaminsky immer mehr und damit war den Suns der Zahn gezogen. Es tat beim zuschauen echt weh, weil man mit Kaminsky gelitten hat. Er musste eine Rolle übernehmen, für die er nicht ansatzweise gemacht war. Phoenix schleppte sich irgendwie nur noch von Spiel zu Spiel und von den „Heat light“ war immer weniger zu sehen. Es folgten sogar noch 8 Pleiten in Folge, inkl. einer hochpeinlichen Niederlage gegen Golden State. Der Record stand plötzlich bei 11-20.
Depression → Ernüchterung → sehr viele Zweifel
Der durchschnittliche Suns-Fan fühlte sich mal wieder bestätigt und es lief alles schief. Ayton war nach 25 Spiele Sperre zurück und jener verletzte sich selbstverständlich direkt beim Comeback. Die Fanbase wütete und wollte Ayton sofort traden.
Bis Corona ist die Saison dann relativ schnell erklärt. Phoenix spielte mehr oder weniger wie ein .50er Team. Es gab gute und schlechte Phasen. Letztendlich fehlte es dem Team an Qualität, Tiefe und Konstanz. Wenig überraschend hängt alles miteinander zusammen. So kämpfte man sich durch die Saison und im Grunde wusste niemand so recht was man nun an dem Team hatte. Jung? Ja. Talentiert? Ja. Wie talentiert? Hmmm?
Die Ansätze waren zweifellos positiv. Hier ist gerade die Entwicklung von Bridges zu nennen…oder die defensive Entwicklung von Ayton…Booker’s Playmaking…Rubio’s Fähigkeit für Stabilität zu sorgen…Cam Johnson’s astreiner Wurf…
…das Schönste für mich war, dass der junge Kern gemeinsam nicht nur funktionierte, sondern zu den besten Lineups der Liga gehörte. Das sind eben die Dinge, an denen man sich aufhängt, wenn das Team 10 Jahre lang im Niemandsland rumdümpelt.
Nach der Corona-Pause bestätigte das Team in Orlando all die positiven Ansätze und das ohne Oubre und Baynes. Bekanntlich folgte ein 8:0 mit einigen Highlights. Es sah längst nicht alles rund aus, aber eine DNA und Identität war spürbar zu greifen. Das Team erinnerte an den Saisonstart + den saustarken Spielern Mikal Bridges und Cam Johnson. Die Saison wurde mit .466 abgeschlossen und das ist unter allen Umständen und Voraussetzungen mMn ein sehr gutes Ergebnis.
Dieses Team sammelte 27,2 Assists pro Spiel und das ist Ligaspitze. Nun bedeutet das erstmal nicht viel. Memphis ist auf Platz 2 und auf Platz 3 tummeln sich die Pelicans. Viele Assists versprechen keinen erfolgreichen Basketball. Am Ende ist es immer eine Frage der Qualität. Trotzdem ist dies ein vielversprechender erster Schritt, um in den kommenden Jahren die nächsten Schritte machen zu können. Mit genügend Qualität und weniger Drama funktioniert Monty’s Basketball. Da lege ich mich fest.
Zudem war das Team erneut komplett neu zusammengestellt. Wichtige Bereiche wie z.B. Automatismen werden in Zukunft sicherlich nicht schlechter werden. In den letzten Tagen erinnerten mich Kimmich, Gnabry, Goretzka, Süle und Sane an unsere fünf Jungs. (Book, Ayton, Bridges, Oubre, Johnson = alle gleich alt + alle befreundet.) Nach dieser Saison muss das Management es einfach hinbekommen, dieses Talent zusammenzuhalten, diese großartige Teamchemie weiterzuentwickeln und passende Spieler zu addieren.
Zweifel → Hoffnung → Euphorie
Passend dazu entlässt Sarver gefühlt die halbe Franchise und es folgen Berichte, dass er sparen möchte/muss. Also fragt man sich wie das in diesem Westen nun wieder funktionieren soll, um irgendwie mal wieder oben dabei zu sein?
Euphorie → Zweifel → Depression
Sarver kann für Corona nichts und niemand sollte ihm etwas vorwerfen, da wir nichts von ihm und seinem Kontostand wissen. Trotzdem passt es halt ins Bild. Seit er 2004 den Laden gekauft hat, ging es nur darum Geld zu sparen/verdienen. Wenn dieses aufstrebende Team ausschließlich deshalb eingebremst wird, wäre dies unglaublich schade. Aber Hauptsache man schmeißt das Geld für Warrick, Hedo und Knight zum Fenster raus.
Laut bkref:
ORtg: 111.7 (Platz 12)
DRtg: 111.4 (Platz 17)
Defensiv (vor allem dank Ayton) ist mMn noch ganz viel Luft nach oben und offensiv ebenso. Die Bank bzw. die fehlende Tiefe hat es mal richtig verbockt. Anders kann man es nicht sagen. Mit mehr Qualität und Tiefe ist da jeweils ein Top10 Platz möglich. Die Frage ist was Sarver vor hat und ob es Jones/Bower diesmal hinbekommen?
Zweifel → noch mehr Zweifel → sehr viele Zweifel
Die Suns waren in dieser Saison das 10. schnellste Team und das ist ganz nach meinem Geschmack. Genau diesen Basketball wünsche ich mir. Unter Monty gibt es wunderbare Umschaltmomente (Booker und Oubre sind in Transition überragend) und auf der anderen Seite spielen sie ruhig ihren Stiefel runter. Rubio und Booker haben teilweise wunderbar das Tempo kontrolliert. In der Vergangenheit war das System „wir rennen jetzt blind vor, weil wir nichts anderes können“.
Beim TS% lag das Team auf Platz 7 und auch hier habe ich oft angesetzt. Durch Monty’s System sind die Spieler im Rhythmus. Jeder ist Teil des Ganzen und das half den Rollenspielern. Gerade spielintelligente Spieler wie Bridges und Johnson profitierten davon. Die Jungs stellen Blöcke, cutten und laufen von rechts nach links das es einem ganz warm ums Herz wird. Ich will gar nicht wissen, wie oft Rubio den Pass auf Bridges nach einem erfolgreichen Cut durchgesteckt hat.
In der Freiwurfquote landete man sogar auf Platz 1 und das heißt: Freiwürfe ziehen! Dies gilt vor allem für den Diuretika-Boy. Die Effizienz würde noch einmal hochgehen und das muss unbedingt das Ziel sein, vor allem, wenn man sieht, wie gut sie teilweise im Halbfeld verteidigen (könnten).
Lieber Dr. Jones:
Monty’s System ist dafür gemacht, um freie Würfe zu kreieren. Die Suns benötigen mehr Schützen. Platz 16 und 35,8% sind viel zu wenig. Die Heat stehen übrigens auf Platz 2 mit 37,9% und das ist bei dem Volumen ein wichtiger Unterschied. Bezüglich dem Volumen muss ebenfalls etwas gehen. Platz 20 ist auch zu wenig und hier wird eine bessere Effizienz in der Offensive definitiv liegengelassen.
So kann man natürlich in allen Bereichen weitermachen. Verbesserungspotential gibt es bei einem Durchschnittsteam immer. Entscheidend ist für mich, dass potentielle Verbesserungen realistisch sind und dies kreiert Hoffnung.
sehr viele Zweifel → Hoffnung
Fazit:
Wenn das Trio Sarver/Jones/Bower es jetzt nicht hinbekommt, dann sollen sie alle aufhören. Ich weiß nicht, welche Voraussetzungen es noch benötigt, um ein schlagkräftiges Team auf die Beine zu stellen. Der Kern ist vielleicht nicht perfekt, aber ziemlich nah dran. Es ist nicht schwer um Booker/Ayton ein Team zu bauen und viele Puzzleteile sind bereits da. Zudem ist es eher selten, dass sich die Jungs auch noch so gut verstehen, auf und neben dem Court.
Lieber Robert,
verkauf Malle, plündere das Bankkonto und investiere in dieses Team.
Hoffnung → riesige Zweifel